Vom Ende der Flüsse

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Eine neue Studie eines internationalen Forscherteams und der Naturschutzorganisation WWF kommt zu dem Ergebnis, dass über 260.000 Kilometer frei fließender Flüsse durch den geplanten Bau neuer Wasserkraftwerke gefährdet sind. Das entspricht der 39fachen Länge des Nils, dem mit 6650 km längsten Strom der Erde. Zugleich könnten jedoch mit den neuen Analgen gerade einmal 2% des Strom aus erneuerbaren Energie erzeugt werden, der bis 2050 benötigt wird, um den globalen Temperaturanstieg unter 1,5⁰ C zu halten. „Wir können es uns nicht leisten, die Bedeutung von  Flüssen, den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt getrennt zu betrachten“, warnt WWF-Expertin Michele Thieme, Hauptautorin der Studie “Navigating trade-offs between dams and river conservation“, die im Fachmagazin Global Sustainability veröffentlicht wurde.

Weltweit gibt es laut WWF etwa 60.000 große Staudämme, und mehr als 3.700 weitere sind geplant oder im Bau. Die Populationen von Süßwasserarten sind seit 1970 im Durchschnitt um 84 % zurückgegangen, soviel wie in keinem anderen Lebensraum. Dabei ist die Verbauung von Flüssen eine der Hauptursachen für diesen Rückgang. Nahezu 1/3 der Süßwasserfische ist vom Aussterben bedroht.

„Wasserkaft ist keine nachhaltige Energiegewinnung. Wenn man einen Fluss staut, dann ist das Ökosystem erstmal kaputt. Das ist auch hier in Deutschland ein großes Problem. Wir können uns die Zerstörung unserer Flüsse schlichtweg nicht mehr leisten. Daher ist es wichtig, dass wir realistische Lösungen erarbeiten, die den enormen Nutzen frei fließender Flüsse berücksichtigen, um die Klimakrise abzumildern.“, so Theresa Schiller, Referentin Internationale Wasserressourcen beim WWF Deutschland.

Zu den bedrohten Ökosystemen weltweit gehören laut Schiller auch einige der letzten heute noch frei fließenden großen, ikonische Ströme wie der Amazonas, der Kongo und der Salween. Staudämme und Stauseen sind demnach die Hauptverantwortlichen für den Verlust der Durchgängigkeit von Flüssen auf der ganzen Welt – und bedrohen auch die Menschen vor Ort, die mit und von den Flüssen leben. „Natürlich fließende Flüsse sind elementar für die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Natur, insbesondere in einer sich erwärmenden Welt. Sie erhalten Süßwasserfischbestände, die für mindestens 160 Million Menschen die primäre Proteinquelle ihrer Ernährung darstellen, liefern Sedimente, die landwirtschaftlich genutzte Böden nähren und die Deltas über dem steigenden Meeresspiegel halten. Ihre Auen leisten wertvolle Dienste, die Auswirkungen von Überschwemmungen abzumildern. Außerdem bilden Flussökosysteme Lebensräume mit einer großen Artenvielfalt“, so Schiller.

Deswegen fordert der WWF den Schutz von Flüssen gesetzlich zu verankern und Solar- und Windenergie aufgrund geringerer Auswirkungen auf Ökosystem und höhere Energieausbeute den Vorzug zu geben. Flüsse in Schutzgebieten und ökologisch wertvollen Regionen müssen, so die WWF-Forderung, generell von Wasserkraftplanungen ausgeschlossen werden. Bestehende Wasserkraftwerke gelte es zudem derart anzupassen, dass ihre Auswirkungen auf das Flussökosystem minimiert werden. Hinzu kommt die Renaturierung von Flüssen durch den Rückbau von Wasserkraftwerken und alternder Infrastruktur. Das sei gerade in Deutschland eine große Herausforderung und Aufgabe der Politik. Die Renaturierung von Flüssen birgt zudem das hohe Potenzial, dem drastisch voranschreitenden Artensterben entgegenzuwirken.

 

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OC von WWF Deutschland

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