Strategie bei Deutscher Börse: Jobabbau und Investitionen

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Nach dem Krisenjahr 2017 will die Deutsche Börse wieder in die Offensive kommen. Der neue Konzernchef drückt aufs Tempo – und hat auch unangenehme Botschaften für die Belegschaft.

Theodor Weimer, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Börse AG, spricht im Handelssaal der Wertpapierbörse. Foto: Arne Dedert/Archiv

Der neue Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer trimmt den Dax-Konzern auf Effizienz: 350 Vollzeitstellen bei dem Frankfurter Börsenbetreiber werden gestrichen, darunter 50 Führungspositionen. Das soll Kosten senken und Freiräume für Investitionen in moderne Technologien schaffen.

«Ich werde nie betriebsbedingte Kündigungen ausschließen, aber wir werden alles tun, den Stellenabbau sozialverträglich umzusetzen», sagte Weimer am Mittwoch in einer Telefonkonferenz nach einem Investorentag in London. Möglichst bis zur Sommerpause will der Vorstand die Details mit den Arbeitnehmervertretern geklärt haben.

«Das heißt nicht, das wir unser Geschäft schrumpfen – ganz und gar nicht», betonte der ehemalige Chef der Hypovereinsbank (HVB), der die Führung der Deutschen Börse nach dem Krisenjahr 2017 zum 1. Januar übernommen hatte. Die Deutsche Börse bekräftigte ihre Absicht, in den nächsten Jahren 270 Millionen Euro in moderne Technologien wie Blockchain, Cloud und Künstliche Intelligenz zu investieren und «eine dreistellige Zahl neuer Stellen in Zukunftsbereichen» zu schaffen.

«Bis Ende 2020 wollen wir nicht nur ein effizienteres Unternehmen sein, sondern auch ein größeres mit mehr Mitarbeitern als heute», erklärte Weimer. Notwendig seien aber andere Qualifikationen: «Wir brauchen jüngere Mitarbeiter.» Im laufenden Jahr habe die Deutsche Börse bereits 148 neue Leute eingestellt. Erwartet wird, dass neue Stellen an Billigstandorten wie Cork (Irland) oder Prag entstehen werden. Ende vergangenen Jahres beschäftigte der Konzern 5640 Mitarbeiter, etwa 2500 davon in Deutschland. Gemessen daran wäre von dem Stellenabbau zunächst etwa jede 16. Stelle betroffen.

Die Eckpunkte der neuen Strategie hatte die Deutsche Börse bereits Ende April veröffentlicht. Demnach sollen die jährlichen Fixkosten bis Ende 2020 um rund 100 Millionen Euro sinken – die Hälfte dieser Einsparungen soll aus dem Personalbereich kommen. Die Neuaufstellung schlägt einmalig mit rund 200 Millionen Euro zu Buche, die hauptsächlich noch im laufenden Jahr anfallen sollen. Am Mittwoch nannte die Börse erstmals die Gesamtzahl der betroffenen Stellen.

Der Vorstand bekräftigte die mittelfristigen Ziele für die nun neun Geschäftssegmente: Bis einschließlich 2020 sollen die Erlöse insgesamt um mindestens 5 Prozent pro Jahr steigen und der Gewinn um rund 10 bis 15 Prozent. Sondereffekte werden dabei ausgeklammert.

Wachsen will die Deutsche Börse vor allem in fünf Bereichen, wie Weimer bereits bei der Hauptversammlung vor zwei Wochen ausgeführt hatte: festverzinsliche Wertpapiere, Energieprodukte, Währungen, Dienste für Investmentfonds sowie Daten und Indizes. Dort seien auch zielgerichtete Zukäufe angestrebt. Im Währungsbereich verstärkte sich die Deutsche Börse mit einem Zukauf in den USA, der ebenfalls am Mittwoch verkündet wurde: Für 100 Millionen Dollar (86 Mio Euro) übernimmt der Dax-Konzern die Devisenhandelsplattform GTX.

Seit seinem Amtsantritt lässt Weimer keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit, die Deutsche Börse nach dem Horrorjahr 2017 in eine bessere Zukunft zu führen. Im Frühjahr vergangenen Jahres platzte die angestrebte Fusion mit der Londoner Börse LSE, über Monate sorgten Vorwürfe gegen den damaligen Konzernchef Carsten Kengeter wegen angeblicher Insidergeschäfte für Unruhe, zum Jahresende trat Kengeter zurück.

 

 

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