Die Gamescom 23 war wohl ein voller Erfolg. Zumindest beim Publikum der User, die wie jedes Jahr die Messehallen in Köln stürmten.
Und wie jedes Jahr trafen sich hier Normaluser sowie komplette Nerds, um zusammen Schulter an Schulter bis zu vier Stunden anzustehen. – Nur um die neuesten Spiele für ein paar Minuten zocken zu können.
So war es klar, dass es bei jeder morgendlichen Öffnung der Messe einen Ansturm auf die Highlights wie beim Jahresschlussverkauf auf die Wühltische kam. Das Sicherheitspersonal war in dieser Phase gefordert bis hilflos.
Ansonsten ging es gesittet zu. Letztes Jahr kam es auf einem Innenhof zu einer größeren Schlägerei. Manchmal verlagert sich halt die Lore einzelner Spiele dann auch auf reale Spielfelder. Darum war das Sicherheitsaufgebot auf den Freiflächen zwischen den Hallen angepasst worden.
Man muss dabei aber auch sagen, dass die Gamescom nun das gesamte Kölner Messegelände ausfüllt. Mit allen 11 Hallen. Das schaffen nur wenige andere Themen so gut wie eben diese Game-Messe.
So war es auch nicht verwunderlich, dass Robert Habeck und OB Reker persönlich erschienen, um die Bedeutung der Messe zu betonen.
37,9% aller Games in Deutschland werden von 30-49jährigen gespielt. Einer Gruppe, die auch gern Geld für dieses Hobby ausgibt. Weitere 45% sind älter als 40 Jahre.
Zusammen mit dem Rest generierte das einen Umsatz von fast 10 Mrd Euro in 2022. Ohne Fanartikel und Crossmarketig-Möglichkeiten, was noch einmal gewaltige Umsätze generiert, wie die großen Producer uns allen vor Augen führen.
Während Corona konnte die Branche ihren Umsatz um fast 50% steigern, während jetzt das Wachstum zu stagnieren scheint.
Das mag daran liegen, dass in der Zeit des Lockdowns die Branche „salonreif“ für das Wohnzimmer wurde, und der Markt nun durch den Schub gesättigt ist. Zumindest in Deutschland.
Weltweit sieht das anders aus. Hier überbieten sich die Spieleentwickler und zeigen auf, dass Deutschland als Gesamtheit bei Games Entwicklungsland ist.
Das wird besonders in den Ländermodulen der Fachmesse deutlich, die für normale Besucher gesperrt ist. Hier wirkt die Sektion Deutschland wie eine Kleingartenanlage, wo ein paar einsame Gestalten sitzen und auf Laufkundschaft warten.
Auch das Wirtschaftsministerium hat dort einen Stand, der von der „Abteilung VI B 4 – Video Games“ des Ministeriums fachlich betreut wird…
Vom Ministerium geförderte oder ausgezeichnete Spiele wurden dort nicht präsentiert, dafür aber alles mit Grünpflanzen vollgestellt, was zu Unverständnis und Spott führte. Vor allem bei ausländischen Pressevertretern, die zum Teil mit kompletten TV-Teams unterwegs waren.
Insgesamt eine gelungene Veranstaltung, die auch als Hingucker von den kostümierten Besuchern lebte, die im Stile ihrer Game-Helden gekleidet waren und gern für Fotos zur Verfügung standen.
Hier fiel dann ein vollbärtiger Engel um die 40 auf, der mit viel Federn und wenig Kleidung über die Messe „flatterte“ und dann vom Sicherheitspersonal hinsichtlich der notwendigen Unterbekleidung belehrt werden musste. Da half dann auch keine lange blonde Perücke und die Angabe was auch immer zu sein.
Die Gamescom ist für Köln zu einem Tourismusmagnet geworden. Für Gamer ein Event, dass man gesehen haben muss, so man etwas mehr sehen will als das Game an sich. Für Hersteller und Entwickler ist es ein Treffpunkt für Kooperationen, Geschäfte und auch Karrieresteps. Für Deutschland aber ein Signal, dass auch hier der Zug abgefahren ist. Allein die bundesweit ausgegebenen regionalen Fördermittel von noch nicht einmal 15 Millionen in 2022 sind ein Witz.
Bethesda wird am 06. September das völlig neue Game Starfield herausbringen. Eine Entwicklungszeit von fast 15 Jahren(!) soll alte Erfolge von Fallout oder The Elder Scrolls übertrumpfen. Jedes dieser Game-Reihen(!) hat Milliarden eingespielt und in der Entwicklung letztlich auch gekostet. Das zeigt die Dimension dessen auf, um was es bei dieser Messe ging, geht und zukünftig gehen wird.