Weihnachten – ein Fest schafft sich ab

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Krippe am Dom zu Mainz

Vom Himmel hoch, da komm ich her und ich sag Euch, es weihnachtet sehr“, ist eine Zeile, die fast jeder kennt. Weihnachten kommt von geweihter Nacht. Einer Nacht im fernen Israel, wo Gottes Sohn auf Erden geboren wurde, so der feste Glaube der Christen, die sich nach diesem Kind, Christus, benannten.
So ein Tag wäre in jeder Religion ein Festtag. Zu allen Zeiten, in allen Kulturkreisen und in allen Zeitaltern schlechthin.

Es war eben auch dieser Christus, der damals schon gegen den Kommerz im Tempel zu Feld zog. Er vertrieb zum Passafest die Händler aus dem Tempel. An deren Gewinn waren die Priester beteiligt. Die gehörten zum jüdischen Adel. Ergo war es klar, dass dieser Christus nun zu weit gegangen war. Was folgte ist bekannt. Denunziation bei den Römern als Unruhestifter, Aufwiegler und Rebell. Kreuzigung nach einem Prozess, nach dem sich der Richter und Statthalter Roms Pontius Pilatus erst mal die Händchen wusch, und dann das Wunder schlechthin: die Auferstehung!
Das Novum der damaligen Religionen. Der Mensch stirbt nicht mehr… Na, was ein Glück. Und das muss natürlich gebührend gefeiert werden.

Wird es auch. Insgesamt drei Tage lang zuzüglich im Vorfeld. Zunehmend wieder so, wie damals das Passafest. Mit Religion hat das aber weniger zu tun. Eher das käufliche Abarbeiten von Wunschlisten, Pflichtauftritten und gefälligen Nettigkeiten. Die Händler profitieren und geben einen Teil des Gewinns auch wieder ab. An die, die zum Beispiel Weihnachtsmärkte ausrichten.

Dass solche Märkte dann auch gern gesehene Anschlagsorte für die sind, die es mit dem christlichen Glauben nicht so haben hat hier ein neues Geschäftsfeld eröffnet. Sicherheit als Zugewinn für solche Feste, die bloße Events geworden sind. Wie Karneval, Sylvester, Loveparade oder Halloween. Oder wöchentlich FFF.

Ein religiöses Fest ist das aber schon lange nicht mehr. Die Menschen haben alles, darum sind sie an Region nicht mehr interessiert. Maximal zum Tode hin, da es dann wieder etwas abzustauben gilt, was da „ewiges Leben“ heißen könnte. Da wird dann auch ein moderner Ebenezer Scrooge schlagartig (wieder?) gläubig.

Auch die Kirchen haben daher wieder Hochkonjunktur. „Gläubige“ drängen sich wie die Schafe in den Stall Gottes, singen ein paar Lidchen, der Pfaffe hat volles Haus und es ist gemeinsame Betstunde der Heuchelnden. Ach wie ist das alles schön.

Leider hat das alles mit einem Festtag immer weniger zu tun. Eher mit Showlaufen zum Jahresabschlussgeschäft. Kollektiver Heuchelei all derer, die genau wissen, was man so alles hätte besser machen können und sollen. Daher dann auch im neuen Jahr all die guten Vorsätze es besser zu machen. Anders. – Irgendwie. Und irgendwann. Vermutlich durch irgendwen.

Man kann vieles hoffen und ersehnen. Doch wenn all das stimmt, was man diesem Christus so nachsagt, den die Juden deshalb kreuzigen ließen, den die Moslems als Prophet ansehen und die Christen sogar als Gottes Sohn verehren, dann stirbt die Hoffnung wohl zuletzt. Keine Ahnung wann genau und final. Aber mit jedem Weihnachten dieser Art und Geisteshaltung jedes verdammte Jahr ein Stück mehr.

So verwundert es auch nicht, dass zu diesem Fest nun Helene Fischer ihre Liedchen plärrt, der Weihnachtsmarkt nun Wintermarkt heißt und das Fest der Liebe zum Hochsicherheitsbereich mutiert ist.
Schöner kann eine Religionsgemeinschaft nicht dokumentieren, dass sie an sich überflüssig geworden ist. Nichts mehr beizutragen hat, außer sich selbst ad absurdum zu führen.
Wo selbst „Mutter Kirche“ bis zum Hals in Heuchelei versinkt und allein schon deshalb kaum von sich aus Impulse zu setzen vermag für etwas, was den Weg für eine Rückkehr zu den Werten aufzeigen könnte, die das Christentum einst bedeutend machten.
Mitunter auch gewillt zu sein seinen Glauben aktiv und nachdrücklich zu verteidigen. Und mit ihm all das, was diesen Glauben ausmacht. Ausgemacht hat. Wieder ausmachen könnte. Abseits von… Tempelgeschäften mit Einkaufsmusik von Helenchen.

Oh du Fröhliche, oh du Seelige…“

oder

Atemlos durch die Nacht…“


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