Die deutsch-französische Grenze erlebte im Laufe der Geschichte zahlreiche Verschiebungen und beeinflusste damit das Leben der Bevölkerung im Saarland. Doch Spuren, die deutlich von der französischen Vergangenheit sprechen, sind meist erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Schaut man genauer hin, bemerkt man allerdings, dass zwei französische Staatsmänner, Ludwig XIV und Napoleon Bonaparte, innerhalb einer kurzen Zeitspanne Saarland ihren Stempel aufgedrückt haben.
Kurze Geschichte der deutsch-französischen Grenze
Die Grafschaft Saarbrücken, die seit dem elften Jahrhundert existierte, erlebte durch die Nähe zur Grenze regelmäßig den Austausch mit der französischen Kultur. Zahlreiche Grenzverschiebungen im Laufe der Geschichte förderten zusätzlich diese kulturelle Vermengung. Die erste zeitnahe Grenzverschiebung fand im 17. Jahrhundert statt. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV, der bekannt für seinen absolutistischen Herrschaftsstil und seine ausschweifende Lebensweise war, gliederte das Land an der Saar für 17 Jahre unter dem Namen Province de la Sarre an die französischen Gebiete. Besonders die Städte Homburg und Saarlouis wurden von dieser Zeit geprägt. Hundert Jahre später folgte Napoleon Bonaparte. Der erfolgreiche Politiker war gleichzeitig ein genialer General und Stratege, der erst seine Taktiken auf Brettspielen testete und dann diese auf dem Schlachtfeld realisierte. Der Erfolg Napoleons als Stratege brachte ihm zahlreiche Gebietszugewinne. Dazu zählte auch das Département de la Sarre an der deutschen Grenze. Schließlich wurde im Wiener Kongress von 1815 das Saargebiet an deutsche Grafschaften aufgeteilt. Im 20. Jahrhundert sah man erneut zwei Versuche Frankreichs das Gebiet unter den eigenen Einflussbereich zu bringen, was endgültig mit der Volksbefragung in Jahre 1955 zugunsten Deutschlands gelöst wurde.
Ludwig XIV im Saarland
Als Ludwig XIV die Province de la Sarre gründete, folgte erst eine planmäßige Neubesiedlung des Gebietes, so dass die Familiengeschichte vieler Saarländer von der Politik des Sonnenkönigs beeinflusst wurde. Zwei Städte stechen besonders aus dieser Zeit hervor. Zum einem wurde Homburg zu einer regelrechten Festung umgebaut. Zum anderen wurde die Stadt Saarlouis zum Schutz der Grenze aus dem Nichts vollkommen neu errichtet. Auch wenn viele Bauten aus dieser Zeit der geschichtlichen Ereignisse zum Opfer fielen, kann man dennoch einige Spuren wiederfinden. Die altstädtischen Strukturen sowohl von Homburg als auch von Saarlouis sind Hinterlassenschaften aus dieser Ära. Über Homburg ragt zudem heute die Ruine der imposanten Zitadelle, die unter Ludwig XIV vom bekannten Baumeister Sébastien le Prestre de Vauban umgebaut wurde. Auch die Stadt Saarlouis war ein sternförmiges Wunderwerk des gleichen Baumeisters, das in erster Linie zur Grenzverteidigung diente. Eines der wenigen übrig gebliebenen Relikte aus dieser Zeit ist die Kirche St. Ludwig, die zu Beginn vermutlich nur eine provisorische Lagerkapelle für die Soldaten war, aber im Laufe der Geschichte zu einer wunderschönen Kirche im Barockstil umgebaut wurde. Die bekannteste Hinterlassenschaft des Sonnenkönigs ist wohl die international renommierte Dillinger Hütte. 1685 genehmigte der König den Bau einer Eisenhütte mit Schmelzofen um seine Bauprojekte anzutreiben, die sich über Jahre hinweg zum erfolgreichsten Unternehmen im Saargebiet entwickelte. Die Dillinger Hütte ist heute das älteste noch existierende Unternehmen des Saarlandes.
Napoleons Spuren im Saarland
Auch die kurze Herrschaft unter Napoleon hinterließ ihre Spuren im Saargebiet. 1801 wurden mit dem Vertrag von Lunéville linksrheinische Gebiete unter dem Namen Département de la Sarre in den französischen Staat eingegliedert und zum ersten Mal in der Geschichte zentral regiert. Für die Bevölkerung hieß es nun, sich von feudalen Verpflichtungen zu verabschieden und die französische Civil Code zu akzeptieren, dessen Modernisierungsversuche gerne von der Gesellschaft angenommen wurden. Zudem profitierte das Gebiet wirtschaftlich. Napoleon förderte systematisch Forschung und Technik, wodurch die saarländische Industrie Hochkonjunktur erlebte. So wurde 1807 mit Erfolg eine Napoleonische Berghochschule in Geislautern ins Leben gerufen, um das Bergbau- und Hüttenwesen weiterzuentwickeln, sowie technische Beamte auszubilden. Die Folgen waren Verbesserungen im Schmelz- und Verzinnungsverfahren und Qualitätssteigerung in der Herstellung von Eisen und Stahl. Die Dillinger Hütte profitierte ebenso von der Napoleonischen Ära. Mit Genehmigung des französischen Politikers wurde sie 1809 eine der ersten Aktiengesellschaften Europas.
Es ist ersichtlich, dass die Grenzverschiebungen sowie der kulturelle Austausch mit Frankreich das Saarland beeinflusste. Ludwig XIV und Napoleon Bonaparte sind dabei zwei wichtige Persönlichkeiten aus der französischen Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts, die ihre Spuren hinterlassen haben. Während der Sonnenkönig die Vergangenheit der Städte Homburg und Saarlouis geprägt hat, spielte Napoleon eine wichtige Rolle in dem Modernisierungsprozess der saarländischen Gesellschaft.
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