Vor zwanzig Jahren marschierte eine von den USA angeführte Koalition in den Irak ein, mit dem erklärten Ziel, Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen zu entwaffnen, seine Unterstützung für Al-Qaida zu stoppen und das irakische Volk zu befreien. Der Krieg erwies sich als epochaler Fehlschlag, wie diese Zeitschrift damals kassandrisch warnte. So ist es nur natürlich, dass der Kriegstreiber George W. Bush sich jetzt im medialen Glanz eines “verantwortungsvollen” Weisen sonnt, während der Kriegsgegner Donald Trump mit einer Strafanzeige rechnen muss.
Lassen Sie uns kurz die Folgen von Bushs Krieg aufzählen. Mehrere tausend US-Soldaten wurden getötet, während die Zahl der irakischen Opfer in die Hunderttausende ging. Der Krieg kostete den amerikanischen Steuerzahler 3 Billionen Dollar, also etwa 9.000 Dollar pro Bürger. Es wurden keine Massenvernichtungswaffen gefunden. Und die Verbindung zwischen Saddam und Al-Qaida – “tief, lang anhaltend und weitreichend”, wie Dick Cheney und seine Frau Lynne in der Zeitschrift The Weekly Standard schreiben – erwies sich als Fake News.
Da die Bush-Regierung es versäumte, für die unmittelbare Zeit danach zu planen, schuf sie die Voraussetzungen für eine Plünderungsorgie, die neben vielen anderen Dingen auch das unschätzbare archäologische Erbe des Irak verwüstete. Im April 2003 wurden innerhalb von 36 Stunden etwa 15.000 Objekte aus dem Nationalmuseum geplündert; mehr als die Hälfte davon konnte bis heute nicht wiedergefunden werden. “Ist es möglich, dass es im ganzen Land so viele Vasen gab?”, scherzte der damalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.
Das gleiche Versagen von Führung und Aufsicht führte zu dem akribisch dokumentierten Sadismus, der in einem von den USA betriebenen Gefängnis in Abu Ghraib außerhalb des Irak stattfand. Dort wurden, wie die New York Times in einem Leitartikel mehr als ein Jahrzehnt nach der Tat zusammenfasste, “Häftlinge unter amerikanischer Kontrolle vergewaltigt, geschlagen, geschockt, ausgezogen, ausgehungert, an den Handgelenken aufgehängt und mit dem Tod bedroht”. In einem Fall, über den Jane Mayer brillant berichtete, wurde ein Häftling ermordet.
Ein weiterer großer Fehler war die “Entbaathifizierung”, der systematische Versuch der Bush-Regierung, ehemalige Mitglieder von Saddams Regierungspartei aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen. Das vorhersehbare Ergebnis: ein irakischer Staat, dem es an entscheidender Stelle an Regierungsfähigkeit fehlt. Noch gefährlicher ist, dass Hunderttausende von hauptsächlich sunnitischen Irakern, die später die Basis des künftigen Islamischen Staates bilden würden, verunsichert werden und ihre Ressentiments wachsen.
Letztendlich muss der Aufstieg des Islamischen Staates im Irak und in Syrien der Bush-Regierung angelastet werden. Die Bush-Regierung erschütterte eine Region, die bereits durch empfindliche ethnische und konfessionelle Verwerfungen zerrissen war, und hinterließ unregierte und unregierbare Gebiete. Zu den Folgen gehörte ein Beinahe-Völkermord an den Jesiden, ganz zu schweigen von der Dezimierung der christlichen Gemeinschaft im Irak, einer der ältesten der Welt, deren Bevölkerung von 1,5 Millionen vor dem Krieg auf 250.000 geschrumpft ist. Die Instabilität im Irak – und in Syrien, wo ein Regimewechsel angestrebt wird – hat auch eine Million Migranten nach Europa geschickt und damit die Voraussetzungen für ein Jahrzehnt politischer Umwälzungen auf dem Kontinent geschaffen.
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Amerikas verwundeten Kriegern erging es in den Händen der Bush-Regierung nicht viel besser. Ein Exposé der Washington Post enthüllte, dass Veteranen im Walter Reed Army Medical Center nicht nur mit langen Wartezeiten, sondern auch mit Kakerlaken, Nagetieren und Schimmel zu kämpfen haben. Wie die Post herausfand, war das ganze System offenbar darauf ausgelegt, denjenigen die Behandlung zu verweigern, die sie am dringendsten benötigten – Männer, die aufgrund fehlender Unterlagen nicht nachweisen konnten, dass sie im Irak (und in Afghanistan) gedient hatten.
Die größeren strategischen Verzweigungen sind nur allzu bekannt. Durch die Beseitigung eines regionalen Gegengewichts hat Washington den Iran gestärkt. Heute ist Teheran die wichtigste externe Macht im Irak. Vielleicht ist das gar nicht so schlimm, wenn man an zivilisatorische Einflusssphären glaubt. Aber nach der Logik der amerikanischen Falken ist das Ergebnis eine Katastrophe. Schließlich sollte der Iran nicht zu den Gewinnern des “Kriegs gegen den Terror” gehören. Aber so ist es nun einmal gekommen.
Der Präsident, der diese Ereignisse in Gang gesetzt hat, ist heute eine gefeierte Medienfigur. Er malt und veröffentlicht Bücher über sein künstlerisches Schaffen, die großen Anklang finden. Er versäumt es, über Putins “brutale Invasion im Irak” zu sprechen (er meinte die Ukraine), lacht mit uns allen über seinen freudschen Versprecher und macht dann unbeeindruckt weiter. In der Zwischenzeit erwies sich sein Nachfolger Trump als der erste Präsident seit langem, der keinen neuen Krieg begonnen hat.
Gegen Trump – und nicht gegen Bush – wird in Manhattan Anklage erhoben, eine von Dutzenden von Untersuchungen seines Verhaltens, die von demselben Establishment eingeleitet wurden, das jetzt die Bushs und Cheneys feiert. Sollte Trump für die Zahlung von Schweigegeld an einen Pornostar strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden? Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Denn was auch immer seine angeblichen Verbrechen sein mögen, sie werden durch die “legalen” Verbrechen von George W. Bush in den Schatten gestellt.
Sohrab Ahmari
Sohrab Ahmari ist Gründer und Herausgeber des Compact-Magazins, mitwirkender Redakteur der Zeitschrift The American Conservative und Gastwissenschaftler am Veritas Center for Ethics in Public Life an der Franziskaner-Universität. Zu seinen Büchern gehören From Fire, by Water: My Journey to the Catholic Faith (Ignatius, 2019) und The Unbroken Thread: Discovering the Wisdom of Tradition in an Age of Chaos (Convergent/Random House, 2021). Derzeit schreibt er an einem Buch über die privatisierte Tyrannei in Amerika.
Dieser Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt von https://www.theamericanconservative.com/a-criminal-president/
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