In der hektischen und sich schnell verändernden Welt von heute kann man leicht annehmen, dass wir alle im Großen und Ganzen mehr arbeiten als je zuvor. Aber ist das wirklich so? Wie die Statista-Animation für eine Auswahl von Ländern zeigt, ist das ein Irrglaube: Heute arbeiten die Menschen in vielen Ländern deutlich weniger als in den vergangenen 150 Jahren – insbesondere in den Ländern, die sich früh industrialisierten und heute zu den Ländern mit der höchsten Wirtschaftsleistung zählen.
Die Animation zeigt, dass die durchschnittliche Arbeitszeit für Arbeitnehmer in frühindustrialisierten Volkswirtschaften in den letzten 150 Jahren dramatisch zurückgegangen ist. Im Jahr 1870 arbeiteten die Arbeiter in den meisten dieser Länder mehr als 3.000 Stunden pro Jahr – das entspricht anstrengenden 60 bis 70 Stunden pro Woche mit über 50 Wochen im Jahr.
Bis heute haben sich diese extremen Arbeitszeiten ungefähr halbiert. In Deutschland beispielsweise sank die jährliche Arbeitszeit um fast 60 % – von 3.284 Stunden im Jahr 1870 auf 1.354 Stunden im Jahr 2017. Damit liegt Deutschland am Im Vereinigten Königreich betrug der Rückgang rund 40 Prozent. Vor dieser Arbeitszeitrevolution der letzten Jahrzehnte haben die Menschen zwischen Januar und Juli so viele Stunden gearbeitet, wie wir heute in einem ganzen Jahr arbeiten.
Die künftige Entwicklung der Arbeitszeiten ist schwer vorhersehbar. Möglicherweise werden sie weiter sinken, da ein bestimmendes Thema unserer neuen Arbeitswelt die Work-Life-Balance ist: Die strikten Bürozeiten von neun bis fünf erscheinen heute vielen jungen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern als wenig reizvoll. Das Phänomen lässt sich aber nicht nur am Alter festmachen – immer mehr Berufstätige wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten. Viele wünschen sich etwa eine 4-Tage-Woche mit entsprechend kürzeren Arbeitszeiten,
Für China liegen Daten erst ab dem Jahr 1970 vor. Auffällig ist, dass China das Ranking bereits vor 50 Jahren dominiert und die Arbeitszeit hier noch lange zugenommen hat, während sie in vielen westlichen Ländern im selben Zeitraum zurückgeht. Ohne diese hohen Arbeitszeiten wäre das gigantische Wirtschaftswachstum Chinas in den letzten Jahrzehnten vermutlich nicht möglich gewesen. Medienberichten zufolge formiert sich in China heute Widerstand gegen die im Vergleich zu anderen Ländern hohen Arbeitszeitbelastungen.
In der Animation sind Jahresgesamtwerte angegeben, sodass die Änderungen sowohl in der Länge der Arbeitstage als auch in der Anzahl der im Laufe des Jahres geleisteten Arbeitstage berücksichtigt sind. Die Daten stammen aus dem Statistik-Portal Our World in Data, dass die Daten seinerseits aus Forschungen der Wirtschaftshistoriker Michael Huberman und Chris Minns zusammengetragen hat.
Für viele Länder in der Grafik liegen keine durchgängigen Datenreihen vor, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Daher wurden historischen Quellen aus den Jahren 1870–1900 verwendet die belegen, dass die Arbeiter in vielen dieser Länder extrem lange gearbeitet haben. Zudem sind für die Darstellung Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der jeweiligen Länder und weiteren ergänzenden Quellen zusammengetragen worden.
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