Die Corona-Pandemie hält die Politik in Atem – doch kaum jemand spricht über die vielen Millionen Menschen, die an Typ-2-Diabetes leiden. Hauptursache: Übergewicht. Täglich erkranken in Deutschland rund 1 500 Menschen, bis 2040 wären es insgesamt zwölf Millionen Menschen – rund fünf Millionen Menschen mehr als heute. Das Apothekenmagazin “Diabetes Ratgeber” hat kurz vor der Bundestagswahl im September nachgeforscht, welche Lösungswege die Parteien zur Bekämpfung dieser Diabetes-Pandemie vorschlagen.
Unverbindliche Vorgaben zu zuckerhaltigen Getränken
Ein Blick in die Wahlprogramme von CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP zeigt, dass Diabetes selbst kaum eine Rolle spielt, meist nur indirekt, wenn es etwa um gesündere Ernährung in Schule und Kita geht. Die Union will eine “Nationale Diabetesstrategie” weiter vorantreiben, die zum Amtsantritt 2017 verkündet wurde. Danach sollen Hersteller etwa den Zucker in Softdrinks um 15 Prozent reduzieren. Die Kritik daran, wie an der inzwischen eingeführten Lebensmittelampel (“Nutri-Score”): Gegenüber den Herstellern setzt die Regierung auf Freiwilligkeit.
Hehre Absichten: Umfrage unter Gesundheitspolitikern
Zudem hat der “Diabetes Ratgeber” sich bei den Gesundheitspolitikern der Parteien umgehört. Die Resultate: Dietrich Monstadt, CDU, selbst von Diabetes Betroffener, ist für Steuern und Vorgaben. Sabine Dittmar, SPD, will bei den Ursachen von Diabetes “substanziell” vorankommen. Professor Dr. Andrew Ullmann, FDP, setzt auf Aufklärung und Eigenverantwortung. Dr. Kirsten Kappert-Gonter, Grüne, ist außerdem für verbindliche Vorgaben und Verbote. Bislang sind das reine Absichtserklärungen – ob sie den Weg in den Koalitionsvertrag finden und umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.
Was müsste passieren?
Vor allem darf es künftig nicht mehr bei reinen Gesten bleiben, schreibt der “Diabetes Ratgeber”. So fordert etwa Professorin Monika Kellerer von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) insbesondere verbindliche Vorgaben für die Lebensmittelindustrie. Das beherrschende Thema dabei ist der Zucker: Die DDG fordert etwa, den Gehalt in Softdrinks zu halbieren. Man könnte sich auch eine Besteuerung wie in Großbritannien vorstellen, wo Hersteller heute weniger Zucker in Getränke geben, um Steuern zu vermeiden.
Die zweite große Forderung gilt der besseren Versorgung von Menschen mit Diabetes: “Die Schere zwischen immer mehr Diabetesfällen in deutschen Kliniken und immer weniger qualifizierten Fachkräften geht weiter auseinander”, so Kellerer. Manchen Patienten benötigen spezielle Betreuung, an der oft gespart werde. Zudem müsse bei Studierenden das Interesse für Diabetologie gestärkt werden: “Wenn es aber immer weniger diabetologische Abteilungen und Klinikkapazitäten gibt, dann kommen sie immer weniger damit in Berührung.”
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Wort & Bild Verlag – Gesundheitsmeldungen
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