NABU: Heimische Baumarten können sich anpassen
Wetzlar – Zum Tages des Baumes am 25. April appelliert der NABU an das Land Hessen, die Buche als wichtigste heimische Baumart nicht vorzeitig abzuschreiben. „Wir hören immer wieder, dass die Buche im Klimawandel keine Chance mehr habe und in der Forstwirtschaft deshalb nicht mehr als wichtige Zukunftsbaumart angesehen wird“, erklärt Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Es sei ein großer Fehler, die Buche beim Versuch, klimastabile Wälder zu etablieren, mehr und mehr ins Abseits zu drängen. Es gelte vielmehr, die Erkenntnisse der Epigenetik stärker zu berücksichtigen und die Methoden der Waldwirtschaft an die veränderten Bedingungen anzupassen. Hierbei spielten vor allem alte Bäume eine große Rolle. „Alte Bäume kann man als das epigenetische Gedächtnis des Waldes bezeichnen. Sie geben ihre langjährigen Erfahrungen mit Dürre, Trockenheit und anderen Umwelteinflüssen an die nächste Generation weiter, die dann resistenter ist“, so Sommerhage. Alte Buchen sollten darum in der Klimakrise so lange wie möglich in den Wäldern stehen bleiben. „Nur 10% der Buchenwälder sind über 160 Jahre, das ist verschwindend gering.
Diese letzten Mohikaner müssen als Zukunftspotenzial dringend langfristig geschützt werden“, so Sommerhage.
Die Buche hat – wie andere Bäume auch – grundsätzlich die Fähigkeit, mit weniger Wasser auszukommen. So haben Buchen an ihrer Verbreitungsgrenze in warmtrockenen Gebieten eine deutlich höhere Dürre-Resistenz als in Hessen. Über epigenetische Anpassungen, bei denen keine aufwendigen Veränderungen im Erbgut (Mutationen) nötig sind, sondern nur andere Abschnitte am Erbgutstrang DNA abgelesen werden, können auch heimische Buchen ihren Wasserdurst wahrscheinlich relativ schnell verringern. Eine naturnahe Waldwirtschaft, die Wälder als vielfältige Ökosysteme begreift und die Buchenbestände möglichst geschlossen hält, kann die Wälder dabei unterstützen. „Die Natur zeigt überall, wo man sie lässt, wie klimafit geht“, erklärt der NABU-Waldexperte Mark Harthun. Deshalb sei es sinnvoll, mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie. Derzeit passiert in vielen hessischen Wäldern oftmals das Gegenteil. Alte und mittelalte Buchenwälder werden im Rekordtempo im Schirmschlag aufgelichtet und so immer mehr Dürre und Sonnenbrand ausgesetzt. Da die Buchen dann ihr feuchtes Waldinnenklima nicht mehr halten können, geraten noch mehr Buchen unter Stress. „Daraus wird dann ein Teufelskreis: Die erkrankten Buchen werden geschlagen, die restlichen Buchen bekommen noch mehr Trockenstress, es wird noch mehr eingeschlagen. Am Ende bleibt vom Buchenwald nichts mehr übrig. Und dann heißt es, die Buche sei nicht zukunftsfähig“, so Harthun.
Zumindest in den europäischen Schutzgebieten (FFH-Gebiete) müsse dieser Teufelskreis durchbrochen werden. Dort sollte auf einen Einschlag der Buchen über 100 Jahre auch weiterhin verzichtet werden. Das betreffe nur 1,6% des hessischen Waldes. In den letzten Jahren galt hier ein Einschlagsmoratorium, das die neue Landesregierung aufheben möchte.
In den ungeschützten Wirtschaftswäldern müsse eine weitgehende Geschlossenheit der Bestände erhalten werden. Wenn stets nur wenige Bäume geerntet werden, werde der Wald nicht nur vor Austrocknung geschützt, sondern es fände auch eine kontinuierliche Verjüngung einzelner Bäume statt. „Wenn einzelne Bäume über Jahrzehnte in vielen Jahren mit unterschiedlicher Witterung keimen, erhöht das die (epi-)genetische Vielfalt und Anpassungsfähigkeit des Waldes“, so Harthun.
NABU Landesverband Hessen e.V.