Wir Deutschen brauchen für gewöhnlich ein bisschen länger, bis wir uns an neue Zahlungsmittel gewöhnen. Noch immer ist uns offline das Bargeld am liebsten – zumindest in der digitalen Welt nutzen wir aber vermehrt moderne Zahlungsmethoden. Ganz klar die Nase vorn hatte lange Zeit PayPal. Doch auch andere Zahlungsmittel sind mittlerweile auf dem Vormarsch – und der Zahlungsgigant PayPal muss mit ernstzunehmender Konkurrenz rechnen.
Klarna hat neuen Großinvestor auf seiner Seite
Über Klarna ist fast jeder Deutsche schon gestolpert. Seit geraumer Zeit ist die Zahlungsmethode, die in Schweden entwickelt wurde, in vielen Online-Shops Standard. Auch Plakatwerbung sowie Influencer-Werbung auf Social-Media-Kanälen sind sehr präsent. Man rührt also ordentlich die Werbetrommel – und das mit Erfolg. Jüngst hat sich Klarna nun einen Beteiligungskonzern ins Boot geholt. Mit Softbank an seiner Seite ist es dem Bezahldienst gelungen, eines der am höchsten bewerteten Fintech-Unternehmen weltweit zu werden. Es wurde bekannt, dass Softbank und andere Investoren den Wert um etwa 639 Millionen Dollar aufstockten. Für Klarna bedeutet das, dass sich auf dem Papier ein Wert von vielen Milliarden Dollar ergibt. Die Rede ist aktuell von etwa 46 Milliarden Dollar, mit dem sich das Fintech-Unternehmen brüsten kann. In Schweden scheint man also genau zu wissen, wie moderne Zahlungsmethoden an den Mann oder die Frau zu bringen sind. Das beobachten wir zum Beispiel auch bei Trustly. Dieses Unternehmen stammt ebenfalls aus Schweden und hat seinen Börsengang zwar verschoben, spielt aber ebenfalls ganz oben mit. Wobei „spielen“ ein gutes Stichwort ist, denn Trustly hat sich vor allem auf den Glücksspielmarkt spezialisiert. Die moderne Zahlungsoption Pay N Play hat den Online-Glücksspielmarkt revolutioniert und ermöglicht es, mit wenigen Klicks Ein- und Auszahlungen vorzunehmen. Das kommt gut an bei Spielern aus aller Welt, denn der schnelle Zugang zu den Spielen ist Nutzern besonders wichtig.
Im Hause Klarna sieht es dann sogar noch rosiger aus. Vergleicht man das Unternehmen mit Konkurrenten aus dem Westen, gibt es gerade einmal einen Anbieter, der noch höher bewertet ist. Dabei handelt es sich um Stripe, dieses Unternehmen hat einen Wert von etwa 95 Millionen Dollar. Stören dürfte sich Sebastian Siemiatkowsi daran nicht. Im Jahr 2005 hat dieser Klarna mit zwei Kollegen gegründet und verkündete völlig zurecht, dass er stolz sei auf das, was man in den letzten Jahren geschafft habe. Auch auf die die Investoren ist man stolz, denn schließlich zeigt sich daran, dass auch Großinvestoren das Potential dieser Zahlungsmethode erkennen.
Unternehmensstrategie hat sich im Laufe der Zeit geändert
Als Siemiatkowski und seine Geschäftskollegen im Jahr 2005 mit Klarna an den Start gingen, hatte man noch keine Ahnung von dem, was sich aus dem Konzept entwickeln würde. Bis heute ist er der Geschäftsführer der Firma, der Kurs hat sich aber geändert. Zu Beginn wollte man die Kreditwürdigkeit von Käufern im Internet automatisch errechnen lassen. Gegen einen kleinen Betrag wollte man außerdem den Händlern das Ausfallrisiko bei Rechnungskäufen abnehmen. Entwickelt hat sich daraus ein gigantisches Unternehmen, welches unterschiedliche Serviceangebote für Ein- und Verkäufe unterstützt. Aktuell sind es über 250.000 Händler, die auf Klarna setzen. Entsprechend steigt auch die Anzahl der Kunden, momentan liegt diese bei 90 Millionen. Hierzulande wird Klarna zum Beispiel gern bei der deutschen Bahn, Saturn oder Online-Modeshops wie Zara genutzt.
Echte Konkurrenz für PayPal
Die Erfolgsgeschichte, die das schwedische Unternehmen in den letzten Jahren schrieb, macht deutlich: PayPal hat Konkurrenz bekommen. Eigentlich galt die E-Börse als DAS Zahlungsmittel. Nicht nur in Deutschland, auch in vielen anderen Teilen der Welt hat sich PayPal einen Namen gemacht. Klarna bezeichnet sich selbst nun als eine Bezahlmethode der nächsten Generation. Man sei sich sicher, dass man ein Verständnis für moderne Bedürfnisse der Nutzer habe und Entwicklungen erkenne.
Wer sich nun fragt, woher Klarna denn eigentlich seine Einnahmen bezieht: Am wichtigsten sind dabei die Gebühren, welche Händler an das Fintech-Unternehmen zahlen müssen. Händler bieten die Bezahlmethode deshalb gern an, weil sich die Kunden über die einfache Abwicklung freuen. Klarna ist übersichtlich und sicher, eine Zahlung außerdem schnell erledigt. Natürlich können Zahlungen auch am Smartphone durchgeführt werden – so, wie es sich für einen hochmodernen Bezahldienst gehört. Außerdem hat Klarna vor einigen Jahren Sofort übernommen. Durch die Übernahme des bayerischen Bezahldienstes konnte sich Klarna auf dem deutschen Markt weiter an die Spitze kämpfen.
Klarna steht trotz des Erfolgs auf dem Prüfstand
Einfach, unkompliziert und fast überall verfügbar: Klarna wird von uns Deutschen gern genutzt. Wie bei jedem anderen Bezahldienst auch gibt es aber immer wieder kritische Betrachtungsweisen. Bei Klarna wird beispielsweise aktuell untersucht, wie gut der Datenschutz des Unternehmens ist. Eine Behörde klärt, ob die Kundendaten vertraulich behandelt werden. Ebenso kritisieren Kunden selbst mitunter den Support der Fintech-Firma. Immer wieder gibt es Beschwerden bezüglich der Erreichbarkeit. Auch die Mahngebühren stehen in der Kritik, fallen diese doch recht hoch aus.
Den Erfolg des Unternehmens kann das aber bislang nicht mindern. Man gibt sich modern, witzig und unkonventionell. Das zeigt sich auch an der Werbung, die Klarna schaltet. Ausgewählte Influencer und Promis machen Werbekampagnen für den Bezahldienst. Darunter zum Beispiel Snoop Dogg, den man für seine windige Lebensweise kennt. Gerade jüngere Menschen schätzen die Lockerheit, die Klarna ausstrahlt. Flexible Zahlungslösungen und ein moderner Auftritt, der nichts gemein hat mit eingestaubten Bankgeschäften, die jüngere Menschen mit konservativ gekleideten Bankangestellten verbinden. Der Trend geht also immer weiter hin zu digitalen Zahlungsmethoden, die uns das Leben einfacher machen – und hoffentlich dennoch unsere Daten schützen. Ob Klarna in nächster Zeit in diesem Zusammenhang mit lauter werdender Kritik rechnen muss, bleibt abzuwarten. Bislang stehen die Segel für die Schweden nach wie vor auf Erfolgskurs.
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