LichtBlick(e) des Fußballs II.

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Wer wischt das Blut weg?
Die etwas andere Fußball Kolumne

Es ist eine fremde und seltsame Welt!
85 Stunden! Nee, das ist kein neuer Blockbuster aus den USA und nicht die Zeit, bis der Ball in der Fußball-Bundesliga wieder rollt. Und auch nicht die Zeit, bis der FC Bayern München vermutlich feststellen wird, dass Alexis Sanchez selbst beim deutschen Vorzeigeverein das Gehaltsgefüge sprengen würde…
85 Stunden benötigt Christiano Ronaldo um das LEBENS-Einkommen einer Pflegekraft (nein, das Thema Pflege führt mich heute nicht unweigerlich zu Kevin Großkreutz) oder Krankenschwester zu generieren, sofern man davon ausgeht, dass Mann oder Frau in diesem harten, wichtigen und unverzichtbaren Job 45 Jahre tätig sein kann.
Ja, ich gebe es zu, dass ich den portugiesischen Poser nicht mag. Ebenso wenig seinen Verein Real Madrid. Das liegt wohl auch daran, dass ich mich seit langem an der Ästhetik des spanischen Rivalen aus Barcelona erfreue. Xavi und Iniesta verkörperten für mich die höchste Fußballkunst über viele Jahre.
Natürlich hätte ich bei dem Gehaltsvergleich auch Messi oder meinen persönlichen Favoriten Neymar nennen können. Habe ich aber nicht und das hat Gründe. Ronaldo ist ein außergewöhnlicher Fußballer, einer der besten in der Geschichte dieses Sports. Aber seine Gestik und Mimik finde ich zum Kotzen. Ins Bild passt auch, dass seine Wachsfigur in einem Madrider Museum einmal monatlich die Haare von einem Frisör gestylt bekommt. Für die Gage dieses zweistündigen Frisierens sitzt vermutlich eine Verkäuferin einen Monat an der Kasse…

 

Nein, ich neide ihm seinen Reichtum und seinen Erfolg nicht. Neid und Missgunst sind Tugenden, welche mir völlig fremd sind. Ronaldo besitzt ein außergewöhnliches Talent wie auch manche Musiker, Schauspieler, Maler oder Schriftsteller. Dies soll und muss auch entsprechend honoriert werden. Aber das Maß ist überschritten, weit überschritten. Dafür kann natürlich der gute Herr Ronaldo ebenso wenig wie Rihanna oder Will Smith. Es ist das System aus Kommerz und Verdummung.

Der Kommerz im Fußball nimmt mittlerweile Formen an, die äußerst bedenklich sind und für die Zukunft nichts Gutes erahnen lassen. Es gibt immer weniger Fußball im Free-TV und das Ende der Entwicklung ist noch gar nicht absehbar. Späte, kinderunfreundliche Anstoßzeiten. Verlegung einzelner Spiele auf Montag um noch mehr Profit zu ziehen. Mehr als fragwürdige und dubiose WM-Austragungsorte, die ausschließlich dem Kommerz aber nicht dem Sport dienen. Einen Weltfußballverband, der einer kriminellen Vereinigung gleicht. Übernahme von Vereinen durch dubiose Investoren, die mit dem Sport an sich rein gar nichts am Hut haben.
Diese Liste ließe noch lange fortsetzen.

Wenn’s so weiter geht, schafft sich der Volkssport Nr. 1 selbst ab, bzw. verliert seine wichtigste Zielgruppe, die echten Fans. Den fußballverrückten Enthusiasten, der sein Team begleitet, sich mit seiner Mannschaft freut oder leidet.

Das, was in Asterix das kleine gallische Dorf ist, gibt es zum Glück auch noch in der Bundesliga. Einen echten Verein, keine Aktien- oder sonstige Kapitalgesellschaft. Ein Club, in dem jeder Verantwortliche weiß: Funktionäre, Trainer und Spieler kommen und gehen, aber die Fans bleiben. Ein Verein, dessen Herz die treuen und leidensfähigen Fans sind, ohne die er untergehen würde. Das ist mein Verein: Der FC SCHALKE 04.

Natürlich ist in Gelsenkirchen auch nicht alles Gold was glänzt. Über Kapitalgeber wie GAZPROM muss man sich nicht unbedingt freuen. Auch die Personalpolitik der letzten Jahre kann und muss man kritisieren. Und dass wir nächste Saison unser Jubiläum „60 Jahre ohne Meisterschaft“ feiern, ist auch nicht so toll.

Aber dennoch, dieser Club ist einzigartig, fast schon eine Religion. Und unser Messias ist kein Superstar wie Lewandowski, Robben oder Aubameyang, sondern unser Jugendtrainer Norbert Elgert. Ein Coach, der mit Neuer, Höwedes, Özil und Draxler mehr amtierende Weltmeister als jeder andere hervorgebracht hat. Einer, der Spielern wie Leroy Sane oder Joel Matip Teamgeist und Bescheidenheit vermittelt hat und auch einer, der trotz seiner herausragenden Arbeit nie im Rampenlicht stehen musste. Ganz im Gegensatz zu Christiano Ronaldo.
Als Schalker träumt man jedes Jahr von besseren sportlichen Zeiten und ist am Saisonende zumeist wieder sehr ernüchtert. Aber ich denke, es gibt einige Faktoren, die hoffen lassen. Christian Heidel ist ein hervorragender Manager, dem man einfach etwas Zeit geben sollte.
Unser neuer Trainer, Domenico Tedesco, ist meines Erachtens genau der richtige Mann am richtigen Ort und dann haben wir ja noch einen Spieler, der bei normalen Karriereverlauf bald der beste deutsche Fußballer sein wird: Leon Goretzka! Vermutlich haben wir ihn nur noch ein Jahr, aber immerhin.

Eigentlich wollte ich mich heute auch noch zum CONFEDERATIONS CUP äußern. Hatte mir vorgenommen, diesen Wettbewerb, der als Testlauf für die WM im nächsten Jahr dient, auch komplett boykottieren. Allein schon wegen dem Austragungsort. Aber, ich gebe es zu, habe alle Spiele gesehen, was jedoch ausschließlich daran lag, dass Goretzka dabei ist.

Grundsätzlich hat das Löw schon richtig gemacht, den Kader überwiegend mit jungen Spielern zu besetzen. Im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern, welche überwiegend in Bestbesetzung nach Moskau, St. Petersburg, Kasan und Sotschi gereist sind. Ärgerlich wird’s immer dann, wenn Verletzungen auftreten und die Spieler ihren Vereinen in der Vorbereitung oder gar in der Saison fehlen.
Eine Erkenntnis, welche man sicherlich ableiten kann ist die, dass das Niveau im deutschen Fußball derart hoch ist, dass selbst eine B-Elf für Furore bei der nächsten WM sorgen würde. Über eine solche Auswahl an Top-Spielern verfügt aktuell vermutlich nur noch Frankreich.

Lassen wir uns überraschen, was nächstes Jahr bei der WM passiert und vor allem, wie die politische Lage in Russland und auf der Welt ist. Momentan ist ja eigentlich nur sicher, dass nichts sicher ist.
Das soll’s für heute mal wieder gewesen sein. Der versprochene Ausblick auf die kommende Bundesligasaison erfolgt dann in der nächsten Ausgabe, bis dahin liegt auch der Spielplan vor. Dann werde ich Euch auch verraten, warum aus dem Quartett Hertha BSC Berlin, SC Freiburg, Eintracht Frankfurt und 1. FC Köln zumindest einer ins Gras beißt und kommende Saison absteigen wird.
Bis dahin, nicht vergessen… DIE BESTE KONDITION AUF DEM PLATZ HAT DER BALL!
In diesem Sinne, Euer Deep Blue

 

Diese amüsante Kolumne wird ihnen – von der LichtBlick Niederlassung Kassel vorgestellt.

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