Gastautor: Goldbindung des Rubels und die Konsequenzen für die Dollar-Dominanz

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Der Autor H. Joseph Fleming ist ein profunder Kenner Russlands, seines Militärs sowie der russischen Verteidigungspolitik und bietet gern Perspektiven an, die so im Westen nicht gern veröffentlicht werden.

—Anfang—

Goldbindung des Rubels und die Konsequenzen für die Dollar-Dominanz

Gold spielt seit Jahrhunderten eine entscheidende Rolle in der Geldgeschichte. Das ist auch heute noch so, wenngleich es formell keine Goldbindung an die staatlichen Zahlungsmittel mehr gibt. Begriffe wie Geld und Gold sind untrennbar verbunden, obwohl das für den Normalbürger eigentlich kaum noch eine Rolle spielte.

Aber spätestens mit der Verhängung westlicher Sanktionen aufgrund des Ukraine-Konfliktes hat dieses Thema wieder an Fahrt aufgenommen. Deshalb ist es durchaus angemessen, etwas genauer die Bindung zwischen Gold und einer Währung zu betrachten.
Das kann zukünftig wieder an Bedeutung gewinnen, besonders dann, wenn Russland dabei voranschreitet. Es sei deshalb ein kurzer Blick in die Vergangenheit gestattet.

Währungssysteme befanden sich stets im Wandel. Es wurde aber auch jedes Mal recht schnell deutlich, dass es zumeist Gold bedurfte, um eine neue Währung mit Vertrauen auszustatten.

Das führte in der jüngeren Vergangenheit dazu, dass im Juli 1944 der Internationale Währungsfond als die sogenannte „Bretten Woods Institution“ gegründet wurde, unter anderem um unausgeglichene Handelsbilanzen zwischen den Ländern über Währungsanpassungen zu administrieren. Bis 1971 war der Goldpreis je Feinunze auf 35 Dollar festgelegt.

Mit einem Federstrich hat Nixon im August 1971 diesen historischen Goldstandard aufgehoben. Nixon begründete den drastischen Schritt mit Spekulationen gegen die USA.
 In Wirklichkeit hatten sich die USA durch die Kriege in Korea und Vietnam finanziell überhoben und zu viele Dollar zur Kriegsfinanzierung in Umlauf gebracht. Das Vertrauen in die Leitwährung schwand.

Weltweit tauschten die Notenbanken ihre Dollarreserven in Gold, vor allem Frankreich fuhr mit Containern vor. Langfristig drohte der Ausverkauf der US-Goldreserven, so dass Nixon die Notbremse ziehen musste.
Zwei Jahre nach der schicksalhaften Trennung vom Gold wurden dann sämtliche Wechselkurse zum Dollar freigegeben. Von diesem Zeitpunkt an war die Weltleitwährung Dollar nur mehr eine Papierwährung, die beliebig vermehrt werden konnte.

Der ungedeckte US-Dollar konnte sich nach einem sehr turbulenten Jahrzehnt Mitte der 1980er-Jahre schließlich auch ohne formelle Golddeckung als globale Handels- und Reservewährung behaupten.
Seitdem entwickelten sich der US-Dollar bzw. zinsbringende US-Staatsanleihen als internationale Währungsreserve. Zentralbanken können seitdem durch das Halten der Anleihen Zinsgewinne erwirtschaften, während die US-Zentralbank durch die zusätzliche Nachfrage nach US-Schuldpapieren stets einen Gewinn erzielen konnte, der durch die Emission von Zentralbankgeld auf globaler Ebene realisiert werden konnte.

Doch nun scheint dieses auf die USA und ihre Währung fokussierte Weltbild zu zerbröckeln. Dafür gibt es nicht nur auf geopolitischem Gebiet ernste Hinweise, auch der US-Dollar kommt zunehmend unter internationalem Druck.
Der 24. Oktober 2014 könnte ein Datum sein, das in den Geschichtsbüchern als Wendepunkt eingehen wird. Denn an diesem Tag wurde die Asiatische Infrastrukturinvestment Bank, kurz AIIB, aus der Taufe gehoben. Erstmals im 21. Jahrhundert wurde eine bedeutende internationale Institution ohne US-amerikanische Beteiligung gegründet.
Besonders pikant scheint die Tatsache, dass zahlreiche enge US-Verbündete, wie z.B. Großbritannien, Australien, Frankreich und Deutschland, zu den Gründungsmitgliedern zählen.

Um die Dollar-Dominanz zu untergraben, haben die aufstrebenden Schwellenländer eine Reihe weiterer Initiativen gestartet, die in vielen Belangen einen engen Bezug zum chinesischen Projekt der „Neuen Seidenstraße“ haben.
Ein Meilenstein zu einem multipolaren Währungssystem wurde im Juli 2021 gesetzt. Die BRICS-Staaten – also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – gründeten die New Development Bank (NDB).

Diese hat ihren Sitz in Shanghai und soll sich als Alternative zu Weltbank, IWF und Asia Development Bank entwickeln. Dabei darf man nicht vergessen, dass die NDB einen immanent bedeutenden Wirtschafts- und Wachstumsraum umfasst, der mit einer Bevölkerung von drei Milliarden Menschen (41% der Weltbevölkerung), 25% der weltweiten Wirtschaftsleistung und 42% der weltweiten Devisenreserven von solch großer Bedeutung ist, dass er das durch die USA noch dominierte Weltwirtschaftssystem ernsthaft ins Schleudern bringt.

Hervorzuheben ist, dass in der NDB im Gegensatz zur Weltbank jeder Mitgliedsstaat exakt eine Stimme besitzt. Die Organisation besteht derzeit aus China, Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan sowie den Staaten mit Beobachterstatus Indien, Pakistan, Mongolei und Iran. Interesse an einem Beitritt haben zudem auch die Türkei und Turkmenistan bekundet.

Dialogpartner der Organisation sind zudem Weißrussland, Afghanistan und die ASEAN.
 Auch die weitgehend unbekannte Eurasische Wirtschaftsunion sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Sie besteht derzeit aus Russland, Kasachstan, Weißrussland, Armenien und Kirgisistan. Neben einer Freihandelszone gilt als Ziel, eine Gemeinschaftswährung zu lancieren.
 Das sollte man mal im Hinterkopf behalten.

Wladimir Putin galt lange Jahre als Unterstützer des Euro. 2010 hatte er sogar die Möglichkeit einer Währungsunion zwischen Russland und der EU in Erwägung gezogen. Dies hätte den Euro zu einer De-facto-Ölwährung gemacht und ihn auf Augenhöhe mit dem Dollar gehievt.
Im Zuge der verhängten Sanktionen wendet sich Moskau nun jedoch zunehmend in Richtung Asien. Die Sanktionen könnten wie ein Bumerang zurückkehren.
Es scheint, als würde die Achse Peking-Moskau dadurch weiter gestärkt, wobei externe Experten davon ausgehen, dass es in diesem währungspolitischen Kräftemessen durchaus ein zwischen Peking und Moskau abgestimmtes Vorgehen gibt.

Gold dürfte in diesem Kräftemessen ‒ das eher schon eine geopolitisches ist ‒ eine enorm wichtige Rolle zukommen. Es ist festzustellen, dass Russland seine Goldbestände seit Jahren sukzessive aufstockt. Allein seit 2005 hat Russland seine Gold-Bestände mehr als verdreifacht, sodass die Russische Föderation – nach den USA, Deutschland, Italien und Frankreich – über die fünftgrössten offiziell ausgewiesenen Goldreserven verfügt.

Seit Beginn des Ukraine-Konfliktes hat Moskau nun noch einen Gang zugelegt und das Momentum der Goldkäufe erhöht. Die Russische Zentralbank beschloss erneut, Gold von Banken zu kaufen. Im vergangenen Monat wurde bereits die Wiederaufnahme von Gold-Käufen auf dem Inlandsmarkt und dann deren Kürzung bzw. Beschränkung beim Verkauf angekündigt.
 Die aktuelle Entscheidung wurde vor dem Hintergrund neuer westlicher Sanktionen gegen russische Banken getroffen.
Die Ankäufe sind ein eindeutiges Statement gegen die Dollar-Hegemonie, besonders in Kombination mit der Tatsache, dass seit Januar 2014 mehr als die Hälfte aller US-Treasuries abgestossen wurden.

Plant Moskau nun einen goldgedeckten Rubel? Der Ökonom Jude Wanniski hatte dies bereits 1998 in einem aufsehenerregenden Editorial im Wall Street Journal empfohlen. Nur ein goldgedeckter Rubel könnte Russland aus der Schuldenkrise befreien und die internationale Akzeptanz der russischen Währung herstellen.
 Es scheint, als hätte Vladimir Putin diese Idee zwei Jahrzehnte später erneut aufgegriffen. Denn gestern tauchten dann erste Fakten auf, wonach Putin ‒ besser gesagt Russland „Nägel mit Köpfen“ gemacht und den Rubel an Gold gebunden hat!!! (sic!)
Dafür gibt es deutliche Anzeichen. Ab Montag, dem 28. März, wird die Bank von Russland wieder damit beginnen, Gold von Kreditinstituten zu kaufen, diesmal jedoch zu einem festen Preis, berichtete der Pressedienst der Regulierungsbehörde.
Bis zum 30. Juni werden die Kosten für Edelmetalle bei solchen Transaktionen 5.000 Rubel pro Gramm Gold betragen. Das ist 17 % niedriger als der Buchpreis für raffiniertes Gold am 25. März 2022.

Um die Wirkung mal deutlich zu machen Folgendes: Der Einkaufspreis von 5.000 Rubel pro Gramm entspricht bei den aktuellen Kursen etwa 50 Dollar pro Gramm beziehungsweise rund 1.600 Dollar pro Feinunze. Damit ist der Preis deutlich unter dem aktuellen Weltmarktpreis in Höhe von 1.960 Dollar pro Unze angesiedelt.
Wenn aber 5.000 Rubel pro Gramm dem Marktpreis entsprechen, lohnt sich der Verkauf für die russischen Banken und würde eine weitere Aufwertung des Rubels gegenüber dem Dollar oder dem Euro zur Folge haben.

Das heißt aber auch, dass die russischen Banken bis zum 9. September keine Bargeld-Fremdwährung verkaufen. Die Abhebung von Fremdwährungseinlage wird auf 10 Tausend Dollar begrenzt ‒ der Rest ist in Rubel zum Marktkurs am Tag der Abhebung zu haben.
Das trifft nicht unbedingt die normalen Bürger, aber die auf russischem Territorium tätigen ausländischen Unternehmen.
Das etablierte Preisniveau ermöglicht es uns, in diesem Jahr eine stabile Goldversorgung und das reibungslose Funktionieren der Goldminenindustrie sicherzustellen. Nach diesem Zeitraum kann der Preis für den Kauf von Gold dann definitiv geklärt werden“, sagte die Russische Zentralbank.
Wie in der Nachricht erwähnt, kehrt die Regulierungsbehörde zu Metallkäufen auf dem Inlandsmarkt zurück, „um ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu gewährleisten“.

Zum Nachlesen: Hal Turner Radio Show – Es ist offiziell! Russische Zentralbank kündigt Rubel an, der an Gold gebunden ist! 5000 Rubel pro Gramm

Der Inhaber eines grossen Edelmetallhandels in den USA, Andy Schectman, sieht mit den US-Sanktionen den Dollar als Weltwährung als verloren an.

Er äußert sich auch zu dem Ausgang der russischen Militäroperationen: „Russland hat alle Trümpfe in der Hand. Der Krieg sollte in einigen Wochen vorbei sein, höchstens Monaten. Die russischen Ziele waren, zu verhindern, dass die Ukraine der NATO beitritt, und sie werden bekommen, was sie wünschen. Sie wollen außerdem eine neue Regierung einsetzen, die Russland gegenüber freundlich gesinnt ist, und sie werden auch das erreichen. Vielleicht gibt es einen längeren Guerillakrieg in der Ukraine und eine kleine russische Besatzungsmacht, aber das Ende vom Lied ist immer ein Sieg der Russen.“

Die Auswirkungen der Bindung des russischen Rubels an Gold können gravierend werden.
Die wirtschaftlichen Sanktionen der Regierung Biden gegen Russland könnten durch diese und weitere Maßnahmen zum epochalen Bumerang werden und das Ende der weltweiten Dollar-Dominanz einläuten.
Und wenn viele Zentralbanken weltweit auf die Idee kommen, dass man nicht mehr unbedingt große Dollar-Reserven horten muss, wäre auch ein kolossaler Kurssturz programmiert.
 Hyperinflation ist wohl dabei noch das geringste Übel. Die inflationäre Geld- und Schuldenpolitik, die Biden entschlossen verschärft, würde dann mit der Wucht eines Wirbelsturms die USA wirtschaftlich verwüsten und mit ihr den westlichen Kapitalismus.

–Ende–

 

20RM Goldmünzen aus dem Kaiserreich.

 

 

Persönlich hatte ich dieses Szenario schon länger befürchtet, zumal sich erst letzte Woche auch Saudi-Arabien zur Akzeptanz von chinesischen Yuan positiv geäußert hat.
Sollte das generell der Startschuss dafür sein Rohstoffe generell nicht mehr ausschließlich in US-Dollar kaufen (und damit auch vorhalten) zu müssen, wäre die Belastung für die ohnehin schwächelnde US-Wirtschaft samt maroder Infrastruktur und bröckelnden Sozialsystemen katastrophal.
Die mögliche Rückkehr von einigen G8-Staaten weg von der Geldpresse und hin zu einer wie auch immer gearteten Goldkernwährung würde auch das Vertrauen zu eben diesen Währungen verschieben. Ein Vertrauen, das gerade in Europa und den USA Dank Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten rapide bröckelt.

Es sei anzumerken, dass auch die EZB einen goldkernbasierende Kryptowährung plant, die uns gern als digitaler Euro verkauft wird und eben zusätzlich die Bargeldabschaffung vorsieht…

Unter dem Strich muss man feststellen, dass sich die Zeichen mehren, dass die Regierungen und Notenbanken wissen, dass sie sich währungspolitisch unrettbar verzockt haben und eigentlich nur noch auf Zeit spielen. Einer Zeit, in der die Sparer ihr Gespartes an das Inflationsmonster verlieren…

 

Auch noch vom Autor Fleming:

Krieg in der Ukraine: Die Nationalitätenkonflikte Russlands – (nordhessen-journal.de)

 

sonst:

Endspiel mit Gold: Sobald der Kryptoeuro kommt! – (nordhessen-journal.de)

Hurra, die Inflation ist da – (nordhessen-journal.de)

Altersabsicherung in Zeiten von Corona, Inflation und dem Endlosarbeiten – (nordhessen-journal.de)

Inflation: so sieht es aus. Alles wird natürlich besser! – (nordhessen-journal.de)

 

 

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