Das Mittelmaß als neuer Goldstandard der Gesellschaft

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Seit Jahren wird es immer deutlicher: das Mittelmaß wird zum Maß aller Dinge! Egal wo man hinsieht, warum anstrengen, wenn es auch so reicht.

Natürlich wollen wir immer nur das Beste. Individuell wie auch als Gesellschaft. Doch unter dem Strich, reicht uns auch ein „gerade so“.  Besonders dann, wenn wir verlernt haben dieses „gerade so“ auch als Solches kenntlich zu machen. Zu sanktionieren.

Die Normen für das Sportabzeichen werden ständig und alle paar Jahre nach unten „angepasst“. Es gab mal eine Zeit, da musste man als Mann über 18 Jahren 10.000 Meter laufen, um die Langstreckendisziplin zu schaffen. Das wurde dann – nach dem Krieg irgendwann – auf 5.000 Meter reduziert. Nun gibt es nur noch 3.000 Meter zu erfüllen. Das spart natürlich viel Zeit, die man dann anders nutzen kann, aber auch Leistung an sich.

Zeugnis oder Referenz gefällig?

Schulnoten sind auch so ein Problem. Theoretisch reichen die von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend). Nur gibt es da ministerielle Vorgaben eben diese SECHS nicht mehr zu verteilen. Das Wort „ungenügend“ könnte psychologisch als „persönlich nicht genügend“ gewertet werden, was natürlich nicht sein kann.
Früher konnte es das sein. Durchaus auch so aufgefasst werden. Als persönlich völlig ungenügend erbrachte Leistung, die stark verbesserungswürdig ist. Und das sollte auch als persönliche Ansprache vom so Angesprochenen verstanden werden. So ganz individuell und persönlich gesehen.
Und wenn der/die dann heulend auf dem Schulhof stand, wusste man als Lehrer, dass da zumindest noch ein gewisses Schamgefühl da war diese Note kassiert zu haben. Heute denken die Neupädagogen eher an einen Nervenzusammenbruch des Schülers…
Neupsychologisch geht das also nicht mehr. Da muss man motivieren. Ggf. auch mit dem Satz unter der Arbeit, dass das eigentlich kein „befriedigend“ wäre, aber man die Leistung der letzten Wochen (als Lehrer) nun SO anerkennend zum Ausdruck bringen wolle. Gern gekrönt mit der Bemerkung: „Gut gemacht! – Weiter so!“

Soetwas bereitet natürlich auf das Leben vor. Ganz klar… Es gibt sogar ganze Schulen, die genau darauf ihr Unterrichtskonzept ausgerichtet haben. Schule als Kuschelfaktor!

Fololia: Benotung ohne Anspruch schafft Leistungen ohne Leistungswillen!

So kam es zu einer Inflation bei Noten in der Schule. Einser-Abis werden irgendwie genauso inflationär wie Schulabschlüsse aller Art, wo dann im Fach Deutsch nachgeschult werden muss, um überhaupt „Ausbildungsreife“ zu erlangen.
Klar, dass die Kultusministerien hier alle Schuld von sich weisen. Es sind halt regionale Unterschiede erkennbar. Völlig logisch.
Es gibt halt Regionen (oder Schulen) da reicht es durchaus aus zu erscheinen, um ein „gut“ in Deutsch zu bekommen. Andere Schulen setzen da dann ungerechter Weise das Beherrschen der Sprache  Deutsch an sich voraus. Inklusive einer Grammatik, wie sie schon seit den Gebrüdern Grimm als Standard galt. Für alle. Überregional gesehen.

 

Wenn etwas der Maßstab ist, dann der vorschüssig zu erteilende Respekt für die noch nicht erbrachte Leistung, die dann aber – egal wie sie ausfällt – zu loben ist. Das ist doppelt psychologisch opportun, denn so fühlt man sich gleich zweimal wertgeschätzt. Denn diese Wertschätzung, ist der Standard geworden. Nicht die Leistung an sich, die der Wertschätzung vorausgegangen sein sollte. So rein geschichtlich gesehen. Und aus rein akademischer Betrachtung heraus, die besser aber nicht diskutiert wird.

Wo früher schon der zweite Platz als Verlierer galt, egal wo, werden heute alle Plätze gleich behandelt. Auch egal wo. Dabei gewesen zu sein ist wichtiger, als gesiegt zu haben. Und da siegen nichts bringt, ist auch der Wille sich dafür anzustrengen im freien Fall. Am Ende wird doch sowieso jeder Idiot gelobt. Was soll es also?

So werden seit Jahren gute Leistungen relativiert und schwache Leistungen aufgewertet. Anstatt die Spitze zu fördern, wird das untere Leistungslevel schöngeredet und das Mittelmaß als Ziel aller Dinge angesehen.

Im Unternehmen gibt es die 10:70:20-Regel. Personaler wissen das. 10% sind unverzichtbare Leistungsträger, 70% sind Durchschnitt, die das machen, was sie sollen und die restlichen 20% sind … überflüssiger Ballast, den man (arbeitsrechtlich) nicht los wird.
Jeder kennt sie. Es gibt Kollegen, die werden vom Chef häufiger mal gefragt, ob sie das und das noch machen könnten und andere werden mit solchen Anliegen stets übergangen.

 

Und nun haben wir gewählt, haben Kandidaten vorgesetzt bekommen, die exakt das Bild abgaben, das uns als Gesellschaft auszeichnet. Eine schöne Auswahl an Mittelmaß in Punkten Ehrlichkeit und Bildung (Baerbock), opportunistischen Eigennutz sowie Vergesslichkeit (Scholz) und jemanden, der Farblosigkeit zu einer völlig neuen Farbe definieren konnte (Laschet).
Wir schimpfen darüber. Lachen uns tot über solche Protagonisten. Schaffen es aber seit nun über 20 Jahren dieses Mittelmaß über uns herrschen zu lassen; wundern uns aber dann, dass dabei nur Mist herauskommt.

 

Wenn man im Sport die ursprüngliche Langstrecke von 10km auf 3km verkürzt, dann reduziert man auch das Zielerreichungstraining dafür von 10 auf 3 Kilometer.
Wer von sechs Noten schon mal die letzten zwei ausklammert, macht keinen besser, schafft es aber Leistungsbewertung zur bloßen Heuchelei verkommen zu lassen.
Wer als Mensch mit den 70% Mittelmaß im Unternehmen zufrieden ist, wird feststellen, dass 20% des Bodensatzes es durchaus verstehen die Ergebnisse der ober 10% Leistungsträger nach unten zu korrigieren. Für alle dann.

Und wenn wir als Gesellschaft das dann nur lange genug durchhalten, haben wir auch nur noch die Auswahl unter Mittelmäßigkeit für das wirkliche Krisenmanagement oder gar unsere Regierung.

Mittelmäßigkeit garantiert gar nichts außer Stagnation. Und wenn andere auch nur etwas wachsen (an sich und ihren Aufgaben) bedeutet es für die Mittelmäßigen einen Abstieg auf Raten.

Der letzte Wahlkampf sollte uns eine – LETZTE – Warnung sein. SIC!

 

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