24.04.2018
Berlin (Reuters) – In keiner Region hat sich die Pressefreiheit nach Angaben von Reporter ohne Grenzen (ROG) im vergangenen Jahr so verschlechtert wie in Europa.
Dort seien Journalisten zunehmend medienfeindlicher Hetze durch Regierungen oder führende Politiker ausgesetzt, was oft den Boden für Gewalt gegen Medienvertreter bereite, teilte die Organisation mit. In der am Mittwoch von ihr veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit 2018 liegen vier der fünf Länder, in denen sich die Pressefreiheit am stärksten verschlechterte, auf dem europäischen Kontinent. Deutschland verbesserte sich demnach um einen Rang auf Platz 15, obwohl ROG zahlreiche tätliche Übergriffe, Drohungen und Einschüchterungsversuche insbesondere während des G20-Gipfels im Juni 2017 feststellte. Als problematisch stuft ROG auch das neue BND-Gesetz und das Gesetz gegen Hassäußerungen in sozialen Medien ein.
In den EU-Staaten Malta, Tschechien und Slowakei sowie in Serbien seien Journalisten zunehmend medienfeindlicher Hetze und Übergriffen ausgesetzt, beklagte Reporter ohne Grenzen. Zudem würden in diesen Ländern die Freiräume für kritische Berichterstattung durch die Konzentration der Besitzverhältnisse der Medien eingeschränkt. Dies zerstöre die Grundsätze einer demokratischen Gesellschaft zerstören und sei in Zeiten des populistischen Vormarschs besonders gefährlich, erklärte ROG-Vorstand Katja Gloger.
Auch in langjährigen Demokratien wie den USA werde die Presse gezielt beschimpft. Am freiesten seien die Medien in Norwegen, gefolgt von weiteren skandinavischen Ländern und den Niederlanden. Am schlechtesten sei die Situation in Nordkorea und Eritrea, wo es keine unabhängige Berichterstattung gibt. Syrien bleibe für Journalisten das gefährlichste Land. 13 Journalisten seien dort 2017 im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden, über 20 weitere würden noch von bewaffneten Gruppen festgehalten.
Die Rangliste vergleicht die Situation der Medien im vergangenen Jahr in 180 Staaten. Grundlage sind ein Fragebogen zu journalistischer Arbeit und Zahlen von Übergriffen und Haftstrafen gegen Journalisten.
Foto: REUTERS/Darrin Zammit Lupi
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