(ots) Überall Corona-Blues. Die Politik schwört die Bürger auf einen langen, harten Winter ein – doch an der Börse gibt es Freudentänze. Der deutsche Aktienindex DAX hat den Stand vor dem Ausbruch der Pandemie erreicht, der amerikanische Dow Jones gar erstmals die Marke von 30.000 Punkten geknackt. Der Optimismus ist gerechtfertigt, findet Jörg Wiechmann: “Die Börse handelt die Zukunft”, sagt der Geschäftsführer des Itzehoer Aktien Clubs (IAC).
Da ist zunächst der Impfstoff. Drei verschiedene Pharma-Konzerne hätten den Durchbruch verkündet, also sei das Risiko gering, sich zu früh zu freuen. Das verspreche eine Entspannung nicht nur für jeden Einzelnen, sondern auch für weite Teile der Wirtschaft vom Einzelhandel bis zur Reisebranche. Diese Aussicht spürte der IAC im November mit seiner breiten Streuung an Qualitätsaktien deutlich: “Das Plus von rund elf Prozent war das beste Monatsergebnis seit unserer Gründung im Jahr 1998”, sagt Wiechmann.
Für die kommenden Jahre erwartet er sogar besonderen Rückenwind für Aktien. Schon zu Zeiten der letzten großen Pandemie, der Spanischen Grippe 1918, hätten viele Länder ihre Wirtschaft durch schuldenfinanzierte Rettungspakete gestützt. Dieses Geld habe die sich erholende Wirtschaft weiter befeuert, es folgten die “Roaring Twenties”, in Deutschland die “Goldenen Zwanziger Jahre” – und die Börse boomte, so Wiechmann.
Dieser Effekt könne auch jetzt eintreten, erst recht dann, wenn die Konsumenten ihren Optimismus wiederfänden. Viele Firmen seien im Lockdown gezwungen gewesen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und effizienter zu werden. Die Digitalisierung werde sich in Zukunft auszahlen und die Unternehmen deutlich produktiver machen, erläutert Wiechmann.
Vor 100 Jahren lösten die Geldmengen eine Inflation aus, wahrscheinlich sei dies auch jetzt, sagt der IAC-Geschäftsführer. Doch angesichts der Schuldenberge könnten die Zinsen nicht erhöht werden, deshalb ist für Anleger die Tendenz klar: “Das Regime der Niedrig- und Nullzins-Politik wird zementiert.” Wer sein Geld in Lebensversicherungen und auf Bankkonten lasse, büße durch die Inflation einen Teil seines Vermögens ein. Wer dagegen an der Börse auf Sachwerte setze, sorge damit selbst für weiter steigende Kurse. Wohl dem, der das rechtzeitig erkenne, sagt Wiechmann: “Für die Wirtschaft und insbesondere für die Börse könnte Corona ähnlich wie die Spanische Grippe vor rund 100 Jahren mittel- und langfristig als wahrer Wachstumsbeschleuniger wirken.”
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