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Die Bundeswehr hat scheinbar ein Asbestproblem
In den 60er und 70er Jahren galt Asbest (HIER) als das Allheilmittel zur Brandvorsorge in der Baubranche schlechthin. Es gab fast nichts, was nicht Asbest enthielt, mit Asbest ausgekleidet oder ausgespritzt wurde oder sonstwie mit Asbest modifiziert wurde.
Das war nicht nur hier so, sondern weltweit. Zum Beispiel die beiden Türme des Word Trade Centers in New York waren so ein Sanierungsfall. Sie waren extrem stark belastet und hätten komplett saniert werden müssen. Zu veranschlagten Kosten, die ihrem Wert kaum mehr entsprachen.
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Wiki sagt zu Asbest:
„Asbest wurde auch „Wunderfaser“ genannt, weil er eine große Festigkeit besitzt, hitze- und säurebeständig ist, hervorragend dämmt und die Asbestfasern zu Garnen versponnen und diese verwebt werden können. Mit diesen Voraussetzungen konnte sich Asbest in der Werftindustrie für die Schifffahrt, in der Wärmedämmung, der Bauindustrie, der Autoreifenindustrie und für Textilien im Bereich des Arbeitsschutzes und der Filtration durchsetzen.“
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Allein diese Aufzählung sagt schon viel darüber aus, WIE verbreitet Asbest in unserer damaligen Welt war. Und leider auch noch heute ist, denn gerade damals verbauter Asbest dürfte noch überall vorhanden sein. Bevor er verboten wurde…
Und damit ist klar, dass dieses Problem nicht nur ein Problem der Bundeswehr ist, sondern auch eines der Industrie und des öffentlichen Sektors. Bis in die eigenen vier Wände hinein.
Damit kann man auch nicht von einem Skandal sprechen, in den die Bundeswehr wieder einmal geschlittert ist. Im Gegenteil. Sie hat zum Beispiel nach 20 Jahren die damalige Universität der Bundeswehr in Hamburg komplett Asbstsaniert, was beim weiterlaufenden Lehrbetrieb sich dann über Jahre hinzog.
Die Uni wurde pavillionweise leergeräumt, praktisch entkernt und abgeschottet. Allein der Umzug der mit 500.000 Büchern recht großen Bibliothek war ein Großprojekt an sich.
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Auch wurden trotz leerer Kassen die Speisesäle in den Kasernen aufwendig renoviert oder komplett erneuert.
Dass man nun nicht alles hat sanieren können ist auch so ein Umstand, den die seit dem Krieg gewollte Vernachlässigung unserer Streitkräfte mit sich gebracht hat. Besonders auch, weil fast alle Mittel in den Osten geflossen sind, um die dort völlig maroden Liegenschaften der ehemaligen NVA zu sanieren, die zum Teil unverändert aus Kaisers Zeiten kamen.
Daher ist auch hier der Bundeswehr kein Vorwurf zu machen.
Dass die Bundeswehr aber von dem Problem wusste, bezeugen zahlreiche Asbestbegehungen von Liegenschaften und gemachten Standortanalysen über die Jahre hinweg. Man wusste von dem Problem und versuchte es gem. den vorhandenen Mitteln zu handhaben. Irgendwie.
Jetzt häufen sich die Fälle von ehemaligen Soldaten, die an asbestbedingtem Krebs erkrankt sind. Auch inzwischen schon verstorben sind. Wie der ehemalige Zeitsoldat Hauptmann d. Res. M.H., der mit mir in Eutin gedient hat.
Erst seine Witwe machte mich auf das Problem aufmerksam, da im Kreis der Ehemaligen in Eutin schon drei (uns bekannte) Soldaten daran erkrankt und gestorben sind.
Eine Presseanfrage ergab, dass man sich des Problems für die Kameraden nicht bewusst war, dem aber nachgeht. Auch, wenn hier nicht die Truppe, sondern eher die Liegenschaftsverwaltung gefragt sein dürfte, was aufgabenbezogen stimmt. Dennoch hat die Truppe auf die Ehemaligen eher und schneller Zugriff als die Liegenschaftsverwaltung…
Auch ein ehemaliger Kommandeur des Aufklärungsbataillons 6, Oberstleutnant Leistenschneider, starb frühzeitig an Krebs. Und er diente mit Hptm H. und mir zeitgleich in Eutin. Er als Fähnrich und Zugführer, während wir noch Fahnenjunker waren.
Die Rettberg-Kaserne in Eutin ist nicht besser aber auch nicht schlechter als andere Liegenschaften. Eigentlich ein Schmuckstück kaiserlicher Militärinfrastruktur, die quasi am Schlosspark gelegen und mit dem See als tägliche Naturlaufstrecke ausgestattet ist.
Ein Standort, der kaum schöner sein konnte. Man machte dort Dienst, wo andere Urlaub machten. Der Timmendorfer Strand war nur fünfzehn Autominuten weit weg. Der Standort war und ist begehrt.
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Dennoch liegt der Alt-Fluch des Asbests über dem Standort. Wie es scheint, gibt es dort so asbesthaltige Strukturen, dass Soldaten erkranken konnten. Und mit der Wehrpflicht und über die Jahrzehnte gingen zehntausende von Soldaten durch eben diese Kaserne, die auch eine Ausbildungskompanie und eine Fahrschulgruppe für die Division beherbergte.
Zu spekulieren WO genau die Asbestbelastung in der Kaserne schlummert, ist müßig. Asbest wurde damals überall verbaut. In der Isolierung der Unterkunftsgebäude, wie dem Speisesaal und der Turnhalle wie auch in den Schleppdächern, von wo er dann herniederrieselte. Unbemerkt weil so fein, dass er nicht sichtbar war. Nirgendwo.
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Immerhin gab es dazu schon einen Bericht in der Bundeswehr:
bw-bericht-dr-sommer.pdf (nva-radar.de)
Es ist nun abzuwarten, wie die Bundeswehr insgesamt diesem schlimmen Verdacht nachzugehen bereit ist. Wie mit den Radarstrahlenopfern der 70er? Die mussten fast 30 Jahre um die Anerkennung der Schädigung kämpfen.
Oder wie die Soldaten in Mali, deren Trinkwasser über mehrere Einsatz-Kontingente mit Bromat vergiftet war?
Oder schafft es die Bundeswehr hier im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht schnell und unkompliziert die Sachlage zu verifizieren und dann von sich aus zu handeln.
Hier sei vielleicht einmal die Industrie angesprochen, die mit Rückrufaktionen von fehlerhaften Produkten ihrer Pflicht vorbildlich nachkommt.
Die Zweiteilung der Bundeswehr in Truppe und Verwaltung ist vielleicht jetzt gar nicht so schlecht. Hier könnten sich beflügelnde Synergieeffekte ergeben, die aus gelebter Kameradschaft (Truppe) und pflichtgetreuer Aufgabenerfüllung (Verwaltung) entstehen und beide dem Fürsorgeprinzip unterliegen (sollten).
Wir bleiben da dran, denn das NHJ sieht sich an der Seite derer, die für unser Land gedient haben oder immer noch dienen. – SIC!
semper fidelis
Auch:
Deutsche Bundeswehr: Das Personalproblem ist schlimmer als das Material. Es ist ein politisches Desaster! | Conplore Wirtschaftsmagazin
Bundeswehr: Was stimmt nicht beim KSK? – Vielleicht nur der Verdacht? – (nordhessen-journal.de)
Und dann könnte man auch auf die Opfer hinweisen, die es trotz aller Technik und Vorsorge im Militärdienst IMMER geben wird:
Als Interessenverband für alle Einsatzveteranen ist der Bund Deutscher Einsatzveteranen e.V. (HIER). Er ist Ansprechpartner und Anlaufstelle für alle Kameraden, die Hilfe brauchen. Es wird jedem, sofort und professionell geholfen werden, der durch seinen Dienst für die Bundesrepublik Deutschland zu Schaden kam.
Wir bitten unsere Leser um Spenden für die gute Sache und hoffen auf breite Unterstützung für die Kameraden!
Spendenformular HIER
Infobroschüre:
BDV_InfoBroschuere_Febr_2020
Artikel dazu:
Keiner bleibt allein: Bund Deutscher EinsatzVeterann e.V. – (nordhessen-journal.de)e
Für Opfer der Radarstrahlen ist der Bund zur Unterstützung Radarstrahlengeschädigter Deutschland e.V. (HIER) jederzeit ansprechbar
Die Radarstrahlenproblematik in der Bundeswehr (bzur.de)
Radarfachgespräch 2015 (nva-radar.de)
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