Theaterstübchen Kassel 27. Januar
Mit halbstündiger Verspätung startete vor vollem Haus die Konzertperformance, nach dem gleichnamigen Buch „Riot Days“ von Maria/Mascha Aljochina. Unvergessen der legendäre Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau im Jahre 2012.
Vorab wird klar gestellt das Pussy Riot keine Punkband sind und doch in der nachfolgenden Zeit genau der auf der Bühne abgeht. Neben Mascha mit am Start Kiryl Masheka, Kot und Oleg Larionov.
Kann man den in Kapitel aufgeteilten Ereignissen vor und auf der Leinwand bei guter Sicht folgen, wird es bei dem ins Deutsche transferierten Texten (Untertitel) bei der Geschwindigkeit mit zunehmender Zeit schwieriger Schritt zu halten. Bei elektronischen Beats, einstweilen bis an die Schmerzgrenze.
Die Wucht der Ereignisse in Muttersprache (russisch) über die Lippen gebracht von eindringlicher Präsenz und die Stimmen an sich sorgen für eine Instrument tisierte Stimmung die in den Bann zieht und es wohl genau das ist, was die Genossen und Genossinnen um Putin in jener Zeit auf den Plan rief.
Staat und Kirche Hand in Hand hat man vielleicht mit dem ungebührlichen Auftreten in sakralen Mauern nicht den Zahn ziehen können, aber zumindest auf den Zahn gefühlt.
Aufbegehren, immer auch eine Frage in welchem Lande man seinen Missmut kundtut, wenn Restriktionen einen letztlich im ungünstigsten Fall für Jahre in den Gulag (Lagerhaft) bringen oder ins Exil treiben.
Permanent kommt die ganze geballte Energie der Aufsässigkeit, ob laut oder gelegentlich leise exerziert zum Tragen. Wenn dann Wasser aus Plastikflaschen sich über Teile des Publikums in Salven ergießt, ist das eben jene Energie die sich Luft verschaffen musste und genau darauf abzielt, das Veränderung immer auch „Opferbereitschaft“ erfordert. Mann als auch Frau kann auf die Knie gehen, solange man nicht zu Boden kriecht.
Die Aufgabe an politischen inkorrekten Verhältnissen zu rütteln, sich aufzulehnen, Aufruhr zu üben bedarf es zügelloser Hingabe und da kann das Überstreifen eines T-Shirts, wo zu lesen ist „Everyone can be PUSSY RIOT“ nur ein Anfang sein. Zum Ende wurde an all jene erinnert die gegen das fortwährende Unrecht im Lande des Moguls Putin aufbegehren.
Schön das die Riot Days Station in Kassel gemacht haben und beim nächsten Mal vielleicht in Originalbesetzung liebe Brüder und Schwestern in dem Sakralbau der entweihten Brüderkirche, dann bräuchte erst gar nicht der Segen der hiesigen Gotteshäuser eingeholt werden.
Zu guter Letzt. Der Lebensgefährte von Mascha Alechina, Dmitri Zorinow, einstiger ultraorthodoxer Aktivist der Bewegung „Wille Gottes“, so war zu lesen, forderte seinerzeit Strafen für Pussy Riot und deren Aktionen. Inzwischen von jener Bewegung „Wille Gottes“ ausgeschlossen. Das Wort von Verrat machte die Runde, wo jetzt die einstigen Feinde Verbündete sind. Geschickter PR-Trick oder irgendwas dazwischen? Mascha sagt so was wie: „Gemeinsame Sprache suchen, besser als nicht“.
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