Gastkommentar von Renate Zott
Die Debatte rund um den Klimaschutz ist aufgeheizt, man hört die Kessel pfeifen. Und: es gibt einen neuen Sündenbock: das Auto – allen voran die SUV‘s. Also ausgerechnet das, des Deutschen liebstes Kind, dazu Statussymbol. Ginge es nach den Aktivisten, hätten wir sie schon gestern auf den Friedhof verdonnert, Straßen und Städte davon befreit. Verfehlte Verkehrspolitik, alles Müll, Sondermüll nämlich.
Ich bin absolut d‘accord, dass Klimaschutz zu den wichtigsten Themen unserer Zeit gehört und Deutschland in diesem Punkt kein Vorbild ist. Regelmäßig gehören wir zu jenen, die die Klimaschutzziele verfehlen; Vorgaben nicht einhalten. Aber auch die wirkungslose Placebo-Politik kostet den Steuerzahler Unsummen; jedenfalls bis jetzt. Das soll sich alles ändern, wenn man der Bundesregierung glaubt. Mit einem 40 Milliarden Euro Maßnahmen-Paket bis 2023 will man 2030 sicher über die Ziellinie. Kritiker sagen schon jetzt: alles Schrott.
Mich macht das müde. Die Politik im Großen und Ganzen und auch das aktuelle Gezerre und Gezeter inklusive derer, die vermutlich sowieso gegen alles sind. So jedenfalls muss es der Zuschauer verstehen, wenn er beispielsweise Marion Tiemann (Greenpeace Abteilungsleiterin „Climate and Transport“) zuhört. Sie unterbricht gern und entlädt in ihrer Sprache eine Aggression, die mir fremd ist und nicht in eine Diskussionsrunde von Personen gehört, denen man fachlich und sozial eine gewisse Kompetenz unterstellen darf. Da müssen Mitarbeiter von Automobilherstellern den Eindruck gewinnen, dass sie sich was schämen sollten.
Bei ihrem pauschalen Feldzug gegen die Autoindustrie hat sie nämlich unerwähnt gelassen, dass die rd. 833.000 Mitarbeiter rund ums Automobil ihre Existenzberechtigung bestimmt nicht darin sehen, ihren Mitmenschen mit dem Endprodukt „Kraftwagen“ zu schaden. Es fiel aus ihrem kräftigen Mundwerk auch kein Hinweis darauf, dass der Kraftfahrzeugbau mit mehr als 400 Milliarden Umsatz p.a. Deutschlands größter Industriezweig ist und man da mit einer radikalen Mobilitätswende – wie viele sie fordern – möglicherweise nicht gut beraten ist. Vorschläge, wie man hier einen vernünftigen und nachhaltigen Umbau der Branche und der Mobilität insgesamt ohne Arbeitsplatzeinbußen einleiten könnte, habe ich noch nicht gesehen. Hauptsache DAGEGEN sein.
Deutschland ist im Krisenmodus und die Aktivisten verstehen sich auf rasantes Tuning. Auf gutes Timing ebenfalls, denn jene, die ihren politischen Aktionismus professionalisiert haben, sprich Geld damit verdienen, geben gerade richtig Gas. Mich würde brennend interessieren, wie viele es sind. Greenpeace gehört zu jenen Vereinen, die auch Spendengelder benötigen, um Mitarbeiter zu zahlen. Man muss Spuren hinterlassen und Öffentlichkeit schaffen; neue Anhänger mobilisieren. In Zeiten wie diesen, wo Menschen sich mit einfachen Sprüchen abholen lassen, klappt das ganz gut. Demokratie ist anstrengend und viele sind die unendlichen, ergebnisfreien Diskussionen einfach leid.
In der Schlacht um die Schuld- und Versäumnisfragen in unserem Land geht gerade unter, dass es ein globaler Auftrag ist, die Welt zu retten. In Anbetracht der Tatsache, dass etliche Staatsoberhäupter leugnen, dass der Klimawandel menschengemacht ist und gar keinen Handlungsbedarf sehen, scheint der Auftrag zum Scheitern verurteilt. Auch bei einem autofreien Deutschland (was nicht möglich ist) ändert es nichts daran, dass ein Kreuzfahrtschiff pro Tag so viel CO2 ausstößt wie fast 84.000 Autos, so viel Stickoxide wie etwa 421.000 Autos, so viel Feinstaub wie etwa über 1 Million Autos und so viel Schwefeldioxid wie gut 376 Millionen Autos. Mir ist deswegen auch nicht wirklich klar, warum wir jetzt so schnell wie möglich autofrei sein müssen und die vielen anderen Umwelt-Sünder-Quellen gerade besser wegkommen. Noch weniger klar ist mir, warum man den SUV-Fahrern im Besonderen den schwarzen Peter unterjubelt. Es lässt doch nur den Schluss zu, dass man es sich so einfach wie immer macht. Das Fehlverhalten einzelner führt zum Urteil über eine ganze Gruppe.
Antrieb für eine gesunde Klimapolitik ist wichtig und richtig. Die „WIE“-Frage nach meiner Einschätzung aber weiter ungelöst.
Die Autorin Renate Zott
Renate Zott wohnt in Frankfurt am Main und ist aktive Kämpferin für ein positives Altersbild. Renate Zott, erst Versicherungs-Maklerin und jetzt Managerin einer Haustechnik-Firma, ist verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohnes.
Renate Zott ist Botschafterin des Bundesverband Initiative 50Plus und Kreis-Geschäftsführerin des BVI50Plus in Frankfurt am Main.
Sie betreibt den Blog www.topagemodel.de. Renate Zott ist auch bei Facebook und Instagram.
Dieser Artikel erschien zuerst auf unserem Partnermagazin: https://dnews24.de
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