Coronavirus: Was im Hause Spahn bei Wassereinbrüchen passiert (Glosse)

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Das Coronavirus wütet, oder auch nicht. Man tut was, oder auch nicht. Man plant wenigstens etwas, oder auch nicht. Andere tun etwas, andere nicht. Alles ist OK, oder auch nicht. – Das ist recht kompliziert zu verstehen. Und Virologe sind die wenigsten von uns.

Jens Spahn soll es richten, wie damals Helmut Schmidt, als in Hamburg die Dämme brachen und Land unter war. Es nass wurde. Nicht für alle, aber für viele.

Das brachte mich nun auf den Gedanken das spahnsche Corona-Projekt etwas zu simplifizieren, damit es jeder versteht, der nicht Virologie studiert hat. Weil mit zu viel Wasser kennen wir uns alle aus. Irgendwie zumindest.

Nehmen wir also mal an, dass im Hause Spahn es in den Keller tröpfelt. Erst unbemerkt, dann gab es nasse Flecken. Die wurden dann größer. Für unseren Jens war alles OK. Kondenswasser, wohl verursacht durch die beheizte Bude mit Wohlfühtemperatur um die 23 Grad. Passiert halt.

Dann hörte unser Jens, dass andere Nachbarn auch Probleme hatten, die nicht jahreszeitlich bedingt waren. Am Ende der Strasse, in der Hausnummer C, stand das Wasser schon einen Centimeter hoch. ‚Ganz schön Scheisse‘, dachte Jens im Glück, denn sein Haus war ganz schön weit weg.

Dann traf es auch andere Hausnummern. J – F –I –S und K. Jens lächelte und dachte sich, dass die besser auch so fähige Leute haben sollten, wie hier. Die das im Griff haben. Derweilen ertranken in der Hausnummer C schon die ersten Leute im Keller.

So sagte er es der Familie. Es besteht keine Besorgnis, dass unser Keller auch volllaufen könnte. Wir hängen zwar am selben Wasserrohr, aber unseres hält. Schönen Karneval euch allen! In der Familie waren dann Clownkostüme sehr begehrt…

Dann der Doppelschock nach dem Karneval. Auch unser Keller ist feucht, es tröpfelt wirklich (i.e.S. von sichtbar!) und – was ein Scheiss – die ersten haben es geschafft Wasser zu schlucken… Was für Idioten!

Und ab da war unser Jens nicht mehr glücklich. Trotz Dauermemos, Beteuerungen und Versprechen – auch von Experten ausserhalb Hauses – glaubte die Hausgemeinschaft samt Familie immer weniger daran, dass der Keller ausgerechnet hier trocken bleibt, wo schon ringsum alle Leute bis zu den Knien im Wasser stehen.

Unser schlauer Jens hatte da als „Gesundheitsexperte durch Handauflegen“ eine wirklich geniale Idee: „Leute begreift den Wasserschaden als Chance. Wassertreten ist gut für die Gesundheit. Das wusste bekanntlich schon Vater Kneipp…“

Und während sich Jenslein ob dieser Genialität in Sachen PR die Händchen rieb kam die Hiobsbotschaft: der Keller läuft voll. Jeden Tag die doppelte Menge dazu. Das machte selbst für Jens, der Mathe nie besonders liebte, die endgültige Füllung des Kellers … doch irgendwie absehbar.
Darum erst mal Licht aus! Was man nicht sieht, verursacht auch keinen Stress.

Und nun schaute Jens, was andere so taten. Schon getan hatten. Zum Beispiel Pumpen kaufen! – Nee, sind ausverkauft. – Dann Eimer. Nö. Auch alle weg.

Erste Videos kursierten in der Hausgemeinschaft. Micky Mouse als Zauberlehrling. Wie frech…

„Wenn du nicht mehr weiter weisst, dann bilde einen Arbeitskreis.“ Und schwups war Jens mit den anderen Hausherren in der nächsten Kneipe und konferierte das Problem. Derweil zuhause das Ausleihen, der Versand und das Verschenken eigener Pumpen und Eimer verboten wurde.

Langsam gewöhnte sich unser Jens an die Rolle des Krisenmanagers im Haus. Obwohl er immer noch nicht verstand, warum da einige um ihre Häuser Entwässerungsgräben anlegten, der Zeitungsjunge, der Postbote und der Pizzadienst es immer schwerer hatten sich zu ihnen durchzukämpfen und zunehmend in durchweichten Böden einfach steckenblieben.

Da musste was geschehen. Jens ging nun selbst in den eigenen Keller. Voller Elan, Schwung und Tatendrang. Platsch, Plasch Platsch… Und er war noch nicht mal vier Stufen tief gekommen. Mit nassen Füßen schaute er von oben die Treppe hinab. Normal sah das nicht aus. Die Bilder an den Wänden hingen zur Hälfte im Wasser. Im Hintergrund klang es wie ein Springbrunnen.

„Ruhe ist jetzt erste Bürgerpflicht“, entsann er sich. Also: Tür zum Keller abschließen, für alle absolutes Kellerverbot und sicherheitshalber Trassierband davor.

Dennoch wagte Jens einen Blick aus dem Fenster. Da sah es unschön aus. Eimerketten. Schläuche wohin man sah. Rettungswagen, die Wasserleichen bargen. Und am Himmel kreisende Geier. Oder waren es doch nur Tauben? Hoffentlich…

In solchen Notlagen, und das Wasser drückte nun unter der Kellertür durch, war es absolut notwendig Freunde zu haben. Onkel Laschet und Mutti hatten sicher Rat. Mutti sagte nix und kümmerte sich um den Zulauf neuer Eimerträger und Onkel Laschet, mit dem er zusammen Mutti beerben wollte, hatte sich einen Schnorchel gekauft und war abgetaucht. Es lief wieder super: Jens allein zuhaus!

Jetzt meldeten die nörgeligen Hausbewohner, dass das Erdgeschoss voll Wasser lief, der Keller zur Karpfenzucht taugte und die ersten Ökos was vom Ausrufen von Naturschutzgebieten faselten.

Jens war verzweifelt. Fehlte nur noch, dass Klein-Greta das steigende Wasser mit dem Klima in Verbindung brachte… Aber immerhin. Die Göre hielt endlich mal die Klappe und es war Funkstille auf dieser Frequenz. Jens lächte zu ersten Mal seit langem wieder.

Jens brauchte dringend neue Freunde. Enge Freunde. Die ihm auch jetzt die Stange hielten wo sich offensichtlich unschöne Bilder anbahnten. Jens wusste durchaus um den Wert von echten Männerfreundschaften. – Auch beim Wassertreten.

Jens sah nun ein, dass das Überleben der Hausbewohner seinen Job als Hausmeister und gewillter zukünftiger Blockwart durchaus beeinflussen konnte. So gab er die Parole aus, den Wassereinbruch zu verlangsamen indem jeder mit Teetassen anfängt in seinem Bereich Wasser abzuschöpfen. So hätte man dann Zeit Pumpen und Eimer selbst zu bauen.

Jens lächelte. Was war er doch für ein Fuchs. (sic!)

Und dann geschah es. Eine Oma aus dem ersten Stock und so ein älterer Krawallprinz hatten sich am Wasser verschluckt. Die Hausgemeinschaft blickte missmutig auf das Schlauchboot, das die Wasserleichen abholte und sich in den Stau solcher Boote auf der Strasse einreihte. Poseidon sei gepriesen, von anderen Häusern kommend.

Es gab Experten, die Zeit gewinnen wollten. Die sagten, man solle die Haustür auflassen, damit das Wasser abfließen könne.
Andere sagten, dass das den Nachbarn gegenüber unfair wäre.

Richtig kreative Geister rieten Jens Türen und Fenster im Erdgeschoss zu verschließen und in die oberen Stockwerke auszuweichen. Die Flut auszusitzen.

Dann gab es Propheten, die nach Bauplänen der Arche suchten. Ihren Glauben wieder fanden. Quasi frisch angespült.

Dann waren da die Wettergeister, von Mutti beauftragt, die meinten, dass man bloß alle Fenster und Türen öffnen solle und der erwartete heisse Klimakatastropfenhöllensommer die Keller schon wieder trockenlegen würde. Das hätte sogar seit Jahren mit Talsperren funktioniert.

Leider waren nicht alle der Meinung. Es gab Gerüchte, dass dieser Sommer eher regnerisch werden könne.

Jens rieb sich nun verzweifelt seine übermüdeten Kulleräuglein. Hätte gern abstimmen lassen, ob wirklich alle einen überschwemmten Keller sahen. Vielleicht war das alles nur Einbildung. Eine wässrige Fata Morgana. Wobei ihm jetzt ein Schluck vom Captain Morgan viel lieber wäre.

Jens wusste. Alkohol war keine Lösung. Und Rum hatte leider auch 60 Prozent Wasser… Was ein Scheiss.

Hausnummer I baute nun hinter dem Graben eine Mauer. Hausnummer Ö vor der Mauer einen neuen Graben mit Mauer. Wollte Zertifikate sehen, die bestätigten, dass das Überschreiten der Mauer zu Ö kein zusätzliches Wasser bedeutet.

‚Spinnen die alle‘, dachte Jens. Letztes Jahr im Sommer hatten alle zu wenig Wasser. Und dabei hat das doch auch etwas Gutes. Wer – dummerweise – im Keller ertrank, was natürlich beklagenswert war, machte auch Wohnraum im Haus frei. Würde vielleicht diese Miethaigesänge der Medusenbewohner zum Schweigen bringen. Auch die Nebenkosten des Hauses würden sinken, da die Pflegebedürftigkeit kopfunter im Wasser wegtrieb…

Oma, die alte Umweltsau… ertrank nun. Und das wesentlich schneller als junge produktivere Hausbewohner. Als Ü80 und mit Kellerwasser in Kontakt gekommen war man mit 15%iger Sicherheit schon mit dem Schlauboot über die Wupper…ähm Kellertreppe. Oder so.

Jens bekam wieder Hoffnung. Wenn er das Wasser überstand, war sein Hausmeisterbudget wieder im Gleichgewicht. Hausnebenkosten wären gesenkt. Dauerfaft, wohlgemerkt. Der Wohnungsleerstand könnte befüllt werden. Mit kräftigen jungen Männern als Arbeiter für Wohlstand und… Unser Jens konzentrierte sich schnell wieder auf das jetzt Notwendige.

Alle pumpten. Alle eimerten. Schöpften ringsrum das Wasser ab. Und da reifte in Jens der neue Große Plan heran. Und er war so einfach. Als wäre Mutti selbst darauf gekommen. Man musste nichts machen. Man konnte abwarten. Alle anderen machten doch nun. Und wenn die das geschafft hatten, hätte er es auch geschafft. Hätte sein Gesellenstück als Hausmeister abgeliefert, das Budget saniert und – ganz nebenbei – für Mutti wieder Platz im Haus für bneue Einfälle geschaffen.

Er musste nur weiter mantraartig wiederholen, dass das alles nur Panikmache anderer wäre. Alles OK ist und ständig besser wird (was partiell auch nicht gelogen wäre, wohlgemertk! sic!) und – ganz wichtig – dass das alles schon bald Geschichte sein würde. Mit gutem Ausgang. Für die meisten zumindest. Schnief.

Derweil die Hausmitbewohner ihn fragten, wer denn dann ihre gehorteten Pumpen, Eimer und Schläuche kaufen würde, die sie für ihre Wohnungsrettung bereithalten würden.

Jens runzelte die Stirn, dachte an das Peterle und diese neue Tussi von der Genossenschaftsbank EU gleich um die Ecke, und ein mögliches straßenweites überteuertes Aufkaufprogramm für das Zeug. Das würde den Mitbewohnern sicher gefallen. Zumal es ihn nix kosten würden. Schon wieder Fuch gewesen!

Und so stand unser Jens auf dem Dach des Hauses. In Gummistiefeln bis zum Bauch, mit Rettungsring und Schnorchel. Beobachtete das Geschehen mit dem Fernglas. Richtete sein geschultes Auge auf den Horizont und erwartete die Ankunft weiterer Pumphilfen. Weitere gut trainierte, ausdauernde, dynamische und gesunde junger Männer… Männer die Werte schaffen konnten. Würden. Ganz gewiss. – Zumindest mehr als diese Nörgelalten hier im Haus!

Und so stand der Jens nun tagein tagaus auf dem Dach. Spähte zum Horizont und freute sich. In der Tasche ein Zettel von Mutti.

 

„Alles wird wieder gut, mein Junge – Mutti!“

 

 

Na also. Geht doch! (sic!)


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