Die MT Melsungen war trotz einer kurzen Verschnaufpause Mitte der zweiten Hälfte zu jeder Zeit bestimmend und ließ nichts anbrennen. Einen starken Eindruck hinterließen alle drei Neuzugänge Erik Balenciga, Dainis Kristopans und vor allem Adrian Sipos, der sowohl die Abwehr vorzüglich zusammenhielt, darüber hinaus auch als Torschütze zu gefallen wusste. Den meisten Applaus erhielten zu Recht Nebojsa Simic mit einer Traumquote von über 50 Prozent gehaltener Bälle sowie Elvar Örn Jonsson und Neu-Kapitän Timo Kastening als je achtfacher Torschützen. Für Frisch Auf! traf David Schmidt sechsmal.
Was war das schon für eine Einstimmung für die neue Saison! Mit neuer Choreographie der Tänzerinnen von Body & Soul in neuer Kollektion spezieller MT-Shirts, mit Präsentation des neuen Trailers auf dem Videowürfel, mit besonders viel Applaus beim Einlauf der Protagonisten, die erstmals in einem Punktspiel vom neuen Kapitän Timo Kastening aufs Feld geführt wurden.
Los ging es mit einer klasse Parade von Nebojsa Simic gegen den freien Andreas Flodman und das erste Saisontor der MT. Passenderweise erzielt von Neuzugang Adrian Sipos. Und auch die beiden anderen Neuen fügten sich glänzend ein. Erik Balenciaga erhechtete sich einen bereits verloren geglaubten Ball und bereitete so mit Zwischenstation Dainis Kristopans das Feld für Timo Kastenings 2:0, der Lette erzielte das 3:1 selbst und brillierte durch seinen nächsten genialen Pass auf Kastening zu dessen 5:1. Im Anschluss an Elvar Örn Jonssons 6:1 war nach knapp sieben Minuten so richtig Party unterm Dach.
Göppingen tat die flugs genommene Auszeit ihres Trainers Markus Baur gut, Melsungen verlor ein wenig den Elan. Den nach vorn jedenfalls, denn hinten passte weiter alles. Da räumten Adrian Siopos und erst Rogerio Moraes, dann Arnar Freyr Arnarsson weg, was nur ging. Wenn doch mal was durchkam, zeigte Nebojsa Simic seine Klasse und rechtfertigte die regelmäßig aufkommenden Sprechchöre mit seinem Namen. Die umso lauter schallten, als er seinem ersten Siebenmeter-Duell mit Marcel Schiller entgegensah – und es prompt gewann. Auch wenn der Nachwurf des Göppingers dann doch zum 10:6 saß, drückte Simic der ersten Hälfte klar seinen Stempel auf.
Offensiv war das Spiel der Hausherren sehr rechtslastig. Was zum einen an der Präsenz und dem guten Auge von Dainis Kristopans lag. Davon profitierte in erster Linie Timo Kastening, der allein in dieser ersten Hälfte mehr Bälle bekam als zuletzt in fünf Spielen der vergangenen Saison zusammen. Derart in Szene gesetzt, kam der Torinstinkt auch wieder durch. Ein halbes Dutzend Treffer, davon vier aus dem Spiel heraus, gingen nach 30 Minuten auf das Konto des neuen Kapitäns. Die letzten beiden zu Halbzeitstand aber verbuchte Julius Kühn. Der war erst spät gekommen, fügte sich aber sofort stark ein.
Auch die zweite Hälfte hielt noch Neues bereit. In Person von Ivan Martinovic, der im Angriff Dainis Kristopans entlastete. Über die kurzzeitige Gewöhnungsphase der Frisch-Auf!-Abwehr freute sich Elvar Örn Jonsson, der per Doppelpack gleich mal auf 17:10 erhöhte. Den dritten Streich schickte er kurze Zeit später hinterher: Passives Spiel angezeigt mit drei Pässen übrig. Der Isländer verharrt bewegungslos für zwei, drei Sekunden, nimmt urplötzlich explosiv Fahrt auf, steigt hoch, dreht sich nach innen und zimmert das Leder entgegen der Laufrichtung an der konsternierten weiß-grünen Deckung vorbei ins Netz – 18:12 (36.). Und Martinovic? Der löste Kastening als Siebenmeterschütze ab und traf: 19:13 (38.).
Neu in diesem Spiel an diesem Nachmittag: der Faden riss nach 40 Minuten völlig im Angriffsspiel der MT. Also wieder ein Rückfall in alte, inkonstante Zeiten? Es schien fast so, als David Schmidt seine Göppinger nach einer dreiviertel Stunde auf 20:17 heranbrachte. Aber die neue MT lebt von ihren Neuen, wie das Traumanspiel von Balenciaga auf Sipos unterstrich. Weil sich Jonsson vom Elan anstecken ließ und doppelt lochte, zudem Simic mit glänzenden Reaktionen wieder die gleichlautenden Sprechchöre initiierte, Kastening zur Treffsicherheit der ersten Hälfte zurückfand und sich mit David Mandic zum 25:17 (53.) ein weiterer Spieler in die Torschützenliste eintragen konnte, waren die Süddeutschen plötzlich gar mit acht Treffern distanziert.
Wahnsinn, wie die MT ihre kurze Schwächephase nicht nur kompensiert, sondern praktisch als Initialzündung genutzt hatte. Und Wahnsinn, wie sich jeder neu ins Spiel gekommene Akteur nahtlos ins Kollektiv einfügte. Als der frisch gekommene Dimitri Ignatow sofort zum 26:18 eingeworfen hatte, sich Mandic, Kristopans und Jonsson zu Gunsten von Florian Drosten und Manuel Hörr auf die Bank verabschiedet hatten, nahm die Qualität des Spiels keineswegs ab. Im Gegenteil erhöhte Melsungen noch einmal das Tempo – und den Vorsprung. Bis auf 29:18 sogar, wieder durch Ignatow, ehe der Schlusspunkt Göppingen gehörte: Nach 14 Minuten ohne Feldtor traf Tim Kneule mit der Schlusssirene zum Endstand.
Verlauf: 1:0 (2.), 6:1 (8.), 8:2 (9.), 9:5 (18.), 12:7 (25.), 15:10 (HZ), 17:12 (34.), 20:14 (40.), 20:17 (46.), 25:17 (53.), 29:18 (60.), 29:19 (Ende)
Simmen zum Spiel
Roberto Garcia Parrondo: Wir haben das erste Spiel in der neuen Saison gewonnen und damit schon unser erstes Ziel erreicht. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft, der heutige Sieg war ganz wichtig für uns. Er zeigt, dass wir bereit sind für diese lange Saison. Unserem Gegner Göppingen wünschen wir in den kommenden Spielen viel Glück.
Markus Baur: Glückwunsch an Roberto und seine Mannschaft zum Sieg. Die MT hat das ganze Spiel geführt und hatte alles im Griff. Nach dem 20:17 wäre vielleicht noch was gegangen für uns, aber Simic hat immer wieder dafür gesorgt, dass für uns nicht mehr drin war. Ich hatte das Gefühl, die MT war galliger als wir. Sie haben sehr überzeugend gespielt, bei uns war eher noch die Bremse drin.
Statistik
MT Melsungen: Simic (21 Paraden / 19 Gegentore), Morawski (n. e.); Kühn 2, Balenciaga 1, Mandic 1, Sipos 4, Kristopans 2, Ignatow 2, Moraes, Drosten, Jonsson 8, Arnarsson, Hörr, Martinovic 1/1, Kastening 8/2, Pavlovic – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
FA! Göppingen: Ravensbergen (2 P. / 15 G.), Sego (5 P. / 14 G.); Kneule 1, Flodman 1, Heymann, Sarac 1, Poteko, Ellebaek, Persson 1, Schiller 3/2, Lastro, Hermann 1, Kozina 5, Malus, Schmidt 6 – Trainer Markus Baur.
Schiedsrichter: David Hannes (Köln) / Christian Hannes (Leverkusen) – Spielaufsicht: Kay Holm
Zeitstrafen: 2 – 10 Minuten (Kristopans 40:02 – Baur 8:46, Kozina 17:57, Schmidt 21:28, Persson 52:36, Poteko 57:28)
Strafwürfe: 3/3 – 3/2 (Schiller scheitert an Simic 20:14)
Zuschauer: 2.812 in der Rothenbach-Halle, Kassel
MT Spielbetriebs- und Marketing AG
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