Geschichte: Marc Anton und seine Schlachtschiffe

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Marc Anton und seine Schlachtschiffe – größer ist oft nicht besser!

Autor: Sascha Rauschenberger

Der Seekrieg in der Ära Roms ist zum Teil gut dokumentiert, geschichtlich analysiert und dann auch in Ansätzen verfilmt worden. Die cineastisch berühmte Seeschlacht im Film „Ben Hur“ ist allseits bekannt.

Eine der wichtigsten Schlachten der römischen Geschichte war die Schlacht bei Actium 31 v.Chr. an der Griechischen Westküste. Hier kämpfte der einstige Reiterführer von Julius Caesar Marcus Antonius gegen dessen Neffen, Adoptivsohn und Erben Octavian Caesar, dem späteren Kaiser Augustus, um die Macht.



Marcus Antonius war ein wagemutiger, kühner und aggressiver Reiterführer, der nie ein Risiko gescheut hat. Der den Hang hatte stets durch die größte Ansammlung von Feinden hindurch anzugreifen. Und so war er auch im restlichen Leben. Ungestüm, stets dem Wein zugetan und noch mehr den Frauen.  
Anders sein Gegner im Kampf um die Macht. Der Neffe von Caesar brillierte durch seine Intelligenz, sein rhetorisches Geschick und seine überragende Gabe Situationen richtig einzuschätzen und für sich zu nutzen. Er war kalt, fast gefühllos und berechnend. Und leider auch oft krank, schwächlich und alles andere als ein Feldherr. Während der Schlacht bei Actium lag er seekrank in seiner Kabine, so Zeitzeugen.
Ohne seinen Freund Marcus Agrippa, der die Seestreitkräfte befehligte und ihm ein lebenslanger treuer Freund war, hätte es keinen Kaiser Augustus gegeben.
Von ihm stammt auch die Taktik, die zum Sieg über die Schlachtschiffe des Marc Anton führte.



Quelle: Internet. Eine Quinquereme (Fünfer) mit Gefechtsturm und Seesoldaten an Deck.


Marcus Antonius und Octavian hatten das römische Reich nach dem Sieg über die Mörder von Caesar unter sich aufgeteilt. Der Westen mit Italien ging an Octavian und der reiche Osten mit der Getreidekammer Ägypten an Marcus Antonius.
Die Königin von Ägypten, Cleopatra, die (u.a.) einen Sohn von Caesar überredete ihren Liebhaber die Vereinbarung mit Rom zu brechen, kein Getreide mehr zu liefern, und so Rom in die Knie zu zwingen.
Octavian rief daraufhin den gerechten Krieg aus – was in Rom auch aus religiösen Gründen  wichtig war! – und rüstete sich zum nun unvermeidlichen erneuten Bürgerkrieg.

Auf diesen Krieg hatte sich Cleopatra schon lange vorbereitet und eine Flotte aus riesigen Schlachtschiffen bauen lassen.
Die Klassifizierung der Kriegsschiffe erfolgte über die Anzahl der Ruderer, die in einer Sektion die bis zu drei Ruder bedienten. Triremen hatten drei Ruderer in jeder Sektion, Quinqueremen fünf und Dekeren zehn Ruderer.
Während so eine Trireme mit 180 Ruderern auskam schnellte die Anzahl bei einer Quinquereme, dem Standardschlachtschiff der damaligen Zeit, schon auf über 300 hoch, während die Dekeren fast 600 Ruderer hatten.
Ähnlich verhielt es sich mit den an Bord befindlichen Seesoldaten. Hier waren dann 30, 180 und bis zu 300 anzutreffen. Auch artilleristisch spiegelte sich das wieder, da Dekeren wesentlich mehr und größere Katapulte an Bord hatten, als alle anderen Schiffe. Dazu waren sie an der Wasserlinie mit Bronzeplatten gegen Rammangriffe gut geschützt, was sie zu wahren schwimmenden Festungen machten. Hoch aus dem Wasser aufragend, fast unverwundbar und mit fast doppelt so vielen Soldaten besetzt als der Durchschnitt aller Gegner.
Leider waren diese schweren Schiffe auch recht langsam und schwer zu manövrieren.

Anders die römische Flotte, die den Superschlachtschiffen der Antike bei Actium gegenüberstanden. Sie bestanden zum großen Teil aus kleineren und leichteren Schiffen, die schnell und wendig waren und mit Leichtigkeit den schwerfälligen Schiffen des Marcus Antonius ausweichen konnten.





Abb.: Größenvergleich

Marcus Antonius begann die Schlacht wie einen Reiterangriff. Er stürmte mit seinem Flaggschiff voran auf die Mitte der Formation zu, weil er dort das Flaggschiff von Octavian vermutete.
Er war dabei so ungestüm, dass große Teile seiner Flotte, die die Formation zu halten suchten, zurückblieben. Er verließ sich vollkommen auf die gewaltige Kampfkraft seines gigantischen Flaggschiffs, das es mit jedem Schiff des Gegners aufnehmen konnte.
Der Admiral von Octavian, Marcus Agrippa, hatte das vorhergesehen und ließ das Zentrum seiner Flotte rückwärts rudernd zurückweichen, bis ein nach innen gerichteter Bogen aus Schiffen entstand.
Dann wich das Zentrum nach rechts und links aus, ließ Marcus Antonius samt ein paar Schiffen passieren, der nur das vermeidliche Flaggschiff von Octavian im Blick hatte, schloss die Formation wieder und griff die nun führerlose und sich gegenseitig behindernde Flotte von den Flanken her an.
Dabei arbeiteten immer ein paar Schiffe zusammen, um die gigantischen Schiffe des Gegners einzeln zu besiegen.
Sie wurden auf Distanz mit Brandgeschossen belegt und beidseitig gerammt. Dabei kam die überlegene Infanterie der Schlachtschiffe oft gar nicht zum tragen, da man dem Nahkampf an Bord auswich.
Zudem hatte Marcus Antonius seine Legionen an Bord genommen, die zum Teil stark unter Seekrankheit litten.

Quelle Internet: Diorama einer antiken Seeschlacht

Als dann Cleopatra mit der Reserve und der Kriegskasse an Bord dem Kampf auswich und sich von der Schlacht entfernte, anstatt die Entscheidung zu suchen, floh auch Marcus Antonius. Ließ seine Streitkräfte auf sich gestellt zurück…

Marcus Agrippa hatte den direkten Kampf seiner Flotte von Schiff zu Schiff vermieden. Seinen Vorteil der leichten, schnellen und wendigen Schiffe genutzt und den Gegner in kleinen Schwärmen Schiff für Schiff bezwungen, ohne, dass der aus der Falle entkommen konnte. Seine gewaltigen aber trägen Schiffe behinderten sich gegenseitig und wurden von den Rändern der Formation und dann auch von hinten von den kleineren Schiffen einzeln besiegt.

Die schwerfällige Formation der Superschlachtschiffe hatte so keine Chance.

Am Ende wurden Antonius und Cleopatra nach Ägypten verfolgt, die restlichen Streitkräfte desertierten und beide begingen Selbstmord.
Octavian wurde zum ersten wirklichen Kaiser Roms. Seine Kinder starben früh, Tiberius bekam die Krone und ein paar Jahre später war es ein indirekter Nachfahre von Marcus Agrippa, der den Kaiserthron bestieg…

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Die Flotte von Rom wird auch in meiner Romanserie SPQR – Die Flotte von Rom beleuchtet, von der Teil 3 Pompeius Magnus Ende November erscheinen wird.

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