FFM – Es waren die letzten Jahre des Ersten Weltkriegs, als die Gesellschaft sich die Frage stellen musste, wie sie ältere Menschen versorgen und sie unterstützen kann. Männer und Frauen, die bis dahin bei ihren Familien aufgehoben waren, waren plötzlich auf sich gestellt – die Söhne waren im Krieg oder gefallen, die Töchter und Schwiegertöchter mussten den Lebensunterhalt der Familien sichern und hatten kaum mehr Zeit für die Fürsorge der Eltern. Der Magistrat der Stadt erkannte den Missstand und rief die gemeinnützigen Vereine Frankfurts auf, ihre Kompetenzen zu bündeln und einen freien Verband für Altersfürsorge zu gründen. Dies war die Geburtsstunde des Frankfurter Verbands für Alten- und Behindertenhilfe.
„In den Jahren des Ersten Weltkriegs gab es Spitäler, Asyle und Armenhäuser – doch eine Altersfürsorge fehlte völlig“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann beim Empfang anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Frankfurter Verbands am Montag, 5. November, im Kaisersaal. „Die Stadtregierung reagierte auf diesen Notstand mit ihrem Appell an etablierte Stiftungen und bürgerschaftliche Initiativen. Diese wiederum bewiesen ausgeprägten Gemeinsinn, schlossen sich zusammen und stellten ein Altersfürsorgenetz auf die Beine, dass es bis dato nicht gegeben hatte.“
Der Frankfurter Verband für Altenfürsorge, wie er damals noch hieß, beantwortete fortan Fragen rund um sein Kernthema und kümmerte sich um Vermittlung und Unterbringung alter Menschen in Heimen und Familien. „Der Verband entstand in einer konkreten Notsituation“, erklärte Feldmann, „und wurde zu einer festen Größe auf seinem Gebiet, ja sogar zum größten Träger sozialer Einrichtungen in der Stadt.“
1976 erweiterte die Organisation ihr Tätigkeitsfeld, bietet seither auch behinderten Menschen Hilfe an. Genauso wie ältere Menschen können sie beim Frankfurter Verband betreutes Wohnen in Anspruch nehmen oder sich einer Wohngruppe anschließen. Auch ambulante Pflege und Hilfe, eine stationäre Einrichtung für körperlich Schwerbehinderte, Pflegeheime für Senioren, ein Hausnotruf und das Freizeit- und Veranstaltungsprogramm „Aktiv Älterwerden“ gehören zum Portfolio.
„Als Institution mit einer 100-jährigen Geschichte haben Sie es verstanden, die richtigen Schlüsse aus Wandlungsprozessen zu ziehen. Sie haben Mut und Energie aufgebracht, sich Veränderungen zu unterziehen. Immer wieder gehören Sie zu den Wegbereitern neuer Entwicklungen in der Alten- und Behindertenhilfe. Ich bin mir sicher, dass Ihnen das auch in den kommenden 100 Jahren gelingen wird“, schloss Feldmann.
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