Mars: Meteoriten- oder Vulkankrater

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16 April 2018Diese Bilder vom Mars Express der ESA zeigen einen Krater namens Ismenia Patera auf dem Roten Planeten. Sein Ursprung bleibt ungewiss: Ist ein Meteorit in die Oberfläche eingeschlagen oder könnte es sich um die Überreste eines Supervulkans handeln?

Ismenia Patera – patera bedeutet auf Lateinisch “flache Schale” – liegt in der Region Arabia Terra auf dem Mars. Dies ist ein Übergangsbereich zwischen den nördlichen und südlichen Regionen des Planeten – ein besonders faszinierender Teil der Marsoberfläche.

Ismenia Patera im Kontext von Arabia Terra

Die Topographie des Mars ist klar in zwei Teile gegliedert: das nördliche Tiefland und das südliche Hochland, das bis zu einigen Kilometern höher liegt. Diese Kluft ist ein zentrales Thema für Wissenschaftler, die sich mit dem Roten Planeten beschäftigen. Ideen, wie diese dramatische Spaltung zustande kam, deuten entweder auf einen massiven Einzelaufprall, Mehrfachaufprall oder uralte Plattentektonik, wie sie auf der Erde zu sehen ist, hin, aber ihr Ursprung bleibt unklar.

Ismenia Patera ist etwa 75 km breit. Sein Zentrum ist von einem Ring aus Hügeln, Blöcken und Felsbrocken umgeben, von denen man annimmt, dass sie von nahegelegenen Stößen in den Krater geschleudert wurden.

Das von diesen Ereignissen abgeworfene Material verursachte auch kleine Einbrüche und Vertiefungen, die in Ismenia Patera selbst zu sehen sind. Rinnen und Kanäle schlängeln sich vom Kraterrand zum Boden hinunter, der von flachen, eisigen Ablagerungen bedeckt ist, die Anzeichen von Strömung und Bewegung zeigen. Diese sind wahrscheinlich felsigen, eisreichen Gletschern ähnlich, die sich im Laufe der Zeit im kalten und trockenen Klima gebildet haben.

Perspektivische Ansicht von Ismenia Patera

Diese Bilder wurden am 1. Januar von der hochauflösenden Stereokamera der Mars Express-Sonde aufgenommen, die seit 2003 den Planeten umkreist.
Solche hochauflösenden und detaillierten Bilder beleuchten zahlreiche Aspekte des Mars – zum Beispiel, wie sich die Merkmale, die die Oberfläche vernarben, überhaupt erst gebildet haben und wie sie sich in den vielen Millionen Jahren seitdem entwickelt haben. Das ist eine Schlüsselfrage für Ismenia Patera: Wie ist diese Depression entstanden?

Es gibt zwei Theorien für seine Entstehung. Eine lautet, dass ein Meteorit mit dem Mars kollidierte. Sedimentablagerungen und Eis flossen gemäß dieser Annahme in den Krater und füllten ihn, bis er zusammenbrach, wodurch die zerklüftete und unebene Landschaft geformt worden ist.
Die zweite Idee besagt, dass Ismenia Patera statt eines Kraters einst die Heimat eines Vulkans war, der mit einer heftigen Eruption ausbrach, riesige Mengen an Magma in seine Umgebung warf und infolgedessen zusammenbrach.

Topographische Ansicht der Region Ismenia Patera
 

Vulkane, die in einem einzigen Ausbruch so viel Material verlieren, werden als Supervulkane bezeichnet. Wissenschaftler bleiben unentschlossen, ob diese auf dem Mars existierten oder nicht. Der Planet ist grundsätzlich bekannt dafür, zahlreiche massive und imposante vulkanische Strukturen zu beherbergen, darunter Olympus Mons – der größte Vulkan, der jemals im Sonnensystem entdeckt wurde.

Arabia Terra zeigt auch Anzeichen dafür, dass es sich um eine Region handelt, die vormals von vulkanischen Aktivitäten geprägt war, die mittlerweile aber inaktiv ist. Tatsächlich liegt ein weiterer Supervulkan-Kandidat, Siloe Patera, ebenfalls in Arabia Terra (in der Kontextansicht von Ismenia Patera).

Ismenia Patera in 3D
 

Bestimmte Eigenschaften der Oberflächenmerkmale in Arabia Terra deuten auf einen vulkanischen Ursprung hin: zum Beispiel ihre unregelmäßigen Formen, ihr geringes topographisches Relief, ihre relativ hochgezogenen Ränder und ihr offensichtlicher Mangel an ausgestoßenem Material, das normalerweise um einen auf Meteoriten zurückzuführenden Einschlagkrater herum vorhanden sein würde.

Einige dieser Merkmale und unregelmäßigen Formen könnten jedoch auch in Einschlagkratern vorhanden sein, die sich im Laufe der Zeit einfach entwickelt und mit ihrer Umgebung in besonderer Weise interagiert haben. Weitere Daten über das Innere und den Untergrund des Mars werden unser Verständnis fördern und Licht auf Strukturen wie Ismenia Patera werfen und mehr über die komplexe und faszinierende Geschichte des Planeten verraten.

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