Landkreis Kassel. „Der jährliche Immobilienmarktbericht für den Landkreis Kassel ist eine wichtige Datensammlung für Politik, Verwaltung, Sachverständigenbüros und Institutionen“, sagt Landrat Andreas Siebert bei der Vorstellung des von der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses erstellten Immobilienmarktberichts 2024. Der Immobilienmarkt im Landkreis Kassel weist zum ersten Mal seit Jahren eine Tendenz der Marktlage nach unten auf. So ist die Anzahl der Kaufverträge im Jahr 2023 deutlich zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr liegt der Rückgang bei rund 21 Prozent, in Zahlen ausgedrückt bei 2195 Verträgen gegenüber 2784 Verträgen in 2022. Demzufolge ist auch der Geldumsatz rückläufig. Hier ist ein Minus von etwa 23 Prozent zu verzeichnen. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf 408 Mio. Euro.
Der vorgestellte Bericht zeigt die jüngsten Entwicklungen des Immobilienmarkts auf, die auf tatsächlichen Daten aus der Kaufpreissammlung beruhen und die harten Fakten abbilden. Dabei ist festzustellen, dass nach Jahren der steigenden Preise ein Rückgang der erzielten Verkaufswerte im Landkreis Kassel zu verzeichnen ist. So ist beispielsweise der durchschnittliche Bodenpreis zwar nur um knapp zwei Prozent auf einen Durchschnittspreis von rund 97 Euro pro Quadratmeter gesunken. Im Vergleich zu 2022 ist der Verkauf an Bauplätzen jedoch mit 53 Prozent stark eingebrochen. Nach dem rasanten Anstieg in den vergangenen Jahren, scheinen sich die Grundstückspreise jetzt einzupendeln. „Die Verunsicherung der Marktteilnehmer hat zu einem deutlichen Rückgang der Transaktionen geführt. Allerdings bleibt der Druck auf den Wohnungsmarkt weiterhin hoch“, erläutert Joachim Oellrich, stellvertretender Vorsitzender des Gutachterausschusses.
Dieser allgemeine Trend schlägt sich auch auf den Preis von Ein- und Zweifamilienhäusern nieder. Er sank um 6,5 Prozent auf einen Durchschnittswert von rund 272.000 Euro (Vorjahr 291.000 Euro). Ein Reihenhaus kostete im Schnitt 212.000 EUR (Vorjahr 254.000 EUR) und somit 16,6 Prozent weniger. Und nicht nur der Preis sinkt, sondern Käufer und Verkäufer finden seltener zusammen. Auffällig hierbei ist, dass je nachdem wo sich die Immobilie im Landkreis befindet, der Preis schwankt. So sind Immobilien rund um die Stadt Kassel deutlich teurer als im ländlichen Raum. Das mittlere Preisniveau einer Standardimmobilie (Baujahr 1990, Wohnfläche 140 m², Grundstücksgröße 700 m² und mittlere Ausstattung) beispielsweise beträgt in Baunatal zu Beginn des Jahres 2024 rund 425.000 Euro.
Eine vergleichbare Immobilie zum selben Stichtag liegt in Trendelburg bei 220.000 Euro. Indikator für den Wert sind unter anderem die Bodenrichtwerte. Im ländlich geprägten Bereich sind Bodenrichtwerte von 30 Euro pro Quadratmeter keine Seltenheit, wohingegen die Bodenrichtwerte rund um Kassel zum Teil deutlich über 200 Euro pro Quadratmeter liegen.
Der Quadratmeterpreis bei Neubauwohnungen ist gegenüber 2022 nochmal leicht auf 3.882 Euro gestiegen. Damit ist das Preisniveau (2022: 3.804 Euro) gegenüber dem Vorjahr nahezu stabil geblieben.
Die Bevölkerungsentwicklung ist auf das gesamte Kreisgebiet bezogen dabei erstmals mit Überschreiten der 240.000 Einwohnermarke weiterhin positiv: In 19 von 28 Kommunen ist eine leichte Zunahme festzustellen. Gleichzeitig bleibt der Bedarf an Wohnraum besonders hoch. Es ist davon auszugehen, dass die Schaffung weiterer Wohnungen vor allem im Umfeld Kassels ein wichtiges Thema bleibt.
HINTERGRUND
Der Immobilienmarktbericht wird jährlich durch die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses erstellt und vom Gutachterausschuss für Immobilienwerte als eine Einrichtung des Landes Hessen beschlossen. Er ist für die Erstellung der regionalen Marktdaten zuständig. Der Bericht kann im Internet kostenfrei heruntergeladen werden. Der Immobilienmarktbericht hat zum Ziel, die Transparenz auf dem Immobilienmarkt zu erhöhen, um den Markt besser einschätzen zu können. Anhand festgelegter Kriterien sorgt er für eine verlässliche Datenbasis. Grundlage des Berichts ist die Sammlung aller tatsächlich getätigten Verkäufe.
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