Veterinäramt beschlagnahmt Tier nach Hinweisen von PETA
Köln-Bergheim / Stuttgart, 31. Oktober 2020 – Im September wurde PETA auf eine Anzeige auf einem einschlägig bekannten Online-Portal aufmerksam, in der ein kleiner Weißbüschelaffe zum Kauf angeboten wurde. Als Interessenten getarnt gelang es einer Rechercheurin der Tierrechtsorganisation gemeinsam mit Tierschutzdetektivin Judith Pein von der Fernsehsendung „hundkatzemaus“, bei einem Termin mit den Verkäufern Videoaufnahmen zu erstellen. Der Affe Gucci wurde seit über einem Jahr größtenteils in einem Vogelkäfig im Wohnzimmer der Familie gehalten und vollkommen artwidrig mit Bier, Wurst und Nudeln ernährt. Das Rechercheteam informierte umgehend das zuständige Veterinäramt Rhein-Erft-Kreis. Aufgrund der dokumentierten massiven Tierschutzverstöße überprüfte die Behörde, die von dem Fall bereits Kenntnis hatte, die Haltung nun vor Ort und beschlagnahmte das verängstigte Tier. Gucci wurde vorübergehend im Tierheim Bergheim untergebracht. Hier stellte man fest, dass er an Darmparasiten erkrankt war, die auch für den Menschen gefährlich werden können. Zudem war er durch die Einzelhaltung zunächst nicht in der Lage, mit anderen Affen zusammenzuleben. Die Sozialisierung des Tieres dauerte mehrere Wochen. Mittlerweile hat Gucci einen Platz im Brückenkopf-Park Jülich gefunden, wo er gemeinsam mit Artgenossen lebt.
„Die Geschichte von Gucci ist kein Einzelfall: Der Handel mit exotischen Tieren ist in Deutschland leider weit verbreitet, obwohl Lebewesen wie Affen, Schlangen oder Tiger niemals artgerecht gehalten werden können, erst recht nicht von Privatpersonen“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Über Internetportale werden sensible Lebewesen jeder Art selbst an absolute Laien verkauft. Tiere sind keine Ware. Der Verkauf und die Privathaltung von exotischen Tieren muss in Deutschland endlich verboten werden.“
Der Handel mit exotischen Tieren
In Deutschland gibt es bisher keine einheitliche Regelung, die den Handel mit und die Haltung von exotischen Tieren reglementiert. Dies öffnet skrupellosen Händlern Tür und Tor. Nur ein kleiner Teil der weltweit gehandelten Arten wird durch Gesetze geschützt. Viele Tierarten werden regelrecht aus ihren Herkunftsländern verschleppt, um in Deutschland und anderen Ländern der EU über Internetportale und auf Börsen angeboten zu werden. In vielen Fällen ist es schwierig und langwierig, innerhalb des Artenschutzabkommens CITES einen ausreichenden Schutzstatus für eine Tierart zu etablieren; und bis dies erreicht ist, können Wildtierhändler bestimmte Tierarten ungestraft ausbeuten.
Das Ergebnis einer neuen Studie, die vom Bundesumweltministerium (BMU) im März 2020 vorgestellt wurde, bestätigt zudem, dass der Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt und dass besonders aus Gründen des Arten- und Naturschutzes dringend entsprechend gehandelt werden muss. „Auch Deutschland und Europa tragen mit dazu bei, dass Arten in ihren Ursprungsländern zunehmend gefährdet sind. Das betrifft ganz direkt die Nachfrage nach exotischen Wildtieren für den deutschen Heimtiermarkt“, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze [1].
Auch wenn es sich um ungiftige Tiere handelt, können Exoten gefährlich für den Menschen sein: Tiere wie Affen, Schlangen oder Schildkröten sind häufig mit ansteckenden Darmparasiten wie Würmern oder Giardien infiziert, die auch auf den Menschen übertragbar sind. Die meisten Reptilien übertragen Studien zufolge gesundheitsgefährdende Salmonellenarten; geschätzte 90 Prozent der Tiere tragen die Erreger in sich. Auf den Menschen übertragene Salmonellen können im Extremfall zur Hirnhautentzündung oder zum Tod führen – vor allem Kinder sowie immungeschwächte und ältere Menschen sind gefährdet. Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zufolge rührt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von exotischen Tieren her [2].
Ein Beitrag über die Rettung des Affen Gucci wurde heute um 18:00 Uhr bei VOX in der Fernsehsendung „hundkatzemaus“ ausgestrahlt.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
[1] www.bmu.de/pressemitteilung/neue-studie-zeigt-handlungsbedarf-beim-schutz-von-exotischen-wildtieren/
[2] Robert Koch-Institut (2013): Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9.
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