Hauptsache Glaubenskrieg

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Vor kurzem waren Whatsapp, Facebook und Instagram – das Zuckerberg-Trio der Social Media Dienste – für einige Stunden ausgefallen. Nach sieben Stunden waren sie wieder verfügbar. So weit, so gut.

Seitdem entbrennt hier auf LinkedIn, im beruflichen wie privaten Umfeld eine Art Glaubenskrieg, den ich nicht für möglich gehalten hätte – und an der sich das eigentliche Problem unserer Zeit widerspiegelt. Die häufig geforderte Toleranz wird selten gelebt, stattdessen machen sich Rechthaberei, Belehrung und Spaltung breit.

Auch hier, wie zu vielen anderen Themen in der Gesellschaft derzeit, ergeben sich zwei Lager. Die einen können und wollen nicht ohne Whatsapp & Co den Alltag gestalten und verweisen die Gegner in die Steinzeit mit den Worten „Was, die verstaubte SMS nutzen? Nie im Leben!“ Die anderen wittern gleich Suchtgefahr und die Tentakel einer Datenkrake namens Facebook und verteufeln schon aus Prinzip jegliche Kommunikation über diese Kanäle. Da wird Zen-artig beschworen, dass man sowieso viel weniger kommunizieren solle oder eben das gute alte Telefon nehmen könne. Wertvolle Kontakte gäbe es sowieso nur persönlich.

Nun gibt es in der Tat reichliche Alternativen zur Kommunikation. Aber dennoch können beide Seiten offenbar die andere Meinung nicht einfach so stehen lassen. Anstatt das jeden für sich so lösen zu lassen, wie er es für sich möchte, muss eine Bewertung – oder eher Abwertung – her. Es wird eine Prinzipienfrage daraus gemacht, fast eine Ideologie nach dem Motto: „Bist du nicht für mich und meine Meinung, dann stimmt mit dir was nicht. Dann bist du gegen mich, also der Klassenfeind.“

Okay, ich übertreibe jetzt bewusst ein wenig. Aber erkennen Sie das Muster? Offensichtlich gilt: wir sind auf einem Tiefpunkt unserer Diskussionskultur angelangt, in der alles, was nicht der eigenen Meinung entspricht, diffamiert werden muss. Kein „agree to disagree“ mehr. Selbst an so etwas Belanglosem wie Whatsapp entzündet sich gleich eine Glaubensfrage.

Wollen wir mit der Abwertung und Rechthaberei nicht aufhören? Eine pluralistische Gesellschaft zeichnet sich genau durch Meinungsvielfalt und Toleranz aus. Ich finde, es wird Zeit, sich das wieder stärker ins Bewusstsein zu bringen, auch und gerade bei so völlig alltäglichen Themen.

Dann, wenn es gilt!


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