Gedenkstätten erhalten digitale Kopien von ITS-Dokumenten

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Zwischen 1947 und 1950 gelangten 32.264 Karten aus Kartei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland ins Archiv des ITS.
Zwischen 1947 und 1950 gelangten 32.264 Karten aus Kartei der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland ins Archiv des ITS.
Copyright: International Tracing Service (ITS), Foto: Cornelis Gollhardt

Der International Tracing Service (ITS) stellt den KZ-Gedenkstätten digitale Kopien von Dokumenten zur Verfügung, die das jeweilige Konzentrationslager betreffen. Jede Gedenkstätte kann die Digitalisate in die eigene Datenbank integrieren und für die Recherchen nach dem Schicksal ehemaliger Insassen nutzen. „Für die Überlebenden und Familienangehörigen von Opfern der NS-Verfolgung ist der Zugang zu Dokumenten und Informationen enorm wichtig“, sagte ITS-Direktorin Floriane Hohenberg. „Wir wollen den Zugang auf breiter Basis ermöglichen.“

 

Bei den digitalisierten Kopien handelt es sich vorwiegend um Dokumente zu Einzelschicksalen, wie etwa Häftlingspersonalkarten, aber auch zur Organisation der Lager. Die zugehörigen Metadaten und Archivbeschreibungen, die eine Suche in einer Datenbank ermöglichen, liefert der ITS mit. „Bei Kriegsende vernichtete die SS fast die gesamte Lagerregistratur des KZ Bergen-Belsen. Deshalb kennen wir bislang von mehr als der Hälfte der in das KZ deportierten Menschen nicht einmal den Namen“, berichtet Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten anlässlich der Datenübergabe in Bad Arolsen. Mit dem digitalen Aktenmaterial des ITS und den nun ebenfalls gelieferten Metadaten sei es möglich, Lücken in der Datenerschließung zu füllen. „Das ist nicht nur für unsere eigene Forschung ein großer Fortschritt, sondern es kommt auch vielen Angehörigen und externen Forschenden zu Gute, die sich mit der Bitte um Klärung von Verfolgtenschicksalen an uns wenden.“[metaslider id=15023]

 

Der ITS verwahrt in seinem Archiv circa vier Millionen Dokumente aus verschiedenen Konzentrationslagern. Am besten belegt sind die Lager Buchenwald (über zwei Millionen Dokumente) und Dachau (knapp 660.000 Dokumente), die von der US-Armee im April 1945 befreit wurden. Rikola-Gunnar Lüttgenau, stellvertretender Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, erläuterte: „Für unsere tägliche Arbeit mit den Angehörigen ehemaliger Häftlinge kommt die Möglichkeit, die Metadaten zur Erschließung der Buchenwalder Dokumente zu nutzen, einer Revolution gleich. Den Familien können wir jetzt wesentlich besser bei ihren Anfragen helfen. Auch für biographische und gruppenspezifische Forschungen haben wir nun ganz andere Optionen.“

 

Ein Vertrag zwischen dem ITS und den jeweiligen Gedenkstätten stellt sicher, dass die Schutz- und Persönlichkeitsrechte sowie die Authentizität der Dokumente gewahrt bleiben. „Es ist nur folgerichtig, wenn die Gedenkstätten mit ihren vielen Besuchern und Anfragen einen direkten Zugriff auf die Dokumente aus dem Archiv des ITS haben“, betonte ITS-Direktorin Floriane Hohenberg. „Es stärkt uns in dem gemeinsamen Bestreben, aus den Erfahrungen des Leids der Verfolgten und der Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte die nötigen Schlussfolgerungen zu ziehen.“

 

Über den ITS

 

Der International Tracing Service (ITS) ist ein Archiv und Dokumentationszentrum über NS-Verfolgung und die befreiten Überlebenden. Aus mehr als 30 Millionen Dokumenten erhalten ehemals Verfolgte und ihre Nachfahren Informationen zur Inhaftierung, Zwangsarbeit sowie der Nachkriegsunterstützung durch die Alliierten. Das Archiv ist zugleich die Grundlage für Forschung und Bildung. Seit 2013 sind die Originaldokumente des Archivs Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes „Memory of the World“. Die Aufsicht des ITS obliegt einem Internationalen Ausschuss mit Vertretern aus elf Mitgliedstaaten. Finanziert wird der ITS aus dem Haushalt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Sein institutioneller Partner ist das Bundesarchiv.

Ausgewählte Bestände sind in einem Online-Archiv zugänglich: digitalcollections.its-arolsen.org

 

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