Nun hat es auch die MT Melsungen erwischt: Das Heimspiel gegen GWD Minden am vierten Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga darf nur ohne Hallenpublikum ausgetragen werden. Das entschieden die Kasseler Behörden am Mittwochnachmittag. Der Anwurf in der Rothenbach-Halle erfolgt am Samstag um 20:30 Uhr. Die Begegnung wird live sowohl auf SKY zu sehen als auch im HNA-Radio zu hören sein.
Die Pandemie erfordert bei der MT Melsungen einen weiteren Tribut. Nachdem die Heimpremiere am 6. Oktober gegen Lemgo erfolgreich mit knapp 1.600 Zuschauern – amtlich begrenzt war die Besucherzahl auf 2.100 – über die Bühne gebracht wurde, bedeutet die neue, kurzfristige Entscheidung einen herben Rückschlag im Bemühen, der Corona-Krise ein Stück Normalität abzutrotzen. So wird die MT Melsungen, die Anfang September in der European League ohne Hallenpublikum auskommen musste, nun am Samstag gegen GWD Minden erstmalig auch ein Bundesligaspiel ohne Zuschauer austragen.
Dazu sagt MT-Vorstand Axel Geerken: “Diese Entscheidung der Stadt Kassel hat uns angesichts der zuletzt überall gestiegenen Infektionszahlen nicht völlig überrascht. Im Zuge einer allgemein notwendigen Eindämmung der Pandemie akzeptieren wir das natürlich auch. Gleichwohl bedeuten solche markanten Beschränkungen für alle Veranstalter die, genau wie wir, umfangreiche Hygienekonzepte erarbeitet und damit bewiesen haben, dass auch in diesen Zeiten sichere Veranstaltungen mit Publikum möglich sind, einen klaren Rückschlag”.
Nicht einfach ist ein Spiel ohne Zuschauer auch für diejenigen, die auf dem Spielfeld ihrer Arbeit nachgehen. “Es ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn die Unterstützung von den Rängen fehlt”, meint Gudmundur Gudmundsson. Der Trainer denkt dabei auch an das Rückspiel der MT in der European League gegen Bjerringbro, in dem seine Schützlinge mit Fansupport vielleicht den Vier-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel wettgemacht hätten: “Die Fans helfen uns 60 Minuten lang die Emotionen hoch zu halten. Ohne heimische Unterstützung ist eine Mannschaft jedoch auf sich allein gestellt. Unsere Spieler waren im ersten Moment schon enttäuscht, als sie von der Entscheidung erfahren haben. Aber wir werden das als weitere Herausforderung annehmen.”
Ansonsten lief die Vorbereitung bei der MT auf das Kräftemessen mit GWD Minden nach Plan. Nach der 10-Tore-Niederlage in Erlangen gab es viel Gesprächsbedarf und eine entsprechende inhaltlich Ausrichtung der Trainingseinheiten. “Wir haben das Spiel eingehend aufgearbeitet und in den folgenden Einheiten den Schwerpunkt auf die Verbesserung unseres Angriffsspiels gelegt. Hier brauchen wir auch etwas Geduld. Das ist ein Prozess, der sicher einige Zeit beanspruchen wird. Wie weit wir dabei jeweils sind, das muss die Mannschaft dann auf dem Spielfeld zeigen. Das ist noch mal etwas anderes als im Training. Dazu kann sie sich zwar in einer bestimmten Formation einspielen, aber auch die Spieler, die von der Bank kommen, müssen sich genauso gut hineinfinden. Wir brauchen jeden einzelnen”, verrät Gudmundsson. Seine derzeit vordringlichste Aufgabe sieht er darin, die Fehlerquote in der Offensive zu minimieren. Das heißt, sowohl weniger Ballverluste, als auch weniger Fehlwürfe sind die obersten Ziele.
GWD Minden gibt nach dem Testspiel Mitte September nun zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen seine Visitenkarte in der Kasseler Rothenbach-Halle ab. In der Saisonvorbereitung behielt die MT gegen GWD die Nase mit 28:23 vorn. Gegen diesen Kontrahenten muss sich die MT auf eine sehr forsche Abwehr einstellen. Da geht es oftmals nicht zimperlich zur Sache. Den Grünweißen gelingt es dadurch, die Offensive des Kontrahenten gehörig ins Wanken zu bringen. Dass dies in den drei bisherigen Spielen der Ostwestfalen in Hannover und Flensburg und zuhause gegen Wetzlar nicht von Erfolg gekrönt war, sieht Melsungens Chefcoach keineswegs als Indiz, an deren Leistungsvermögen zu zweifeln. Im Gegenteil. “Minden hat das in diesen drei Spielen über lange Zeit richtig gut gemacht. Hätten sie zum Beispiel gegen Wetzlar nicht drei Rote Karten und sechs Zeitstrafen kassiert, wäre das Spiel womöglich anders ausgegangen”.
Wie heiß die Duelle zwischen Melsungen und Minden umkämpft sind, zeigt exemplarisch der Blick auf den letzten Vergleich im November vergangenen Jahres. Da atmete die MT nach dem Abpfiff in Kampa-Halle erstmal kräftig durch. Denn als Christoffer Rambo 138 Sekunden vor Schluss für die Hausherren das 25:25 erzwang, sah es noch nicht nach einem glücklichen Ende für die MT aus. Das besorgten dann erst ein nervenstarker Tobias Reichmann und ein beherzter Zweikämpfer Domagoj Pavlovic – sie sicherten im Endspurt den Zwei-Tore-Auswärtssieg.
Außer den beiden genannten Spielern sind auch alle anderen MT-Cracks fit, sodass Gudmundur Gudmundsson am Samstagabend gegen GWD die “volle Kapelle” ins Rennen schicken kann. Der Gast wiederum bietet mit Torwart-Ikone Carsten Lichtlein und Christian Zeitz, Linkshänder mit mächtig Dampf im Arm, beide 39, gleich zwei deutsche Weltmeister von 2007 auf. Altersmäßig gegenüber stehen ihnen Youngster wie Alexander Podshivalov (22) oder Juri Knorr (20). Trainer von GWD Minden ist Frank Carstens (49), seit 2015 im Amt.
Bisherige Vergleiche MT – GWD:
26 Spiele, davon 16 Siege MT, 6 Siege GWD, 4 Remis
Letzte Saison:
31.03.2020, MT Melsungen – GWD Minden 0:0, coronabedingt ausgefallen / Ligaabbruch
14.11.2019, GWD Minden – MT Melsungen 27:29
Schiedsrichter in Kassel:
Hanspeter Brodbeck (Reutlingen) / Simon Reich (Metzingen); DHB-Aufsicht: Ralf Damian
Weitere Gegner-Infos:
www.gwd-minden.de
Liveberichterstattungen:
SKY startet ab 20:15 Uhr mit Interviews (Gästetrainer Frank Karstens, MT-Vorstand Axel Geerken), Kommentator ist Karsten Petrzika.
Die Pressekonferenz, ca. 15 Minuten nach Spielende, ist auf dem MT-YouTube-Kanal unter zu sehen.
Während des Spiels sendet Hitradio FFH (Patrick Schuhmacher) kurze Zwischenberichte.
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