Am 28. November 1983 um 11:00 Uhr Ortszeit startete die neunte Space-Shuttle-Mission vom Kennedy Space Center in Florida in den USA.
Die sechs Astronauten im Spacelab 1 arbeiteten in zwei Teams in 12-Stunden-Schichten und gewährleisteten so einen durchgehenden Betrieb. Sie führten über 70 Experimente in den Bereichen Sonnenphysik, Weltraumplasmaphysik, Astronomie, Erdbeobachtung, Materialforschung sowie Technologie und Biowissenschaften durch.
Nachdem das Space Shuttle Columbia in knapp über 10 Tagen 166 Mal die Erde umkreist hatte, landete es wieder am 8. Dezember.
“Im November 1983 war es dann soweit: Spacelab 1 war die erste NASA-Mission, auf der im Schichtbetrieb gearbeitet wurde. Ich hatte das Privileg, synchron mit John Young und Bob Parker zu arbeiten. Während John im Cockpit des Shuttle damit beschäftigt war, die Systeme zu überwachen und unser Raumschiff je nach Anforderung der Experimente auf die Sonne, auf den tiefen Weltraum, zur Erde oder in eine Richtung in Bezug zum Magnetfeld der Erde zu manövrieren, waren Bob und ich im Spacelab fokussiert damit beschäftigt, die uns anvertrauten Experimente durchzuführen.”
Das Weltraumlabor Spacelab entstand aus einer Kooperation zwischen ESA und NASA. Europa war zuständig für die Finanzierung, die Planung und den Bau des Spacelab und hatte zugestimmt, das technische Modell, die erste Flugeinheit sowie das Bodengerät umsonst zu liefern. Im Gegenzug sollte die erste Mission gemeinsam durchgeführt werden.
1978, während der Vorbereitungen für das Spacelab, schlugen die ESA-Mitgliedstaaten 53 Astronauten-Kandidaten vor. Von ihnen wurden vier ausgesucht: Ulf Merbold aus Deutschland, Wubbo Ockels aus den Niederlanden, Claude Nicollier aus der Schweiz und Franco Malerba aus Italien.
Ulf Merbold wurde schließlich für die erste Spacelab-Mission ausgewählt und Wubbo wurde sein Ersatz. Wubbo Ockels flog im Jahr 1985 auf der Spacelab-D1-Mission mit.
Zwischen 1983 und 1998 flogen Spacelab-Module insgesamt 22 Mal mit dem Space Shuttle mit und kamen so auf 244 Tage in der Erdumlaufbahn. In Experimenten wurden die Möglichkeiten schwereloser Forschung in vielen wissenschaftlichen Bereichen untersucht. So wurden moderne Metalle entwickelt, die heute in der Massenproduktion von Smartphones verwendet werden. Außerdem wurden Bereiche der Weltraumforschung entdeckt, die vielversprechend für die Behandlung chronischer Muskelkrankheiten erscheinen.
Viele Entwicklungen des Spacelab fliegen noch heute in Raumfahrtkomponenten hoch über der Erde mit, zum Beispiel der Druckmantel für die Module Harmony und Tranquility an der Internationalen Raumstation ISS. Die Außenstruktur des Spacelab wurde in Raumtransportern wie dem Automated Transfer Vehicle der ESA oder der kommerziellen Cygnus verbaut.
Das europäische Raumlabor Columbus in der ISS ging ebenfalls aus dem Spacelab hervor. Die standardisierten Racks für die wissenschaftlichen Experimente, mit denen der Innenraum des Spacelab ausgestattet war, trugen entscheidend zu seinem Erfolg bei und wurden für alle Labormodule der ISS übernommen.
Die europäischen Experimente und Labore in der ISS werden heute in derselben Art und Weise von internationalen Astronautenteams betrieben wie damals im Spacelab. Die feste ISS-Besatzung – heute mit europäischen Astronauten – gewährleistet den Betrieb und hält die wissenschaftliche Forschung am Laufen.
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