Für einen grundlegenden Wandel in der Fleischindustrie demonstrierten am 16. Juli Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten am Fleischwerk des Branchenführers Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Dort ist der Schlachtbetrieb wieder angelaufen. Mit motorisierten Gleitschirmen sind die Aktivisten auf dem Dach des Hauptgebäudes gelandet und forderten auf einem 7 mal 14 Meter großen Banner neben dem Firmenlogo „Schluss mit dem Schweinesystem!“. Wegen massenhafter Corona-Infektionen unter den Beschäftigten wurde der Betrieb am 21. Juni eingestellt. Tönnies hatte hier bis zu 30.000 Schweine am Tag geschlachtet. „Das System Billigfleisch ist komplett krank und nicht nur für die Beschäftigten der Fleischindustrie in Corona-Zeiten ein Gesundheitsrisiko“, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. „So darf es nicht weitergehen. Die Produktion von Billigfleisch gefährdet uns alle – über die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen, Nitrat im Wasser, Ammoniak in der Luft und klimaschädliche Emissionen.“
Für den Schutz von Klima, Tieren und Gesundheit fordert Greenpeace eine Umstellung auf artgerechte Haltung, den Abbau der Tierbestände, regelmäßige und strenge staatliche Kontrollen in Ställen und Schlachtbetrieben sowie faire Preise und Arbeitsbedingungen. Zur Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung hat die unabhängige Umweltschutzorganisation im Januar eine zweckgebundene Tierwohl-Abgabe von 50 Cent je Kilo Fleisch vorgeschlagen (www.greenpeace.de/tierwohlabgabe). Die von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) berufene Borchert-Kommission zum Umbau der Tierhaltung befürwortet diese Abgabe.
Faire Bezahlung statt Preisdumping
Um die drängenden Probleme der Landwirtschaft zu lösen, hat die Bundesregierung vergangene Woche eine „Zukunftskommission Landwirtschaft“ eingesetzt, in der auch Greenpeace vertreten ist. „Ministerin Klöckner darf sich aber nicht hinter Kommissionen verstecken. Die katastrophalen Zustände im Billigfleisch-System dulden keinen weiteren Aufschub“, fordert Zimmermann. „Um Menschen, Tiere und Umwelt zu schützen, darf der Staat rechtswidrige Haltungs- und Produktionsbedingungen nicht länger tolerieren.“
Greenpeace sieht die Politik auch in der Pflicht, Konzentration von Marktmacht in Fleischindustrie und Handel zu beschränken: Unter deren Preisdruck müssen die landwirtschaftliche Betriebe Fleisch zu niedrigsten Standards produzieren. Die Expansion von Mega-Schlachthöfen muss begrenzt, regionale Betriebe sollten gefördert werden. Supermärkte fordert Greenpeace dazu auf, Fleisch aus schlechter Tierhaltung (Haltungsformen 1 und 2) aus dem Sortiment zu nehmen und auf Werbung für Billigfleisch zu verzichten. „Das Preisdumping muss ein Ende haben, um die Beschäftigten in den Schlachthöfen und Erzeugerinnen und Erzeuger fair zu bezahlen“, sagt Zimmermann.
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Original Content von Greenpeace e.V.
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