Feuchtwiesen pflegen, Weißtannen schützen und Traubeneichen fördern: mit diesen Arbeiten werden sich vom 26. September bis 9. Oktober 35 Freiwillige aus ganz Deutschland erneut im Stadtwald Freiburg für die Artenvielfalt engagieren. In den beiden Einsatzwochen am Schauinsland wollen die Freiwilligen vom Verein Bergwaldprojekt e.V. mit den Pflegemaßnahmen gezielt die Lebensbedingungen seltener Tier- und Pflanzenarten verbessern. Die Arbeiten stehen auch im Zeichen der 2021 gestarteten neuen UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen.
Das Bergwaldprojekt engagiert sich seit 30 Jahren mit konkreten Arbeiten für bedrohte Tier- und Pflanzenarten in Wald- und Offenlandschaften und hat mit Freiwilligenarbeit deutschlandweit bereits tausende Hektar an Biotopfläche gepflegt und damit Lebensräume für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten erhalten und neu geschaffen. Zum Schutz der Artenvielfalt fordert der Verein, mehr nutzungsfreie Wälder auszuweisen und mehr Biotopverbünde in der durch intensive Nutzung fragmentierten Landschaft zu schaffen.
Am Schauinsland bei Freiburg werden die Ehrenamtlichen unter der Anleitung von Naturschutzfachleuten des Bergwaldprojekts und in Zusammenarbeit mit dem städtischen Forstamt Freiburg ab 26. September in Handarbeit auf Feuchtwiesenbiotopen die aufkommende Fichtenverjüngung entnehmen, um das Vorkommen von Ohr-Weiden zu fördern. Die Weidenart ist nicht nur Pollenlieferant zahlreicher Wildbienenarten, sondern auch Raupen-Futterpflanze für mehr als zwei Dutzend Schmetterlingsarten. Um die Artenvielfalt im Bergwald am Schauninsland zu erhöhen, wird zudem eine Traubeneichen-Pflanzung vorbereitet, es werden Weißtannen gepflanzt und vor Wildverbiss geschützt.
Revierleiter Philipp Schell vom städtischen Forstamt erklärt: “Wald ist ja nicht nur Rohstofflieferant, Freizeitstätte und Arbeitsplatz, sondern auch und vor allem Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.” Übergeordnetes Ziel der aktuellen Arbeiten ist für Schell daher, durch gezielte Pflegeeingriffe die Lebensbedingungen für seltene Arten zu verbessern und einen möglichst artenreichen und klimastabilen Wald der Zukunft zu schaffen. Mit den aktuellen Vorhaben setzt das Bergwaldprojekt seine seit mehr als 20 Jahren durchgeführten Arbeitseinsätze mit Freiwilligen am Schauinsland fort.
Handlungspflicht für den Erhalt der Biodiversität
Christoph Wehner, Vorstand des Bergwaldprojektes und Artenschutzexperte, erläutert: “Als Menschen und damit als prägende Kraft im Erdzeitalter des Anthropozän haben wir neben dem Verursachen des größten Artensterbens seit 60 Millionen Jahren auch die Fähigkeit Lebensräume zu renaturieren und damit Arten zu erhalten. Als ein Teil des Ganzen übernehmen wir mit den Freiwilligen im Bergwaldprojekt die entsprechende Verantwortung.”
Die 2021 begonnene neue UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ist für Wehner ein letzter Weckruf zur Wiederbelebung und zum Schutz von Ökosystemen. “Wir können der drohenden Klimakatastrophe und dem Kollaps der Artenvielfalt nur mit intakten Ökosystemen entgegenwirken und damit auch die Lebensgrundlagen der Menschen verbessern.” Dafür muss nach Meinung Wehners, der naturnahe Waldumbau vorangetrieben und der Nutzungsdruck von den Wäldern genommen werden und Biotopverbünde geschaffen werden. Dies sei die Grundlage für die Erholung und Erhaltung der Ökosysteme.
Wirksamer Artenschutz dank Freiwilligenarbeit
In Deutschland gilt das Bergwaldprojekt aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und überregionaler Arbeit als wichtiger Partner für konkreten Biotop- und Artenschutz. Mit den vielen Freiwilligen wird bei den zahlreichen und langjährigen Projekteinsätzen – von den Lechufern über das Biosphärenreservat Rhön, den Nationalpark Eifel über bis zur Osteseeinsel Hiddensee – gezielt der lokale Artenschutz vor Ort unterstützt und wichtige Lebensräume erfolgreich erhalten.
Die Arbeit der Freiwilligen kommt damit vielen Arten wie Birk- und Auerwild, Fledermäusen und Totholzinsekten in unterschiedlichsten Biotopen wie Borstgrasrasen und Feuchtwiesen in ganz Deutschland zu Gute. Die Ergebnisse können sich sehen lassen und auch die Freiwilligen profitieren: “Wenn Menschen freiwillig diese sinnvolle Arbeit ausführen, nehmen sie davon auch etwas in ihren Alltag mit. Gemeinschaftliche Erfahrungen der Selbstwirksamkeit motivieren zu einem bewußteren und naturverträglicheren Leben.”
Bergwaldprojekt e.V.
Das Bergwaldprojekt e.V. mit Sitz in Würzburg organisiert deutschlandweit Freiwilligen-Wochen mit jährlich mehr als 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in über 140 Projektwochen an mehr als 70 Einsatzorten in Deutschland. Schwerpunkte der Arbeiten sind neben Biotop- und Artenschutz auch Waldumbau und -pflege sowie Moorwiedervernässungen.
Ziele der Arbeitseinsätze sind, die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu erhalten, den TeilnehmerInnen die Bedeutung und die Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und eine breite Öffentlichkeit für einen naturverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu sensibilisieren. Der Verein finanziert sich größtenteils aus Spenden.
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Ov von Bergwaldprojekt e.V.
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