Die MT Melsungen hat ihr Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf mit 22:29 (14:15) verloren. Vor 2.796 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle vermochten die Nordhessen ihren Gegner zu keiner Zeit ausreichend unter Druck zu setzen und verbuchten eine ebenso hohe wie auch verdiente Niederlage. Bis zur Pause reichten die Kräfte des nach wie vor stark dezimierten Stammpersonals, dann machte sich der Substanzverlust deutlich bemerkbar. Mit sechs Toren, davon zwei per Siebenmeter erzielt, war Tobias Reichmann erfolgreichster Schütze der Gastgeber, für Hannover traf Vincent Büchner achtmal ins Netz.
Gleich vier Youngster hatte die weiter von Ausfällen gebeutelte MT im Aufgebot. Mit den Langzeitverletzten Finn Lemke, Timo Kastening, Elvar Örn Jonsson und Andre Gomes sowie Youngster Paul Kompenhans fehlte fast eine komplette Feldbesetzung, während die Niedersachsen bis auf Martin Hanne alle an Bord hatten. Dennoch gehörten die ersten Spielminuten zunächst den Hausherren. Erst traf Julius Kühn, dann Domagoj Pavlovic zum 2:0 (3.). Dazwischen lagen zwei in der Offensive verlorene Bälle der TSV, eine Parade von Nebojsa Simic sowie eine seines Gegenüber Urban Lesjak, der gegen Tobias Reichmann Schlimmeres verhinderte.
Dass so ein furioser Auftakt trügerisch sein kann, wurde binnen 80 Sekunden veranschaulicht. Denn Filip Kuzmanovski und im Gegenstoß Vincent Büchner glichen aus, Reichmann brachte den zweiten Ball nicht an Lesjak vorbei – alles wieder ausgeglichen (6.). Geschenkt wurde sich auf beiden Seiten nichts, alle suchten den schnellen Abschluss. Als die Gäste erstmals die Chance auf eine eigene Führung hatten, erkämpfte sich noch Gleb Kalarash gedankenschnell das bereits verlorene Leder zurück und vollstreckte zum 4:3 (8.). Der nächste Versuch war erfolgreicher, denn Filip Kuzmanovski gelang mit seinem dritten Treffer des Abends das 5:6, zwei Minuten später erhöhte Vincent Büchner gar das 5:7 (13.).
Das Tempo forderte seinen Tribut, die Fehler häuften sich. Mal bei fruchtlosen Offensivaktionen, mal in Form von großen Löchern in den Abwehrreihen. Wobei sich die Recken zwar einen von Nebojsa Simic parierten Siebenmeter-Fehlwurf von Johan Hansen leisteten, dennoch aber ihren Vorsprung leicht ausbauen konnten. Wieder Simic mit einer klasse Parade gegen Kuzmanovski und dem anschließend zum 8:10 treffenden Domagoj Pavlovic war es zu verdanken, dass die Lücke nicht schon nach 20 Minuten zu groß wurde. Knapp fünf Zeigerumdrehungen später war es dann aber doch so weit: Vincent Büchner nutzte einen weiteren Ballverlust der MT im Gegenstoß zum 9:13 (25.).
Klar, dass Roberto Garcia Parrondo mit einer Auszeit reagierte. Und er hatte Erfolg mit seiner Ansprache, denn erst schloss Domagoj Pavlovic völlig frei nach Doppelpass mit Kai Häfner erfolgreich ab, dann parierte Simic, diesmal gegen Mävers, seinen zweiten Strafwurf des Abends und Julius Kühn jagte zwei Bälle unhaltbar ins Netz. Beim Stand von 12:14 (27.) war nun Christian Prokop dran mit der Grünen Karte. Nicht ganz so erfolgreich wie die seines Melsunger Kollege, denn prompt unterliefen den Hannoveranern die nächsten technischen Fehler. Gleb Kalarash und Tobias Reichmann per Siebenmeter bei bereits abgelaufener Uhr verkürzten bis zur Pause noch auf ein Tor.
Die Zeit in der Kabine wusste Prokop dann besser zu nutzen. Kaum zurück auf dem Feld, schraubten Ivan Martinovic, Johan Hansen und Evgeni Pevnov, zwei technische Fehler der MT nutzend, das Resultat auf 14:17 zurück (33.). Einen kurzen Schreckmoment gab es, als Filip Kuzmanovski von Gleb Kalarash unterlaufen wurde und hart auf den Boden prallte. Die erste Strafe des Abends war die Folge, was den Bemühungen der Gastgeber nach Verkürzung entgegen lief. Kurz darauf war Kalarash zurück und Kuzmanovski gegen den eingewechselten Silvio Heinevetter erfolgreich: 16:20 (36.).
Dann aber war der Melsunger Schlussmann zur Stelle: erst gegen Ivan Martinovic, dann artistisch gegen Evgeni Pevnov. Weil aber auch Urban Lesjak gegen Tobias Reichmann und Kai Häfner Sieger blieb und Vincent Büchner einen Ballverlust der mit sieben Feldspielern angreifenden MT aus der eigenen Hälfte bestrafte, erhöhte die TSV auf 16:22 (42.). Nordhessen völlig von der Rolle, Niedersachsen obenauf. Es klappte nicht viel bei den Rot-Weißen. Selbst als sich Jonathan Edvardsson einen Fehler leistete, blieb das ungenutzt. Fast neun Minuten dauerte die Torflaute, dann erst traf Domagoj Pavlovic zum 17:23 (45.).
Eine Wende brachte das jedoch nicht. Im Gegenteil blieben die Recken durch zahlreiche unglückliche Aktionen ihres Gegners ungefährdet. So scheiterte Julius Kühn zum wiederholten Male an Urban Lesjak und Kai Häfner traf nur die Latte, Yves Kunkel rutschte der Ball ins Seitenaus. Folgerichtig gelang Ilija Brozovic das 19:26 (52.). Nur weil die Recken ebenfalls weit von Perfektion entfernt waren, machte Tobias Reichmann die „20“ voll und schickte das 21:27 (55.) hinterher. Die letzten dreieinhalb Minuten kam schließlich Youngster Florian Drosten aus der A-Jugend der MT Talents zu seinem Debüt in Deutschlands höchster Spielklasse und auch sein Mannschaftskamerad Manuel Hörr bekam Einsatzzeit, die er mit dem letzten Treffer des Tages für sich veredelte. Ändern an der hohen Heimniederlage konnte das indes nichts mehr.
Stimmen zum Spiel
Roberto Garcia Parrondo: Gratulation an Hannover zum Sieg heute Abend. Sie haben das Spiel verdient gewonnen. Ich habe zum Spiel eigentlich gar nicht so viel zu sagen. Unsere erste Halbzeit war schon nicht gut, aber wir hatten dennoch einige wirklich gute Aktionen. Die zweite Halbzeit war ein Desaster. Wir hatten 17 Fehlwürfe und 17 technische Fehler. Sicher sind wir sehr beansprucht durch unsere Situation und viele Spiele in kurzer Zeit. Trotzdem darf das nicht die Begründung für solch ein Spiel sein.
Christian Prokop: Wir hatten in den letzten zwei Spielen viel Unzufriedenheit in der Mannschaft, sowohl was unser Spiel als auch die Ergebnisse anging. Deshalb wollten wir heute einfach alles auf die Platte bringen. Das hat man vor allem an der Abwehr sehen können: wir sind trotz eigener Fehler bei unserem Plan geblieben. Kurz vor der Pause konnte einem aber Angst und Bange werden, weil wir Julius Kühn für kurze Zeit nicht in den Griff bekommen haben. Deshalb war es dann nur noch ein Tor Vorsprung statt zwei oder drei und ich war froh über unseren guten Start in die zweite Hälfte. Wir haben dann wieder mit mehr Konzentration gespielt. Dadurch konnten wir Melsungen den Zahn ziehen und zwei Punkte mit nach Hause nehmen.
Statistik
MT Melsungen: Simic (6 Paraden / 18 Gegentore), Heinevetter (3 P. / 11 G.); Maric, Kühn 5, Reichmann 6/2, Kunkel 1, Drosten, Arnarsson, Allendorf, Kalarash 2, Häfner 2, Sahin, Hörr 1, Petersson, Fuchs, Pavlovic 5 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
TSV Hannover-B.: Lesjak (12 P. / 22 G.), Ebner (n. e.); Cehte, Roschek, Martinovic 6, Mävers 3/1, Hansen 1/1, Pevnov 3, Kuzmanovski 6, Böhm, Krone, Edvardsson 1, Brozovic 1, Fischer, Feise, Büchner 8 – Trainer Christian Prokop.
Schiedsrichter: David Hannes (Frankfurt) / Christian Hannes (Aachen)
Zeitstrafen: 4 – 2 (Kalarash 32:41 57:02 – Edvardsson 49:10)
Strafwürfe: 2/2 – 4/2 (Hansen scheitert an Simic 14:20, Mävers scheitert an Simic 25:11)
Zuschauer: 2.796 in der Rothenbach-Halle, Kassel.
Die nächsten Spiele:
So., 15.05.22, 13:00 Uhr, SC Magdeburg – MT Melsungen, GETEC Arena Magdeburg
Do., 19.05.22, 19:05 Uhr, MT Melsungen – TBV Lemgo Lippe, Rothenbach-Halle Kassel
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