11. September 2017 In englischer Sprache Auschwitz, das Sammellager Drancy bei Paris, das Warschauer Ghetto: Die Geschichte der Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg wird mit offiziell ausgewiesenen Orten wie Ghettos, Vernichtungslagern oder Übergangslagern verbunden. Diese symbolträchtigen Orte können aber nur teilweise erklären, wie solche Gräuel geschehen konnten. Wie die meisten Völkermorde fand auch der Holocaust an ganz gewöhnlichen Orten statt – in Städten und auf den Straßen dieser Städte. In Paris sind die Wohnungen von jüdischen Mieter_innen auch heute noch Hauptzeugen des Holocausts. Die meisten jüdischen Einwohner_innen von Paris wurden in ihrem Zuhause festgenommen. Da allgemein bekannt war, dass sie in Vernichtungslager geschickt würden, fielen die Gegenstände in diesen Wohnungen Plünderungen zum Opfer. Das dauerhafte Verschwinden der Bewohner_innen machte die Besetzung der Wohungen durch neue, nicht-jüdische Mieter_innen möglich. Die Konferenz beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit Pariser Wohnungen über das zerstörte Leben ihrer früheren jüdischen Bewohner_innen, über ihren Alltag und ihr Verhältnis zu nicht-jüdischen Nachbar_innen Zeugnis ablegen können. Konzipiert wurde die Konferenz vom Rose Valland Institut, das von Maria Eichhorn anlässlich der documenta 14 gegründet wurde und seinen Sitz vom 10. Juni bis 17. September 2017 in der Neuen Galerie in Kassel hat. Sarah Gensburger (geb. 1976) ist leitende Wissenschaftlerin des französischen Forschungszentrums CNRS und Mitglied des Instituts für Politik- und Sozialwissenschaften (Paris Nanterre). Als Soziologin und Sozialhistorikerin widmet sie sich der Erinnerung an den Holocaust an der Schnittstelle von Geschichte, Soziologie und Politikwissenschaft. Sie veröffentlichte National Policy, Global Memory. The Commemoration of the “Righteous” from Jerusalem to Paris, 1942–2007 (New York: Berghahn Books, 2016) sowie Witnessing the Robbing of the Jews. A Photographic Album, Paris 1940–1944 (Bloomington: Indiana University Press, 2015) und ist Mitherausgeberin von Resisting Genocide. The Multiple Forms of Rescue (New York: Columbia University Press, 2011). Sie kuratierte mehrere Ausstellungen und erkundete neue Formen der Erinnerungsliteratur. Eric Le Bourhis (geb. 1981), ist Historiker und Verfasser einer 2016 von der französischen Gesellschaft für Urbanistik preisgekrönten Dissertation über den Wiederaufbau der Stadt Riga, der nach 1945 unter sowjetischer Ägide erfolgte. Aktuell arbeitet er am Institut für Politik- und Sozialwissenschaften der Universität von Paris-Saclay. Er ist assoziierter Forscher am Centre Marc Bloch, Berlin und Postdoktorand der Foundation for the Memory of the Shoah, Paris. 2016 erhielt er Stipendien vom Interdisziplinären Zentrum für Germanistik CIERA, Paris, und der Europäischen Holocaust-Grundlagenforschung EHRI. Aktuell beschäftigt er sich mit der Enteignung von jüdischem Besitz in Riga in den Jahren 1941 und 1942. Zusammen mit Isabelle Backouche und Sarah Gensburger realisiert er zwei Gemeinschaftsprojekte zum Thema Wohnungspolitik unter der deutschen Okkupation und Nationalsozialistische Kriegsverbrechen vor Gericht – Mittel- und Osteuropa 1943–1991. Verantwortlich für die Koordination der Projekte ist Vanessa Voisin, finanziert werden sie von der Französischen Nationalen Forschungsagentur ANR. Das vollständige Veranstaltungsprogramm der documenta 14 finden Sie im Kalender auf der Webseite der documenta 14. [metaslider id=20815] |
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