Autor: Sascha Rauschenberger
Generalmajor Markus Kurczyk als Kommandeur Zentrum Innere Führung der Bundeswehr
Freitag 1500h auf der Haardthöhe im Besprechungszimmer von Minister Pistorius. Man braucht ein Fernglas, um das andere Ende des Tisches zu sehen. Eine Flagge steht – schnell noch mal entstaubt – in der Ecke und von der Wand lächelt Steinmeier auf das Geschehen herab.
So ähnlich muss des Generalmajor Kurczyk vorgekommen sein, als er den Raum mit seiner Lebenspartnerin betrat. Sie war der einzige Gast, den er einladen durfte.
Thema der Veranstaltung war die Verabschiedung des Generals in den einstweiligen Ruhestand. Etwas, was jeden Offizier ab der Besoldungsgruppe B6 jederzeit und ohne Angabe von Gründen treffen kann. Gern mit der Floskel versehen, dass die Leitungsebene des Ministeriums das Vertrauen in die Person verloren hat. Und dagegen ist Widerstand zwecklos, wie die Borg sagen würden.
40 Jahre treue und loyale Dienste eines Offiziers, der wie kein zweiter seines Ranges so lang in Einsätzen war und es ohne Parteibuch und Gleitmittel bis zum Generalmajor gebracht hat, gehen nun in dieser Location zu Ende.
Der Minister kommt nicht. Staatssekretäre auch nicht. Und da der vierte stellvertretenden Interimshausmeister vermutlich Hemmungen gehabt hätte das zu tun, sandte der Kaiser einen Soldaten aus, dies feierliche Vorhaben stil- und formgerecht… abzuwickeln.
Der Generalinspekteur General Breuer hatte die Ehre dies zu tun.
Freitag 1500h MEZ, zur besten Sendezeit im Ministerium, wo am Tor mehr raus- als reinwollen. Wochenende halt. – Showtime!
Man trifft sich vor der Fahne ein wenig gezwungener Smalltalk, nichtssagende Höflichkeiten und der Versuch zu Lächeln wo man besser einen Eimer parat gehabt hätte.
Das Schreiben des Bundespräsidenten wird verlesen, man hört Dankesworte, die Urkunde wird überreicht…
Ein Adjutant wartet nervös mit einer Mappe, wo der General dann noch zu unterschreiben hat, dass er die Urkunde bekommen hat. Ganz wichtig.
Denn damit das so reibungslos – also geräuschlos – klappt, wurde der bis dato laufende Erholungsurlaub des Generals einseitig geändert und nur noch bis zum 26.10. gewährt. Schließlich wollte man, dass er kommt. Um gegangen zu werden, wie man so schön sagt.
Was ein traumhaftes und würdevolles Ende einer beispielhaften Karriere an der Seite seiner Soldaten, für die Generalmajor Markus Kurczyk immer zuerst Kamerad und dann erst Vorgesetzter war. Der immer voranging, wo es heikel wurde und das nie an sonstwen delegierte. Nie einen königlichen Hofnarren brauchte, um auch menschlich unangenehme Dinge zu tun, die er angeordnet oder für nötige befunden hat. Und hier hielt er sich auch stets an die Regeln.
Regeln, die für ihn scheinbar nicht gelten, denn er wurde bis dato kein einziges Mal befragt oder vernommen. Letzteres muss auch nicht sein und hat auch keinen Einfluss auf das, was hier passiert ist.
Es reicht der Vertrauensverlust des Ministers, um so einen würdigen Freitagnachmittag gestalten zu können. Eine Karriere zu beenden. Einen Menschen zu zerstören.
Pistorius trat mit hohen Erwartungen an. Man gewährte ihm viele Vorschusslorbeeren und hoffte auf Verbesserungen. Glaubte daran, dass er mehr Verständnis für Technik, Personal und inneres Gefüge besitzen würde, als seine drei Vorgängerdamen in Amt und ohne Würde.
Wie man selbst schwierige Situationen meistert hätte Pistorius sich einmal bei Helmut Schmidt abgucken können. Am Tag der Beerdigung, als er neben der Witwe von Hans-Martin Schleyer saß, die ihm vorwarf ihren Mann geopfert zu haben…
Das war unangenehm, aber Helmut Schmidt ging diesen Weg und sprach später von der schwersten Stunde seines Lebens.
So schickte der Gefreite seinen General. Das kennen wir als Deutsche nur zu gut und als Soldaten ganz besonders.
Darf man das als Schande bezeichnen? Natürlich, weil andere Bezeichnungen eher noch unfreundlicher ausfallen würden. Zumindest bei mir.
Ich wünsche dem Kameraden Markus Kurczyk alles erdenklich Gute für seinen weiteren Weg, Gesundheit und nun die Zeit mit seinem Sohn, die er vorher nicht so häufig hatte.
Ich danke ihm für seinen treuen und loyalen Dienst in den Streitkräften der Bundesrepublik Deutschland, den er auch unter Einsatz seines Lebens in AFG vorbildlich geleistet hat.
Diesen Wünschen schließen sich hunderte von Kameraden an, die Sie kennen, wertschätzen und Ihnen beistehen werden. Und hier dann wirklich vom Gefreiten bis zum General, wie all die Posts beweisen.
In diesem Sinne #kameradmarkus: Semper Fidelis !!
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Redaktionsanmerkung:
Es ist auch ein ganz besonderer Werbeeffekt der mit einer solchen Botschaft ausgestrahlt wird. Immer weniger Soldaten werden ihren Kindern oder Nachbarn diesen Beruf empfehlen. Soviel ist ganz sicher.
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