Die MT Melsungen hat ihr viertes Oktober-Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage absolviert und den Bergischen HC vor 2.727 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle mit 26:24 (15:12) bezwungen. Damit ziehen die Nordhessen mit inzwischen wieder ausgeglichenem Punktekonto an ihrem Konkurrenten vorbei und schieben sich auf einen einstelligen Tabellenplatz. Nur ein einziges Mal vermochten die Bergischen in der Anfangsphase in Führung zu gehen, sonst dominierte Melsungen die Partie über die gesamte Spielzeit. Gegen einen Silvio Heinevetter in ganz großer Form und die je fünfmal erfolgreichen Andre Gomez und Domagoj Pavlovic als beste Torschützen für die MT vermochten letztendlich auch acht Treffer von Linus Arnesson, davon fünf per Siebenmeter, nichts auszurichten.
Mit Alexander Petersson für Kai Häfner im rechten Rückraum, Yves Kunkel auf der zuletzt von Michael Allendorf besetzten linken Außenbahn und mit Silvio Heinevetter im Tor an Stelle von Nebojsa Simic setzte Trainer Roberto Garcia Parrondo auf eine zu den vergangenen Auftritten leicht veränderte Start-Sieben. Die begann zwar mit Anwurf, aber auch gleich mit dem ersten unvorbereiteten Abschluss durch Julius Kühn, der für Christopher Rudeck keine wirkliche Prüfung darstellte. Da aber Heinevetter ähnlich souverän gegen David Schmidt klärte, war es dennoch dem Melsunger Torjäger vorbehalten, den ersten Treffer des Abends zu setzen: Julius Kühn zum 1:0 (3.).
Insgesamt lief das Angriffsspiel der Gastgeber nach dem ersten Fehlwurf ziemlich flüssig und zielstrebig, gespickt mit einigen Überraschungsmomenten. So suchte Domagoj Pavlovic den Zweikampf regelrecht, legte bei Körperkontakt eine halbe Pirouette hin und schloss mit dem Rücken zum Tor blind ab: 2:1 (5.). Auch Kühn agierte wesentlich dichter am Gegner als gewohnt und nutzte die gesamte Spielfeldbreite aus. Die Folge: Alexander Petersson konnte sich fast unbemerkt an den Kreis ansetzen, und versenkte das von Kühn zugespielte Leder sicher zum 5:4 (10.). Zwischendurch hatten die Gäste durch einen Tempogegenstoß von Jeffrey Boomhouwer sogar einmal für kurze Zeit geführt.
Der Verlauf auf der Anzeigetafel war zunächst einmal einfach zu verfolgen: Melsungen legte vor, die Bergischen zogen nach. Nicht immer unmittelbar, doch wenn ein Rot-Weißer mal eine Möglichkeit ausließ, vermochten die Blauen kein Kapital daraus zu schlagen. Das lag an der prima Form von Silvio Heinevetter, der sich zu seinem Geburtstag wiederholt selbst beschenkte und die Mannschaftskollegen mit einbezog. Erst als zunächst Tom Nikolaisen und kurz darauf Lukas Stutzke sich Zeitstrafen einfingen, nutzte Kai Häfner die Überzahl mit dem 10:8 und der ersten Zwei-Tore-Führung. Die sich sogar auf drei erhöhte, als Tom Bergner auch noch runter musste und Timo Kastening per Strafwurf auf 11:8 erhöhte (21.).
BHC-Coach Sebastian Hinze versuchte den Melsunger Lauf mit einer Auszeit zu stoppen, schaffte das aber nur bedingt. Weil Timo Kastening das zu Gunsten eines zusätzlichen Feldspielers verwaiste Tor des Gegners aus der eigenen Hälfte traf und Silvio Heinevetter weiterhin eine Glanzparade nach der anderen ablieferte. Zwar musste auch Elvar Örn Jonsson seitens der MT für zwei Minuten auf die Bank, aber dank der Sprungkraft von Andre Gomez zum 14:10 hielt der Vorsprung. Und der Portugiese setzte sogar noch einen drauf, so dass es trotz eines Schmidt-Treffers und des fast mit der Pausensirene verwandelten Strafwurfs von Linus Arnesson noch mit drei Toren Vorsprung blieb.
Den Auftakt der zweiten Hälfte begleiteten schon nach wenigen Sekunden „Heine, Heine“-Sprechchöre, weil der Zerberus im MT-Tor gleich den ersten Ball auf seinen Kasten wieder entschärfte und Parade Nummer zehn aufs Statistik-Papier brachte. Zwar zeigte sich auch der eingewechselte Tomas Mrkva auf dem Posten, gegen Domagoj Pavlovic und Alexander Petersson blieb er aber nur zweiter Sieger: Melsungen führte mit 17:12 (34.). Mehr blieb den Bergischen erspart, weil Mrkva Tobias Reichmanns Siebenmeter parierte und auch im Nachwurf vom Linkshänder nicht zu überwinden war. Das setzte beim Gast Kräfte frei, so dass David Schmidt und Tom Nikolaisen wieder auf drei verkürzten (39.).
Es war wohl das, was man im Boxen einen Wirkungstreffer nennt, denn mit einem Schlag war es vorbei mit der Leichtigkeit, die man zuvor im Vorwärtsspiel der MT erkennen konnte. Was ganz sicher am starken Tomas Mrkva lag, der sich auch gegen Julius Kühn zweimal auf dem Posten zeigte. Als dann noch Arnar Freyr Arnarsson und Michael Allendorf binnen 15 Sekunden Strafen kassierten und Linus Arnesson per Siebenmeter auf 19:17 verkürzte, war urplötzlich alles wieder offen (44.). Daran änderte auch Kai Häfners Unterzahltor nichts, denn das wurde umgehend von Arnor Gunnarsson zum 20:18 gekontert (45.).
Es folgte die nächste Zeitstrafe, diesmal gegen Domagoj Pavlovic, sowie der nächste erfolgreiche Strafwurf von Arnesson, diesmal gegen den eingewechselten Nebojsa Simic. Die Partie stand auf der Kippe, der BHC witterte seine Chance. Immer wieder kamen sie auf zwei ran und hatten nach Andre Gomes‘ technischem Fehler, als der wegrutschte, sogar die Chance auf den direkten Anschluss. Den aber verhinderte, wer sonst, der überragende Silvio Heinevetter gegen Linus Arnesson. Und weil Kai Häfner im direkten Gegenzug das 23:20 machte, die Abwehr einen Ballgewinn verbuchte sowie Marino Maric diesen veredelte, hatte Melsungen mit dem 24:20 wieder Oberwasser (54.).
Sebastian Hinze nahm seine letzte Auszeit, David Schmidt machte direkt im Anschluss den 21. BHC-Treffer. Ganz durch war es also doch noch nicht, zumal sich Andre Gomes ein Fehlabspiel leistete und Arnor Gunnarsson noch ein Törchen abknabberte. Was den portugiesischen Neuzugang der MT so wurmte, dass er selbst seinen Lapsus mit einem Hüftwurf durch die Deckung zum 25:22 wieder ausbügelte (56.). Die Bergischen gaben jedoch immer noch nicht auf, David Schmidt gelang 100 Sekunden vor Schluss mit dem 25:24 tatsächlich wieder der unmittelbare Kontakt. Vergebens indes, weil Domagoj Pavlovic sein Kabinettstück der ersten Hälfte wiederholte, per Pirouette rückwärts zum 26:24 traf und Silvio Heinevetter mit der abschließenden Parade gegen David Schmidt den krönenden Abschluss des Abends überließ.
Stimmen zum Spiel
Roberto Garcia Parrondo: Wir sind glücklich und zufrieden über unseren Sieg und die zwei Punkte. Der Bergische HC war heute ein sehr guter Gegner, aber wir wussten das. Und obwohl sie nicht zu den absoluten Top-Teams der Liga zählen, haben sie gegen uns eine exzellente Leistung gezeigt. Wir haben über 45 Minuten auch ein sehr gutes Spiel gezeigt und uns auf drei, zeitweise vier Tore absetzen können. Dann aber haben wir wieder Schwächen gezeigt und zu viele Fehler gemacht, so dass es nochmal eng wurde und wir gegen Ende der Begegnung etwas in Bedrängnis kamen.
Sebastian Hinze: Glückwunsch zum Sieg an die MT. Es ist schwierig heute, etwas zu sagen. Wir kamen eigentlich gut ins Spiel, vor allem in der Offensive, die sehr effektiv war. Defensiv hatten wir dagegen ein paar Probleme. Über Unterzahlsituationen von uns konnte sich Melsungen etwas absetzen, aber zur Halbzeit waren wir wieder näher dran, was auch gut für uns aussah. Dann starten wir aber schlecht in die zweite Hälfte und Heinevetter nimmt uns gleich zwei Würfe ab. Dennoch haben wir es dann für unsere Verhältnisse sehr seriös gemacht und sind wieder rangekommen. Dafür ein Kompliment an meine Mannschaft. Ich denke, wenn wir ein paar Fehler weniger machen, können wir hier sogar etwas mitnehmen. Insgesamt waren wir dann aber doch zu fehlerhaft, um uns selbst für unsere Leistung zu belohnen.
Statistik
MT Melsungen: Heinevetter (16 Paraden / 23 Gegentore), Simic (bei einem Siebenmeter, 0 P. / 1 G.); Maric 1, Kühn 4, Reichmann, Kunkel, Jonsson, Arnarsson, Allendorf , Gomes 5, Häfner 3, Sahin, Petersson 4, Kastening 4/3, Pavlovic 5, Kuntscher – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
Bergischer HC: Rudeck (3 P. / 15 G.), Mrkva (8 P. / 11 G.); Gunnarsson 3, Babak, Szücs, Damm, Arnesson 8/5, Bergner 1, Nikolaisen 2, Boomhouwer 3, Hansson, Stutzke 1, Schmidt 6 – Trainer Sebastian Hinze.
Schiedsrichter: Christian vom Dorff (Kaarst) / Fabian vom Dorff (Kaarst)
Zeitstrafen: 10 – 6 (Jonsson 25:46, Pavlovic 29:54 48:56, Arnarsson 43:20, Allendorf 43:34 – Nikolaisen 16:12, Stutzke 18:30, Bergner 20:05)
Strafwürfe: 4/3 – 5/5 (Reichmann scheitert an Mrkva 36:44)
Zuschauer: 2.727 in der Rothenbach-Halle, Kassel.
Die nächsten Spiele:
So., 31.10.21, 16:00 Uhr, HSV Hamburg – MT Melsungen, Sporthalle Hamburg
Mi, 10.11.21, 19:05 Uhr, MT Melsungen – GWD Minden, Rothenbach-Halle Kassel
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