Stadt Waldeck. Die Waldecker stehen zu ihrer Mundart als wichtiges Kulturgut. Einmalig kann man im Dialekt Begebenheiten und Wissenswertes wiedergeben oder aber auch örtliche Missstände aufzeigen: Ein Freund der hiesigen Sprache ist der 82-jährige Karl Meusel aus der Stadt Waldeck.
Eigentlich stammt er gebürtig aus Ratibor in Oberschlesien. Am 12.02.1945 musste er mit seiner Familie aber kriegsbedingt seinen Heimatort verlassen. Mit 9 Jahren kam er somit nach Böhne und gewann eine neue Heimat – auch in punkto Sprache. In die Böhner Mundart verliebte er sich sofort und verinnerlichte diese. Nach seiner Lehrzeit zum Großhandelskaufmann übte er die hauptamtliche Stelle als Kassenverwalter bei der Stadt Waldeck ab dem Jahr 1960 aus. 1972 ging es dann in die neue Hauptverwaltung nach Sachsenhausen. Nicht nur die Mundart begeisterte ihn in seiner Freizeit, sondern sein Steckenpferd war auch das Schreiben. Es kribbelte ihm immer in den Fingern über Land und Leute zu berichten. 1964 fing er somit das Schreiben an, um das Stadtgeschehen in seiner Mundart festzuhalten und für die Nachwelt zu dokumentieren. Seine „journalistische Tätigkeit“ in der Freizeit begann er bei der Waldeckischen Landeszeitung als der „Waldecker Henner“. Karl Meusel im Gespräch mit Andreas Karl Böttcher, Leiter des plattdeutschen Arbeitskreises im Waldeckischen Geschichtsverein (WGV) – Bezirksgruppe Bad Arolsen -: „Unter dem Pseudonym „Waldecker Henner“ konnte ich praktisch anonym in meiner Mundart die Begebenheiten in der Stadt Waldeck thematisieren, Politiker hin und wieder aufs Korn bzw. auf die Schüppe nehmen oder auch Dinge anprangern, die vor Ort nicht wirklich rund liefen.
Es war immer ein toller Bericht aus Waldeck in meiner wöchentlichen Kolumne. Vor allem konnte man im Dialekt ein ernstes Wort sprechen, was aber nie ganz zu hart ausfiel, sondern eher etwas weicher bzw. sanfter Dank unserer Mundart herüber kam!“ Später schrieb Meusel den „Brief aus Waldeck“ für die Waldeckische Allgemeine als „Dinn Hannes“. Seine samstaglichen Artikel in der Zeitung fingen immer mit „Min liewer Loui!“ an.
Der symbolische Obolus bzw. sein kleines Honorar für seine „Pressetätigkeit“ lag damals bei 10 Mark. Viele weitere Aufzeichnungen beispielsweise zum Karneval kann Meusel aufweisen. Es gab von ihm auch immer schöne Geschichten oder Kurioses. Einmal hatte Karl Meusel sogar ein Gebet zum örtlichen Fremdenverkehr in seiner Mundart verfasst. Sehr oft bewegte er in Reimform die Waldecker. Bis 1974 kamen so innerhalb eines Jahrzehnts rund 500 Geschichten von Karl Meusel zusammen, die er jetzt als Lebenswerk zusammen mit seiner 85-jährigen Frau Gisela an Andreas Karl Böttcher vom WGV für die neue Dokumentationsstelle im Schreiberschen Haus in Bad Arolsen übergab. Über viele weitere Nachahmer würden sich Karl Meusel, Andreas Karl Böttcher und der WGV sehr freuen. Gesucht werden hierfür aus dem gesamten Waldecker Land Texte, Geschichten und Anekdoten, die in einem weiteren Schritt in der ortsüblichen Mundart vertont werden können. Andreas Karl Böttcher steht unter Tel. 0151-15815361 oder unter info@Marsberger-Geschichten.de als Ansprechpartner zur Verfügung.
—
Andreas Karl Böttcher ( www.facebook.com/Andreas.Karl.Boettcher )
[metaslider id=20815]
+ There are no comments
Add yours