Stadt Kassel und Universität Potsdam erproben und entwickeln urbane Waldgärten

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Die Stadt Kassel beteiligt sich als Partnerstadt an der Voruntersuchung zum Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben der Universität Potsdam “Waldgärten als langfristige, multifunktionale Flächennutzung im urbanen Raum”. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Magistrat in seiner Sitzung am 27. August. Bei positivem Verlauf der Voruntersuchung soll eine Teilnahme am Hauptvorhaben angestrebt werden. Die Voruntersuchung soll die Machbarkeit von Waldgärten auf städtischen Grünflächen klären.

Waldgärten bestehen aus obst- und nusstragenden Bäumen und Sträuchern sowie einer Gemüse- und Kräuterschicht und orientieren sich durch ihren mehrschichtigen Aufbau an natürlichen Wäldern. Neben der Nahrungsmittelproduktion erfüllen sie langfristig wichtige ökologische und klimatische Funktionen. Hierfür sollen geeignete innerstädtische Grünflächen gesucht werden, die nach einer erfolgreichen Erprobungsphase des Projekts perspektivisch für mehrere Jahrzehnte zur Verfügung stehen.

Kassel gilt als eine der grünsten Großstädte Deutschlands mit einer langen gartenhistorischen Tradition und einer lebendigen gartenkulturellen Szene, die sich durch unterschiedlichste Projekte, Gemeinschaftsgärten und Urban-Gardening-Aktivitäten in vielen Stadtteilen auszeichnet. Das Umwelt- und Gartenamt unterstützt dieses bürgerschaftliche Engagement, das zur Erhöhung der Biodiversität, des Umweltbewusstseins und der Attraktivität der Stadt als Wohn- und Lebensort beiträgt. Mit diesem Projekt und der wissenschaftlichen Begleitung durch die Uni Potsdam wird jetzt ein weiterer Akzent zur Aufwertung innerstädtischer Grünflächen gesetzt.

Informationsveranstaltung am 23. Oktober Das Projektteam der Universität Potsdam und das Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel laden zu einer Informations- und Auftaktveranstaltung “Urbane Waldgärten – eine neue Form des Urban Gardening?” am Mittwoch, 23. Oktober 2019, von 18 bis 20 Uhr in das Sandershaus in der Sandershäuser Str. 79, 34123 Kassel, ein.

Auf der Veranstaltung wird über Prinzipien und Funktionen urbaner Waldgärten informiert und Perspektiven der konkreten Entwicklung gemeinschaftlicher Waldgärten in Kassel, die im Rahmen des Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens realisiert werden sollen, aufgezeigt. An diesem Abend werden auch erste Standortideen vorgestellt. Bürgerinnen und Bürger, Initiativen und Institutionen haben zudem Gelegenheit, ihr Interesse an einer Mitarbeit zu bekunden. Anmeldungen per E-Mail nimmt Andreas Zurell vom Team der Uni Potsdam unter azurell@uni-potsdam.de entgegen.

Hintergrund: Was ist ein Waldgarten?

Ein Waldgarten besteht aus vorwiegend essbaren Pflanzen, die sich in mehreren Vegetationsschichten teilweise überlappen. Ganz ähnlich der Struktur von Wäldern. Diese Schichten bestehen aus Obst- und Nussbäumen, Beerensträuchern sowie Gemüse und Kräutern, die langfristig miteinander angebaut und geerntet werden können.

Im Kontrast zu derzeitigen Formen des “Urban Gardening”, das oft in Hochbeeten und Kisten als Zwischennutzung erfolgt, sollen urbane Waldgärten einen dauerhaften waldartigen Vegetationsbestand aufbauen. Mit zunehmendem Alter werden Waldgärten naturnäher und multifunktionaler. Das bedeutet: neben der langfristigen Verbesserung eines Standortes hinsichtlich ökologischer Funktionen wie Bodenschutz und biologischer Vielfalt, können Waldgärten der innerstädtischen Klimaanpassung unter anderem durch Kühlung und Wasserrückhalt dienen.

Sie können für Umweltbildung genutzt werden und fördern durch gemeinschaftliches Gärtnern das nachbarschaftliche Miteinander. Mit einer Entwicklungszeit von mehreren Jahrzehnten beinhaltet dies die Chance, langfristige Gemeinschaftsstrukturen zu etablieren. So könnten Waldgärten eine neue langfristige und multifunktionale Form des urbanen Gärtnerns in Innenstädten sein.

Die Teilnahme am Projekt “Waldgärten als langfristige, multifunktionale Flächennutzung im urbanen Raum” verläuft zweistufig: In der ersten Stufe findet eine Voruntersuchung statt, die zu hundert Prozent durch das Bundesamt für Naturschutz gefördert wird. Nach der Teilnahme an der ersten Stufe wird ein detaillierter Bericht vorgelegt und abgewogen, ob eine Teilnahme an der zweiten Stufe erfolgen kann. Das Hauptvorhaben würde 2021 mit einer Laufzeit von drei bis fünf Jahren beginnen.

Mehr Infos unter http://urbane-waldgaerten.de

 

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