Demo Hong Kong vs. China in Köln: ein leuchtendes Beispiel für alle!

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 Am Samstag fand auf dem Breslauer Platz gleich hinter dem Hauptbahnhof in Köln eine Demonstration von schätzungsweise dreißig Hong-Kong-Chinesen zur Lage in ihrer Sonderzone in China statt. Sie demonstrierten für ihre Freiheit und gegen das neue Auslieferungsgesetz.

Ganz zehn (10) Meter daneben(!) fand die Gegendemonstration von knapp sechzig Chinesen aus der Volksrepublik, die die Einheit von Hong Kong und China in den Vordergrund stellten und die Gewalttätigkeit der Demonstranten in Hong Kong hervorhoben.

Umgeben waren beide Seiten von weiteren passiven Zuschauern aus der Volksrepublik, die zusahen.

Beide Seiten sangen ihre Staatshymnen. Freiheitslieder. Hielten Ansprachen, die zum Teil sehr emotional waren. In Englisch und in Deutsch, was wegen den R-Lauten oft befremdlich wirkte.

 

Das Interesse an der Veranstaltung war unter den Passanten gelinde gesagt von wohlmeinend gleichgültig bis völlig egal. Die Polizei war vor Ort.

Mit zwei ganzen Doppelstreifen, die aber eher das Drogengeschäft am Hauptbahnhof im Auge behielten und zwei Afrikanern Platzverbot erteilten.

 

Ein Hong-Kong-Demonstrant erhielt auch einen Platzverweis, weil er einen Schal vor dem Gesicht hatte. Er nahm es mit gesenktem Haupt hin und ging – von einigen Gegendemonstranten sofort fotographisch und cineastisch in Szene gesetzt.
Dass er einen Schal vor dem Gesicht trug mag daran gelegen haben, da einige Gegendemonstranten hochauflösende Fotos der HK-Demonstration gemacht haben. Eigentlich nur die Gesichter der Demonstranten dokumentierten. Das wurde von der Polizei so nicht beanstandet, war aber wohl für den Schal ursächlich.
Den Fotographen zur Rede gestellt gab dieser private Motive an, wobei aber auffallend viele weitere chinesische Demonstranten ihm zur Seite sprangen. Höflich, freundlich und unaufdringlich. Das freundliche Gesicht der Volksrepublik im Westen.
Das dieses Foto-Verhalten dann auch viele HK-Demonstranten abschreckte war offensichtlich.

Beide Seiten organisierten sich kurzfristig über das Internet. Beide Seiten reisten aus ganz NRW an; nutzen so ihre Studententickets, die sie innerhalb von NRW kostenlos befördern. Beide Seiten kritisierten die andere Seite scharf, aber stets ohne Beleidigung. Es gab keinerlei Hetze. Keine Beschimpfungen. Keine sonst wie erkennbare Gewalt. Einzig die HK-Demonstranten hatten den Volkschinesen den Rücken zugedreht…

Beide Seiten betonten die verlorene Eintracht. Beide Seiten wollen Frieden. Beide Seite bedauern die Ausschreitungen in Hong Kong. Beide Seiten sehen sich im Recht und beide Seiten fordern die anderen zum Rückzug oder Mäßigung auf.

Angesprochen auf die staatliche Einheit mit einem Recht für alle in einem Land, zeigten sich die HK-Chinesen einsichtig, wollen aber ihre westlichen Freiheiten ungern opfern.
Angesprochen auf die 99jährige und gewachsene britisch-westliche Mentalität ihrer Landsleute im Inselstaat im Unterschied zur Masse Chinas zeigten sich die Volkschinesen nachdenklich. Sogar verständnisvoll.

Man versuchte dem Autor von beiden Seiten die Situation und die Stellung Hong Kongs mit Beispielen aus Bund und Ländern zu erklären. Die Unterschiede zwischen Bayern und Westfalen zum Beispiel und dass Bayern deshalb auch nicht aus dem Bund will (und dürfte…). Es wurde politisch und geschichtlich argumentiert. Nicht ideologisch. Eher sachlich. Emotional aber ruhig. Teilweise mit Tränen in den Augen. Auf beiden Seiten.

Beide Seiten sagten einhellig, dass man als junger Mensch für seine Sache einstehen muss. Für die Freiheit die einen. Für ein geeintes freies Land die anderen. Sie sagten, dass die jungen Menschen aufgefordert sind sich für ihr Land einzusetzen. Auch das war beidseitig ernst gemeint.

KEINER vergilch ihr jeweiliges Anliegen mit dem, was unsere Jugend so treibt. Als F4F oder sonstwas. Was unsere Jugend so meint thematisieren zu müssen. Daher demonstriert man auch samstags. Außerhalb der Zeit, die sonst Studienzeit ist. Zweimal wurde explizit gesagt, dass man nur am Wochenende demonstrieren könne, da das Studium auch eine Pflicht ist. Halt alles zu seiner Zeit. Nicht als Ersatz. Sondern zusammen und als ein(!) Anliegen.

Die Polizei sagte, auf diese Doppeldemo angesprochen, dass „die Chinesen nie Ärger machen. Man sich da getrost zurückhalten kann“. Die Polizei war tiefenentspannt, bester Laune und freundlich bemüht unauffällig Flagge zu zeigen.

An gleicher Stelle brannten auch schon bei Demos Streifenwagen. Rannten Sanitäter zwischen den Kontrahenten auf und ab, um Verletzte zu bergen. Hundertschaften von Polizisten im Einsatz…

Der Autor ist kein großer Freund von Multikulti. Sieht viele dieser „Neuen Werte“ als bessere Zumutung an. Gelinde gesagt. Aber das, was heute diese beiden Gruppen da vorgeführt haben, war das, was eine Demokratie ausmachen sollte. Auch im Disput. Gerade im der Auseinandersetzung mit dem Anderen.
Auch wenn man nicht miteinander geredet hat, so stand man doch nebeneinander auf demselben Platz. Und benahm sich so, wie man es von Gästen in einem anderen Land erwartet, die hier politisch aktiv werden wollen. Für ihre Heimat. Sei sie auch noch so fern.

Wenn das der Querschnitt ist von dem, was da im fernen Osten los ist, dann besteht Hoffnung. Vielleicht sollte da mal jemand als Vermittler hin, der ein neutraler Moderator ist. Auch auf der Straße. Nicht nur am Hochglanztisch und hinter geschlossenen Türen.

So war diese Demo ein leuchtendes Beispiel für alle hier im Land, wie man auch ohne Polizeieinsatz sein Anliegen verdeutlichen kann. Dem gebührt ein ehrliches „WEITER SO!“



Hier noch ein Bericht über die Demonstrationen in Hongkong :

 

 

 


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