Ein Elefant im Kopierer? – Kassels Goethe-Elefant wird gescannt

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Mit solchen berühmten Vorlagen hat die Jade Hochschule in Oldenburg noch nie gearbeitet: Prof. Dr. Thomas Luhmann, vom Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik ist ganz angetan von der ungewöhnlichen aktuellen Kooperation mit dem Naturkundemuseum Kassel: „Nicht alle Tage hat man so ein herausragendes Stück Wissenschaftsgeschichte in den Händen“.
v.l.: Susanne Völker (Kulturdezernentin Stadt Kassel), Prof. Dr.-Ing. habil Dr. h.c. Thomas Luhmann (Institutsleiter Jadehochschule Oldenburg und 3D-Scan-Spezialist), Kai Füldner (Leiter Naturkundemuseum Kassel)

Doch wovon ist hier die Rede? „Schon lange hatten wir vor, unseren Goethe-Elefanten scannen zu lassen, um mit 3D-Ausdrucken des Schädels Goethes Forschungen nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für unsere Besucher noch deutlicher zu machen“, sagt Dr. Kai Füldner, Direktor der Städtischen Museen Kassel. „Diese fruchtbare Zusammenarbeit entstand bereits im Jahr 2020. Wir waren auf der Suche nach kompliziert aufgebauten naturwissenschaftlichen Objekten und sind so auf das Kasseler Naturkundemuseum gestoßen“, berichtet 3D-Spezialist Prof. Luhmann. Als geeignet hat sich der Schädel des Goethe-Elefanten erwiesen, da durch einen Schnitt am Knochen in das Innere geblickt werden kann.

 

Kassels Kulturdezernentin Dr. Susanne Völker begrüßte das Forschungsteam aus Oldenburg und sagte aus diesem Anlass: „Der 3D-Scan des Goethe-Elefanten ist ein wissenschaftliches Kooperationsprojekt, das durch den Einsatz moderner Technologie das Wissen um einen der Schätze im Bestand des Kasseler Naturkundemuseums für die Zukunft sichert und einem größeren Publikum zugänglich macht. Hier zeigt sich erneut die wissenschaftliche Bedeutung der Sammlungen des Naturkundemuseums, deren Anfänge in das 16. Jahrhundert reichen. Für die heutigen Arbeiten wünsche ich allen Beteiligten viel Erfolg.“

 

 

Der Goethe-Elefant in der Dauerausstellung © Peter Mansfeld, Naturkundemuseum Kassel Der Goethe-Elefant in der Dauerausstellung

„Wir freuen uns sehr, dass im Rahmen des Projekts die neuesten Methoden zur Anwendung kommen können“, so Füldner, „wir hoffen, dass die Arbeiten an dem berühmtesten Einzelstück unserer Sammlung bis Mitte 2022 abgeschlossen sind, denn zurzeit planen wir schon eine außergewöhnliche Elefanten-Sonderausstellung für den Herbst nächsten Jahres bei der auch der Goethe-Elefant eine Rolle spielen wird. Es wird eine umfassende Schau mit vielen herausragenden Originalpräparaten und lebensgroßen Rekonstruktionen geben. Wir werden einen großen Bogen über die Rüsseltiere im Verlauf der Erdgeschichte zu den aktuellen Problemen beim Schutz der letzten Dickhäuter schlagen,“ fügt er hinzu. „Diese Präsentation wird als Wanderausstellung konzipiert und bereits jetzt zeigt eine Reihe von Museen großes Interesse“, berichtet Füldner.

 

Der sogenannte Goethe-Elefant lebte in den Jahren 1773 bis 1780 am Fuβe des Kasseler Weinbergs in der Menagerie des Landgrafen Friedrich II. Seinen Namen erlangte der Dickhäuter allerdings erst nach seinem Tod, als der berühmte Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) seinen Schädel auslieh. Goethe untersuchte daran einen ganz bestimmten Bereich, den sogenannten Zwischenkieferknochen.

 

Die Knochen des Goethe-Elefanten ließ der damals in Kassel lehrende Anatom Samuel Thomas Soemmerring als wohl weltweit erste Skelettmontage eines Großsäugers aufstellen. Diese ist noch weitgehend im Originalzustand erhalten und eines der Glanzstücke in der historischen Ausstellung des Naturkundemuseums.

documenta-Stadt Kassel


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