Vom Paradiesvogel zur Feldlerche – Der NABU feiert 120. Geburtstag

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Feldlerche im natürlichen Habitat

Berlin – „Vom Paradiesvogel zur Feldlerche“ –  Unter diesem Motto blickt der NABU auf seinen 120. Geburtstag am 1. Februar 2019. 1899 gründete Lina Hähnle den Deutschen Bund für Vogelschutz (BfV), der seit 1990 mit dem Zusammenschluss ost-und westdeutscher Naturschützer Naturschutzbund Deutschland heißt. Heute ist der NABU ein moderner Umweltverband mit einem breiten Themenspektrum. Er engagiert sich für eine naturverträgliche Landwirtschaft, in der Insekten und Vögel eine Zukunft haben, den Schutz der Meere, streitet für eine umweltverträgliche Energie- und Verkehrswende, entwickelt Konzepte zur Abfallvermeidung und mischt sich in die politischen Debatten ein – in Berlin, Brüssel und bundesweit mit seinen mehr als 2.000 Gruppen. Mit 700.000 Mitgliedern und Förderern ist er der größte deutsche Umweltverband.  Rund 40.000 ehrenamtlich aktive Naturschutzmacherinnen und Naturschutzmacher engagieren sich für die Natur vor Ort: Sie initiieren Artenschutzprojekte vom Fledermaus- bis zum Schwalbenschutz, pflegen artenreiche Lebensräume, erklären die Natur bei Führungen und erheben ihre Stimme in Beteiligungsverfahren beispielsweise bei Ortsumgehungen und anderen Infrastrukturplanungen.

 „Es ist ein stolzes Alter und ein langer, erfolgreicher Weg, den unser Verband seit seiner Gründung durch Lina Hähnle zurückgelegt hat. Die Motivation heute und damals ist gleich geblieben. Es geht im Kern darum, unseren faszinierenden Planeten mit seiner atemberaubenden Vielfalt zu erhalten und zu schützen, vor unserer Haustür und in unseren Projektregionen. Ich danke unseren Mitgliedern, Unterstützern, Partnern und besonders unseren Naturschutzmacherinnen und Naturschutzmachern für ihren unermüdlichen Einsatz“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Den Rückgang  von Lebensräumen und den Schwund von Insekten, Feldvögeln und vielen weiteren Arten aufzuhalten, die Zerschneidung und Versiegelung der Landschaft einzudämmen und ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz werden in diesem Jahr wichtige Herausforderungen für die Umweltpolitik.

Auch hat der NABU  längst Vorschläge vorgelegt, wie eine umweltverträglichere Förderung von Landwirten künftig aussehen kann. „Wir brauchen eine neue EU-Agrarpolitik. Steuergelder müssen so verteilt werden, dass Natur und Landwirte gleichermaßen profitieren. Statt pauschaler  Förderung sollten Leistungen an Naturschutzmaßnahmen gekoppelt sein. Wir brauchen Vielfalt in der Landschaft, mehr Wiesen und Weiden statt öder Nutzpflanzensteppen“, so der NABU-Präsident.

Starke Nicht-Regierungsorganisationen seien ein wichtiger Teil einer funktionierenden lebendigen Demokratie. Vor diesem Hintergrund warnte der Präsident vor Bestrebungen aus der Politik, die Klagerechte von Umweltverbänden, vor Gericht gegen  umstrittene Behördenentscheidungen vorzugehen, einzuschränken.  Erst Ende vergangenen Jahres gab es dazu einen Vorstoß der Bundesländer. „Diese Beteiligung ist ein hohes Gut, davon profitieren alle letztlich durch Planungssicherheit. Die Verbandsklage gibt der Natur, die sich nicht selbst verteidigen kann, eine starke Stimme. Wir klagen nicht um des Klagens Willen, sondern da, wo nicht sorgfältig geplant oder Vorgaben nicht ausreichend berücksichtigt wurden“, so Tschimpke.

Unter Lina Hähnle erzielte der Verband 1908 den ersten großen Erfolg mit der Verschärfung des Reichs-Vogelschutzgesetzes, das den bis dahin in Deutschland noch üblichen Krammetsvogelfang, den Fang vor allem von Wacholderdrosseln, verbot. Die erste internationale und damals schon bildstarke Kampagne setzte sich 1910 gegen die „Schmuckvogelausrottung“ ein. Die Motive zeigen Damen mit opulentem Kopfputz. Denn die prachtvollen Schmuckfedern der Paradiesvögel und vieler Reiher waren seinerzeit ein begehrtes Objekt für die Hutmode. Der Einsatz für Vögel ist bis heute zentral für die NABU-Aktivitäten: Das reicht vom Klassiker unter den Naturobjekten, dem „Vogel des Jahres“ aktuell mit der gefährdeten Feldlerche als Jahresvogel 2019 , über die  Citizen-Sciene-Aktionen „Stunde der Gartenvögel“ und „Stunde der Wintervögel“, an denen sich über 130.000 Menschen beteiligen, bis zur klassischen praktischen Naturschutzarbeit und fachlichen und umweltpolitischen Öffentlichkeits- und Gremienarbeit.

Der Kauf aus Naturschutzsicht wertvoller Flächen, um  Ökosysteme dauerhaft zu schützen, ist bis heute aktuell. Am Federsee erwarb Lina Hähnle 1911 mit privatem Kapital das erste große Naturschutzgebiet in einer Größe von damals 16 Hektar. Im Federseemoor in Baden-Württemberg besitzt der NABU heute etwa 500 Hektar. Diese Tradition führt die 2002 gegründete NABU-Stiftung Nationales Naturerbe erfolgreich fort. Inzwischen hat sie mehr als 20.000 Hektar Lebensraum für seltene und bedrohte Tiere und Pflanzen gesichert.

Mit Blick auf ein weiteres Jubiläum in diesem Jahr – 30 Jahre Mauerfall – ist der  NABU stolz auf den erfolgreichen Zusammenschluss der Naturschützerinnen und Naturschützer in Ost und West. Der heutige NABU ist  eine der wenigen Organisationen, die bei der Vereinigung den Namen des Ost-Partners (damals „Naturschutzbund in der DDR“) übernehmen. NABU-Markenzeichen ist der Weißstorch. Den Wappenvogel trägt der  Verband seit 1966 im Logo. Die Zuteilung des „Nationalvogels“ erfolgte damals durch den Internationalen Rat für Vogelschutz, heute BirdLife International.

 


 

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