Berlin/Meran (ots) Vor allem Frauen sind von Harnwegsinfekten betroffen, die sich unter anderem durch erhöhten Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen äußern. Die Infekte lassen sich mit Medikamenten gut behandeln. “Nicht immer ist ein Antibiotikum nötig – aber wenn, dann bitte das richtige”, sagte Edith Bennack beim pharmacon, einem internationalen Kongress der Bundesapothekerkammer. Die Apothekerin leitet die Apotheke des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Köln und hat sich zur Antibiotic-Stewardship-Expertin spezialisiert.
Bennack appellierte an Ärzte, sich bei der Auswahl des Antibiotikums an den Leitlinien zu orientieren. Zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfekte nennt die Leitlinie fünf Antibiotika und macht ergänzende Angaben zur deren Effektivität. “Andere Antibiotika, wie zum Beispiel Ciprofloxacin, sollten komplizierten Fällen vorbehalten bleiben”, sagte Bennack. Auch das in keiner deutschen Leitlinie als Mittel der Wahl empfohlene Cefuroxim-axetil ist für diese Indikation ungeeignet. Denn durch eine unkritische Verordnung von Antibiotika steigt das Risiko von Resistenzen. Harnwegsinfekte werden meist durch das Bakterium E. coli ausgelöst. Im ambulanten Bereich sind laut Bennack inzwischen etwa 16 Prozent der Erreger resistent gegen Ciprofloxacin. In den Krankenhäusern liegen die Resistenzraten noch höher.
Bei leichten Beschwerden können Frauen mit unkomplizierten Harnwegsinfekten zunächst zu pflanzlichen Präparaten mit belegter Wirksamkeit greifen. “Mit pflanzlichen Arzneimitteln anzufangen ist eine Option. Aber die Frauen sollten sich in der Apotheke dazu beraten lassen, bei welchen Symptomen der Gang zum Arzt erforderlich ist.” Als Beispiele nannte die Apothekerin Blut im Urin oder Fieber. Begleitend sollte bei Harnwegsinfekten viel getrunken werden.
Die Einnahme des Schmerzmittels Ibuprofen statt einer Antibiose sah Bennack bei Harnwegsinfekten eher kritisch. “Selbst die Autoren einer Studie, die diese beiden Optionen miteinander verglich, bewerteten die Behandlung von Harnwegsinfekten mit Ibuprofen als ‘generell nicht zu empfehlen’. Etwa ein Drittel der Frauen, die nur Ibuprofen eingenommen hatten, benötigten zusätzlich eine antibiotische Therapie. Deshalb wäre Ibuprofen nicht meine erste Wahl.”
Weitere Informationen unter www.abda.de
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