Nord- und Ostsee kommen unter die Windräder

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Ende vergangener Woche haben Bundesinnenministerium und Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie den finalen Entwurf der neuen marinen Raumordnungspläne für die Ausschließliche Wirtschaftszone der deutschen Nord- und Ostsee veröffentlicht. Angesichts heute verfehlter Umweltziele befürchtet der NABU eine massive Industrialisierung und Überlastung der Meere. Im Mittelpunkt stehen dabei Pläne für einen verstärkten Ausbau der Offshore Windenergie im Nordseeschutzgebiet Doggerbank.

„Während der Weltbiodiversitäts- und Weltklimarat in gut gemanagten Meeresschutzgebeiten eine Hoffnung in der Klimakrise sehen, plant Deutschland deren Industrialisierung und nimmt den Verlust mariner Artenvielfalt in Kauf“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger, „Mit dem Bau von Windenergieanlagen in Meeresschutzgebieten überschreiten wir eine rote Linie.“

Der Entwurf der Raumordnung verzichtet auf den Ausschluss von Windenergie in Schutzgebieten wie noch in seiner Vorgängerversion aus dem Jahr 2009. Jetzt soll bis Ende 2024 geprüft werden, ob bis zu sechs Gigawatt Offshore-Windenergie mit den Schutzgebietszielen der Doggerbank vereinbar sind. Auch gehen Mindestabstände zwischen Windparks und Schutzgebieten verloren. Für den NABU ist das unvereinbar mit geltenden Naturschutzverpflichtungen.

„Der Windpark Butendiek westlich von Sylt schädigt ein Drittel des Vogelschutzgebiets Östliche Deutsche Bucht. Haben wir aus diesem Beispiel nichts gelernt? Was wird die Europäische Kommission angesichts des gegen Deutschland eröffneten Vertragsverletzungsverfahrens wegen unzureichender Umsetzung des Natura-2000-Schutzgebietsnetzwerks zum Entwurf der Raumordnung sagen? Deutschland manövriert sich unter dem Druck des Wirtschaftsministeriums in eine Sackgasse. Das ist Wirtschaftspolitik unter dem Deckmantel des Klimaschutzes auf Kosten von geschützten Walen, Delfinen und Seevögeln“, kritisiert NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff. „Offensichtlich hat die Bundesregierung den Wert gesunder Meere in der Bewältigung der Klimakrise nicht verstanden. Als wichtige Kohlenstoffsenke sind auch die Nord- und Ostsee heute schon die stabilisierende Kraft des Klimasystems.“

Die Standorte für Windenergieanlagen auf dem Meer müssen außerhalb von Schutzgebieten gefunden werden. „Wer Offshore-Windkraft will, muss insbesondere Fischerei oder Schifffahrt viel stärker regulieren. Unsere Meere sind schon jetzt an ihrer Belastungsgrenze. Die verantwortlichen Ministerien drücken sich hier um ihre tatsächliche Aufgabe des Interessenausgleichs zwischen Schutz und Nutzung der Meere“, so Krüger.

 

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OV von NABU

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