Tankangst – die Zapfsäule als Endgegner

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Früher galt das erste Mal Tanken als Eintrittsritus ins Erwachsenenleben. Schlüssel, Auto, Zapfpistole – zack, erwachsen! Heute dagegen: „Tankangst“. Laut einer Umfrage des Autohändlers Cazoo bekommen 62 % der 18- bis 24-Jährigen schon Schweißausbrüche beim bloßen Gedanken an die Zapfsäule. Gründe? Sie könnten den falschen Sprit erwischen, nicht nah genug an die Säule fahren oder – Gott bewahre – beim Herausziehen der Zapfpistole beobachtet werden.

Man stelle sich das Szenario vor: Junge Männer, die bei der Bundeswehr antreten. Der Ausbilder brüllt: „Sturmgewehr durchladen!“ – und der Rekrut antwortet: „Ähm, Herr Feldwebel, darf ich vorher kurz üben, wie man Diesel und Super auseinanderhält?“ Mit solchem Material gewinnt man keinen Krieg, höchstens einen TikTok-Contest.

Und dann die Fortpflanzungsfrage: Sollen sich solche Jungs ernsthaft noch vermehren? Wer bei der Zapfsäule schon Panikattacken schiebt, kommt doch spätestens beim Kinderwagen-Zusammenbau an seine existenziellen Grenzen.

Das Ganze erinnert fatal an das berühmte Universum-25-Experiment: Damals setzten Forscher Mäuse in ein Paradies ohne Sorgen, wo es Essen, Platz und Luxus im Überfluss gab. Ergebnis? Die Tiere wurden lethargisch, verweigerten soziale Interaktion und verlernten die einfachsten Dinge – am Ende starb die Population aus. Heute haben wir keine Mäuse, sondern junge Erwachsene, die zwar mit Smartphones, Apps und Lieferservice groß geworden sind – aber an einer simplen Tankstelle kapitulieren.

Vielleicht ist es nur eine Übergangsphase. Vielleicht müssen wir eine „Grundausbildung Zapfsäule“ einführen, verpflichtend im 12. Schuljahr. Mit praktischer Prüfung: Diesel richtig erkennen, Pistole souverän bedienen, bezahlen ohne Ohnmacht. Wer durchfällt, muss weiter E-Scooter fahren.

Bis dahin bleibt die Erkenntnis: Wir leben in einer Gesellschaft, in der die größte Mutprobe nicht mehr der erste Kuss, der erste Joint oder die erste Fahrstunde ist – sondern die Wahl zwischen Super E10 und Super Plus.


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