Die RAF-Rentner und die Rentenlücke

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Vom Niedergang der terroristischen Mitte. Eine Glosse.

Gern schauen wir, was aus unseren Freunden alter Tage so geworden ist.

Bei FB, xing, stayfriends oder …tinder? Manchmal findet man welche. Manchmal auch nicht. Und unsere politisch stark engagierten Freunde von damals, Burkhard Garweg (49), Ernst-Volker Staub (63) und Daniela Klette (59) sind so tief abgetaucht (neudeutsch: beschäftigt), die findet man gar nicht.

Noch nicht mal die Polizei, die sie schon seit 25 langen Jährchen zwar sucht aber wenig erfolgreich findet. Dass unter solch eher widrig zu nennenden Umständen das Ansparen einer hinreichenden Altersversorgung schwer fällt, ist klar.

In Sozialkassen direkt einzuzahlen ist ausgeschlossen und auch die private Altersvorsorge ist schwierig, da alle immer gern Ausweise sehen wollen. Die zu fälschen gestaltet sich zunehmend schwieriger. Wo man bis in die späten 80er noch auf die Fälscherwerkstätten der Stasi bauen konnte, oft ein Radiergummi reichte, sind die heutigen Ausweise mit zig Sicherheitsmerkmalen wirklich lästig.

Ergo bleibt nur eine auskömmliche Nebentätigkeit, die hin und wieder Geld in die Kasse spült. Denn auch als (ex)RAF-Terrorist will man schließlich nach jahrelangem urbanem Kampf als Stadtguerilla einen wohlverdienten Lebensabend in Würde verbringen. Auch mal im grenzenlosen Europa die Grillen an der Toskana zirpen hören, sich hin und wieder Kultur gönnen und den Kampf für und durch das Proletariat bei einem anständigen Steak mit gutem Wein vergessen können. Und machen wir uns nichts vor… das wird zunehmend schwieriger.

Doch was kann man als RAF-Terrorist denn so an Nebeneinkünften generieren, da die fetten Jahre mit Sponsoring aus dem Osten nun flachgefallen sind. Nun ja, „Schuster bleib bei deinen Leisten“ heißt es nicht umsonst so treffend und korrekt. Und da steht auf der Habenseite (Personaler-Deutsch: hard-/softskills!) eine jahrzehntelange Erfahrung mit Schusswaffen aller Art, diversen militärischen Trainingsaufenthalten in Nordafrika und dem Mittleren Osten bei diversen Regierungen und Tyrannen, die gern kompetenzmäßig unterstützen wollten und halt auch die Erfahrung aus der eigenen Praxis. Mord- und Sprengstoffanschläge, Entführungen, Raub und Erpressung für die gute Sache. Also all das, was TOP-Aktivisten so auszeichnet.

(Der Autor muss gerade daran denken, dass von dort, wo unsere Aktivistenrentner vor Jahrzehnten den Umgang mit Waffen und den Bau von Bomben geübt haben, uns in letzter Zeit viele weitere Facharbeiter und Experten zugeflossen sind. Aber das ist ein anderes Thema und hat mit Rente erst mal nichts zu tun. Noch nicht… egal! – Zumindest vorerst…)

Und so raubte man nun seit Jahren und Jahrzehnten Banken, Geldboten und Supermärkte aus. Und das auf Expertenniveau – nicht wie so mancher andere Facharbeiter, der die Strickmütze nicht runterzieht, weil es so warm und stickig darunter ist… Man fasste – auch dem eigenen Anspruch geschuldet! – wirklich nur lohnende Ziele ins Auge. Wie die Berliner Libanesen-Clans. Nicht den Goldring von Mütterchen Courage, sondern die dicke Goldmünze aus dem Bode-Museum. Bildlich gesprochen. Man muss sich vom Pöbel schon abheben und auch im Alter zeigen, was man noch drauf hat. Es wird ja immer wieder betont, dass die Alten wirklich noch leistungsfähig sind. Experten mit Erfahrung. Auch noch etwas leisten können. Auch über nützliche Netzwerke verfügen. All das zeigt sich auch hier. Die Generation 50Plus kann noch was!

Wechselautos, exakte (Markt-)Analysen der lohnenden Objekte, Detailplanung, kein unnützer Aufwand (Gewalt), freundlich/verbindliche Art der Opferansprache ohne den nötigen Nachdruck (Schussabgabe) vermissen zu lassen. Im Vertrieb nennt sich so etwas Abschlusssicherheit, die gern gesehen ist. – Nur im Fall unserer lieben RAF-Aktivisten ist das auch nötig, da man sonst nichts hat. Das motiviert ungemein.

von links nach rechts : Burkhard Garweg Ernst-Volker Staub Daniela Klette

Dummerweise war wohl der letzte Beitrag zur gemeinsamen Rentenkasse nicht so richtig … umfänglich. Der Überfall auf den Geldboten am Flughafen Köln war stilistisch einwandfrei, aber außer Spesen nix gewesen. Man kam, überfiel, entkam und ging… leer aus. Doch zu alt???

Exkurs: Wo in den 70er der Christian (Christian Klar) in Wattenscheid-Höntrop noch aus einer popligen Commerzbankfiliale 600.000 DM rausholen konnte, keine 400m von der Polizeiwache entfernt (und die Telefonzellen für Notrufe waren rar gesät!!), da fallen heute ähnliche Aktionen zunehmend schwerer. Der bargeldlose Zahlungsverkehr hat die Räuberbranche ganz schön bluten lassen. Selbst in Supermärkten hat die ec-Karte für leere Kassen gesorgt. Leer zumindest für unsere drei Rentner, die davon ein paar Monate/Jahre leben wollen. Und das wird zunehmend schwerer. Der Anfangsinvest für jeden Überfall ist hoch. Mehrere Autos, von denen eines immer zur Spurenbeseitigung abgefackelt werden muss. Das wird zwar zur Klimadebatte wieder modern, die Nobelautos anderer Leute anzuzünden, aber hier sind wirklich rein logische Sachargumente vordergründig. Fingerabdrücke und DNA halten sich im Feuer nicht. Unsere drei Strategen waren halt freitags in der Schule und haben im Bio-Unterricht aufgepasst. So ein regelmäßiger Schulbesuch hat für das Leben echt krasse Vorteile …

Anfang des Jahres in Köln ging das Trio aber trotz aller Schulbildung, trotz vorbildlichem Engagement und nachdrücklichem Einsatz leer aus. Der Zugriff (Anm.: die reaktionäre Polizei redet hier von Überfall und behält sich das Wort Zugriff selbst vor…) war gekonnt. Nur hat es nix gebracht. Außer Spesen ist für den Burkhard, den Ernst-Volker und die Daniela nix gewesen. Das sah für die Urlaubskasse 2019 sicher scheis… ähm schlecht aus!

Daher rechnet die Polizei, hier federführend das LKA in Düsseldorf, nun mit einer baldigen weiteren engagierten Aktion unserer drei Rentner zur Auffüllung der Bargeldbestände.

Immerhin: in der Null-Zins-EZB-Falle stecken unsere drei RAF-Rentner nicht. Sie haben ihr Geld nicht vollumfänglich auf der Bank, bekommen eh keine Zinsen. Wollen auch keine. Wie glücklich müssen sie sein, dass ihnen das egal sein kann. Lebensversicherungssparer sehen das für ihre Altersvorsorge anders. Weniger entspannt…

Nun rechnen wir also baldigst wieder mit einem Überfall. Was kommt als nächstes? Eine Pferderennbahn? IKEA traf es schon und der Flughafen war auch schon dran. Eine Spielbank? Oder ganz clever – dort zuschlagen wo man schon mal erfolgreich war? Immerhin waren die Drei mutig genug nach dem Überfall ihren Audi in Köln-Eil abzufackeln und dann in Richtung Flughafen zurückzufahren… während unsere Polizei ihren Aktionismus anderswo austobte. Wie schon erwähnt: alte Menschen sind nicht blöd. Und arbeitsrelevante Berufserfahrung kommt erst auf der Zeitachse. Da helfen keine Diplome, Master und Handwerksbriefe. Oder die polizeieigene Unität und Akamie.

Der Autor hat bei der Bundeswehr gelernt, wie man einen Überfall/Zugriff durchführt, der aber dort Handstreich hieß. Merke: dreimal dasselbe Ding hat drei verschiedene Namen. Je nach Neigungsgruppe und Betrachtungsweise. Demonstrant/Aktivist/Terrorist sind beispielsweise moderne und seit G20-Gipfel und Klimadebatte auch überall einprägsame Beispiele.

Unsere aktiven RAF-Rentner jedenfalls zeigen einen Weg auf, wie ggf. Millionen in die Altersarmut abgerutschte Rentner wieder aktiv werden könnten. Nicht in so professionellem Stil wirklicher Experten, aber doch in Kleinem. Nur sollten sie das üben solange sie noch fit sind. Und bloß nicht gute Zeitpunkte für wirkliche Alternativen verpassen. Wie unsere RAF-Rentner.

Wenn die etwas weniger auf Aktionen fixiert gewesen und mit der Zeit gegangen wären, dann wären die 2015 von Süden kommend in unser Land gestolpert und hätte ASYL gerufen. Nur dieses eine Wort. Dann wären sie von Stadt zu Stadt gezogen und hätten das wiederholt. Als Peter, Klaus, Gabi, Xaver-Paul, Susi, Egon, Emil-Pauline, Andreas und Sophia. Als Beispiel. Andere Namen hätten natürlich besser funktioniert, wie uns der Bw-Oberleutnant Franco aus Syrien (hüstel) ohne jede Sprachkenntnis so schön vorgemacht hat. Die hätten jetzt ausgesorgt. 15-20x 334 Euro pro Monat NETTO, zzgl. weiterer Urlaubswohnungen in jeder dieser Städte. Für jeden von denen. Diese Wohnungen hätten dann auch untervermietet werden können. Gerade jetzt, wo Wohnungen komischerweise knapp sind ein durchaus lukratives Geschäftsfeld. Und dafür braucht man noch nicht mal eine Kalaschnikow. Auch wäre dann die Krankenversicherung viel einfacher gewesen. Sogar als Illegaler weil irgendwann auch abgelehnter Asylbewerber aus Sonst wo. Die guten Drei werden sich ganz schön verarscht vorkommen. Jahrelang haben sie Zahnersatz selbst und bar bezahlt und in Berlin gibt es nun 50.000 anonyme Krankenversicherungen für Illegale. Berlin ist schon immer mal eine Reise wert gewesen. Und die RRG-Genossen /-unterstützer dort würden sogar die Partydrogen für unsere drei Rentner kostenlos auf ihre Qualität hin testen. Letzteres uninteressant, da sie ja im deutsch-niederländischen Grenzgebiet leben. Dennoch sollte auf Qualität geachtet werden, da im Alter die Gesundheit abnimmt und das Rentnerleben bei Burkhard, Ernst-Volker und Daniela eine gewisse … Fitness voraussetzt. Nur mal so bemerkt…

Überhaupt könnte für unsere drei Helden vergangener Tage gerade Berlin nun interessant sein. Die Ödnis zur niederländischen Grenze ist nicht wirklich schön. Und von Berlin ist das grenzoffene EU-Polen auch nur ein paar Kilometer weiter weg… Jedenfalls ist die Unterstützerszene für wirkliche Aktivisten nirgends besser als in Berlin, wo selbst neue Mitglieder, beispielsweise bei der Versorgung der Altbevölkerung mit multikulturellen Gütern, sogar Stellplätze in öffentlichen Parks bekommen. Kostenlos. Grüne Begegnungspunkte auf Straßen gepinselt werden, was Erstkontakte zur Szene erleichtert. Auch – oder gerade auch! – für aktive Rentner. Und selbst wenn man mal wieder seine Sturmgewehre wie in Köln im Auto zurücklassen muss oder will, die libanesische Gemeinschaft dort in Berlin kann schnell Ersatz besorgen. Mitunter auch etwas Moderneres. Ich empfehle immer eine eher ausgewogene Bewaffnung im Team. Automatische Schrotflinte und Sturmgewehre schaffen hier eine gute Allroundfähigkeit im Anfangsdialog und im Zweifelsfall auch Abstand zu der reaktionären und spaßbefreiten Polizei. Aber diese vom Volk alimentierten Spielverderber sind in Berlin eh eingebremster als sonst wo in der … ähm …Republik. RRG sei Dank!

Dennoch zeigt der Fall von Burkhard, Ernst-Volker und Daniela, dass Rentner nicht unnütz sind. Dass man auch im Alter noch Geld verdienen kann. Nur muss das politische Umfeld stimmig sein. Und gerade das scheint für die drei zu stimmen. 25 Jahre auf der Flucht lassen selbst die NSU-Getreuen armselig aussehen. Andernfalls macht auch hier Erfahrung eine Menge aus. Bringe die Leute nicht um, sondern nimm ihnen nur das Geld. Dann hat der Staat kaum ein Interesse daran, das wirklich zu verfolgen. Immerhin ist er im gleichen Geschäft. Er nennt es dann nur Steuereinzug. Und ob nun ein paar aktive Rentner sich alle zwei oder drei Jahre mal die Tageskasse holen, oder in Cum-Ex-Geschäfte in Sekundentakt gedreht werden, ist letztlich egal, solange nicht am Ende eine unschöne Blutlache die Befindlichkeiten der Sensibelchen stört. Das hat die NSU falsch gemacht. Da ist die RAF besser. Hat immerhin gelernt, dass einen Schleyer, Ponto und Herrhausen umzubringen heute schlecht für das Geschäft ist. Gerade dann auch zur Rentenfinanzierung. Das schafft zu viel Aufmerksamkeit in Presse, Politik und leider auch Justiz. So aber ermittelt im LKA eine Gruppe von Beamten, die selbst im Hause kaum jemand auf Anhieb findet oder auch nur kennt. Der Autor hat es probiert, hat da angerufen. SO muss das laufen. So machen das richtige Aktivisten. Den möglichen Gegner durch ein interessenkonformes Auftreten in Passivität halten. Die Drecksbullen einlullen. Ihnen so jede politische Unterstützung selbst im eigenen Haus entziehen. Die Genossen in diversen Positionen mit ins Boot holen und machen lassen. Das geht. Man sieht es. Man kann natürlich auch Kontakt zu Genossen halten, die ihre Rentenansprüche nun im Bundestag beziehen. Wie der Christian (Klar), der seine nun für einen Abgeordneten erarbeitet. Ihm mit seiner langjährigen Knastexpertise neue Einblicke gewährt. Auch so kann man zu einer RAF-Rente kommen. Für den Christian muss das erniedrigend sein. Für den verhassten Staat auch noch arbeiten zu müssen. Immerhin weiß man nun, was der Genosse Minister Heil mit der Anstandsrente meinte. Vieles ergibt – wie so oft – erst auf den zweiten Blick einen tieferen Sinn, der sich dem arbeitenden Bürger so nicht auf Anhieb zu erschließen vermag. Daher auch die Politikverdrossenheit und das Misstrauen. Der Bürger ist nur nicht richtig informiert.

Hier könnte zum Beispiel DER SPIEGEL mit seinen Akteuren schmerzbefreit und neu ansetzen…  (http://nordhessen-journal.de/2019/06/22/der-spiegel-suendenfall-claas-relotius-der-maerchenprinz-und-die-sog-luegenpresse/)

Nun denn. All das hilft jetzt unseren drei Alt-Aktivisten der RAF nicht wirklich. Sie brauchen Geld. Dringend.

Versucht es doch mal mit Lotto. Systemschein oder so. Lotto mit AK47-Gewehr im Anschlag ist zunehmend uncool. Oder nehmt zumindest ein Messer. Das ist normal geworden. Dann seid ihr ein Einzelfall und alles ist wieder tiefenentspannt und gut.

Für die Freiheit – nieder mit den imperialistischem Großkapital! (und im Hintergrund läuft „Die Internationale“…)


Der Autor Sascha Rauschenberger

Sascha Rauschenberger, geboren 1966 in Wattenscheid, ging nach dem Abitur zur Bundeswehr, wo er als Panzeraufklärer und Nachrichtenoffizier Dienst tat. Er diente, unter anderem als Reservist, in vier Auslandseinsätzen, zuletzt als Militärberater in Afghanistan.

Seit 2000 ist er als Unternehmensberater im Bereich Projektmanagement und Arbeitsorganisation (Future Work) tätig.

 


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