Welttag für Kinder krebskranker Eltern: Schweigen ist Qual

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Deutsche Krebshilfe rät zum offenen Umgang mit der Erkrankung

Bonn (swy) – Der 8. November ist Welttag für Kinder krebskranker Eltern: Hat ein Elternteil Krebs, stellt sich schnell die Frage „Wie sage ich es meinem Kind?“ Am besten so früh, offen und altersgerecht wie möglich. Denn zu langes Verschweigen der Krankheit kann dazu führen, dass Kinder körperliche und seelische Störungen entwickeln. Um betroffene Familien zu unterstützen, hat die Deutsche Krebshilfe leicht verständliche Erklärfilme für Kinder entwickelt. Zudem fördert sie ein bundesweites Netz psychosozialer Krebsberatungsstellen, wo Eltern professionelle Unterstützung erhalten.

„Krebs stellt das Leben der ganzen Familie auf den Kopf“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Hierzulande sind pro Jahr etwa 50.000 Kinder betroffen, schätzt das Robert Koch-Institut.“ Von rund 15 Millionen Eltern mit minderjährigem Nachwuchs erkrankten jährlich circa 37.000 Väter und Mütter neu an Krebs. „Oft verschweigen Eltern die Krankheit, um die Kinder zu schonen, erreichen damit aber das Gegenteil“, so Diplom-Psychologin Dr. Bianca Senf, Autorin des Ratgebers „Mit Kindern über Krebs sprechen“ und Leiterin der Psychoonkologie des Universitätsklinikums Frankfurt/Main, einem der 13 von der Deutschen Krebshilfe geförderten, onkologischen Spitzenzentren.

Kinder leiden oft im Stillen
Da die Kinder spürten, dass etwas nicht stimmt, empfänden sie das Schweigen als Dauerbedrohung und Stress. Dr. Senf: „Kleinere können ihre Sorgen und Ängste erst gar nicht in Worte fassen. Ältere scheuen sich, zu fragen, weil sie merken, dass die Eltern das Gespräch meiden. Die ganze Familie fällt in ein kommunikatives Loch und kommt dort von alleine nicht raus.“ Häufig entwickelten Kinder dann Ängste oder Schuldgefühle und verhielten sich auffällig. Typisch für die Kleineren sei zum Beispiel, dass sie deutlich mehr weinen, über diffuse Bauchschmerzen klagen oder schlecht schlafen. Ältere ziehen sich häufig zurück, werden entweder aggressiv oder besonders anhänglich. Hält diese Belastung länger an, kann das zu Schäden an Körper und Seele führen.

Über die Krankheit sprechen beugt vor und hilft, wenn das Gespräch durchdacht und dem Alter entsprechend erfolgt. „Eltern sollten Kindern frühzeitig die Veränderungen im Alltag erklären, die diese direkt betreffen“, rät die Psychologin. So sollte eine Mutter ihrem Sohn offen sagen, dass sie einen Knoten in der Brust hat und ihn nicht von der Schule abholen kann, weil der Arzt sich das anschauen muss. Ein Vater könnte seiner Tochter beispielsweise den Fleck auf seiner Haut zeigen, ihr offen sagen, dass er Hautkrebs hat und deswegen sehr angespannt und oft gereizt ist. „Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als angelogen zu werden oder über Dritte von der Erkrankung der Mutter oder des Vaters zu erfahren“, weiß Senf. „Wichtig dabei ist auch, dass Eltern das Wort Krebs nicht vermeiden, denn sonst bekommt dies etwas Bedrohliches.“ Mit der Wahrheit könnten junge Menschen dagegen gut umgehen und seien dabei deutlich belastbarer, als es ihnen die Erwachsenen zutrauen.

„Was ist das eigentlich für eine Erkrankung?“
Um betroffenen Eltern zu helfen, hat die Deutsche Krebshilfe verschiedene Erklärfilme entwickelt, die auf dem Buch „Wie ist das mit dem Krebs?“ basieren. Kindgerecht und bunt beantworten sie Fragen wie „Was ist das eigentlich für eine Erkrankung?“ „Hat Mama etwas falsch gemacht?“ „Gibt es ein Mittel dagegen?“  oder „Mein Bruder hat Krebs, muss ich jetzt immer lieb zu ihm sein?“ Die Filme gibt es unter krebshilfe.de/blog/kindern-krebs-erklaeren. Das Angebot wird fortlaufend erweitert. Das Buch „Wie ist das mit dem Krebs?“ können Interessierte unter shop.krebshilfe.de/buchempfehlungen.html erwerben.

Mit dem Ratgeber „Wahrheit braucht Mut – Mit Kindern über Krebs sprechen“ bekommen Eltern ebenfalls konkrete Tipps für den Umgang mit Krebs. Er kann auf der Homepage von Dr. Bianca Senf unter www.bianca-senf.de heruntergeladen werden. Die Broschüre „Was jetzt für Dich wichtig ist“, richtet sich dagegen direkt an Jugendliche und will ihnen eine Orientierung im Alltag geben. Sie ist beim Verein Hilfe für Kinder krebskranker Eltern unter hkke.org/broschueren erhältlich. Betroffene Familien finden zudem Hilfe bei den Psychosozialen Krebsberatungsstellen. Kontaktdaten und Standorte gibt es unter krebshilfe.de/helfen/rat-hilfe/psychosoziale-krebsberatungsstellen. Fragen zum dem Thema beantworten auch die Mitarbeiterinnen des INFONETZ KREBS der Deutschen Krebshilfe unter Telefon 0800-80708877, von Montag bis Freitag 8 bis 17 Uhr, oder unter krebshilfe@infonetz-krebs.de. Sie vermitteln außerdem weitere Anlaufstellen.


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