Neuer Glücksspielstaatsvertrag: Wie sicher wird der Online-Glücksspielmarkt wirklich?

Estimated read time 6 min read
[metaslider id=10234]

Online Casinos sind kein neues Phänomen. Aber sie sind gekommen, um zu bleiben. Immer mehr Online-Glücksspielseiten öffneten in den letzten Jahren ihre Pforten und verzeichnen mittlerweile Umsätze in Milliardenhöhe. Deutschland duldete die internationalen Casinos lange Zeit, ohne selbst eine Erlaubnis auszusprechen. Jetzt trifft der neue Glücksspielstaatsvertrag in Kraft, der deutsche Lizenzen und ein reguliertes Online-Glücksspiel beinhaltet. So soll das Glücksspiel im gesamten Bundesgebiet einheitlich geregelt werden, zuvor herrschte großes Chaos. Was es mit der neuen Regulierung auf sich hat und welche Chancen und Risiken damit einhergehen, lesen Sie hier.

 

So sah es bisher aus

Zuvor gab es nur vereinzelt Lizenzen, etwa aus Schleswig-Holstein. Das führt zum Beispiel zu Problemen bei Werbespots: Denn das Online-Glücksspiel war in den meisten Teilen Deutschlands illegal. Entsprechend richteten sich Werbungen nur an Spieler aus Schleswig-Holstein. Dieser Hinweis war zwar richtig und wichtig, hinderte Spieler aus anderen Teilen des Landes aber nicht daran, sich ebenfalls auf den Seiten zu registrieren. Denn kontrolliert wurde nicht, wer auf Seiten mit Lizenz aus Schleswig-Holstein spielte. Ähnlich sah es mit Online Casinos aus, die von beliebten Behörden wie der Malta Gaming Authority zugelassen wurden: Diese Online Casinos beriefen (und berufen sich zum Teil noch heute) auf die Dienstleistungsfreiheit in der EU. Deshalb konnten deutsche Spieler dort ohne Limit und Kontrollen spielen. Eine Liste von Anbietern war und ist noch immer leicht zu finden. Viele Online Casinos aus anderen EU-Ländern haben ihre Angebote bereits an die deutschen Vorgaben angepasst, doch nicht alle halten sich daran. Deshalb finden deutsche Spieler noch immer Seiten, die nicht dieselben Spielerschutzmaßnahmen haben wie deutsche Online Casinos.

 

Neue Regeln für Online-Glücksspiele: Spielerschutz im Fokus

Wer sich um eine Lizenz aus Deutschland bewerben möchte, muss eine Kaution in Höhe von 5 Millionen Euro vorweisen können. Betreiber müssen zudem viele zuvor beliebte Spiele aus dem Portfolio streichen. Dazu gehören Jackpot-Spiele und Live-Casino-Spiele. Zudem dürfen zwar verschiedene Spielekategorien angeboten werden, Spieler können aber immer nur ein Spiel gleichzeitig spielen. Es funktioniert also nicht mehr, Sportwetten zu platzieren, während nebenbei an einem Spielautomaten gedreht wird. In mehreren Casinos gleichzeitig zu zocken, geht ebenfalls nicht mehr. Vor dem Start eines Spiels wird überprüft, ob Spieler gerade in einem anderen deutschen Casino aktiv sind.

 

Ferner hat das deutsche Gesetz ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro pro Monat festgelegt. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Spielsuchtprävention, denn in internationalen Casinos können problemlos mehrere tausend Euro pro Transaktion überwiesen werden. Auch bei den Spielen gibt es kaum Limits, Live-Dealer-Spiele ermöglichten mitunter Einsätze von bis zu 3.000 Euro pro Runde. Diese Spiele werden auf deutschen Seiten komplett gestrichen. Was Spielautomaten betrifft, so ist ein Limit von einem Euro pro Runde festgelegt worden.

 

All diese Regeln sollen dafür sorgen, dass Spieler eingeschränkt werden und weniger Geld auf einen Schlag verlieren können. Ist das Limit erreicht, kann nicht weitergespielt werden. Auf dem Papier klingt das nach einer guten Lösung, um das Online-Glücksspiel unter Kontrolle zu bringen. In der Praxis ist aber ungewiss, wie es mit anderen Online Casinos weitergeht. Denn nicht jede Plattform ist im Besitz einer deutschen Lizenz, angeboten werden die Dienste in Deutschland aber dennoch.

 

Genügt der Spielerschutz?

Nicht nur Casinos, die keine deutsche Lizenz haben, sind ein Problem. Auch über den neuen deutschen Glücksspielstaatsvertrag ist man sich uneinig. Die einzelnen Bundesländer haben ihren ganz eigenen Standpunkt. Während einige Regierungen mit dem Gesetzesentwurf einverstanden waren, sahen andere den Spielerschutz als nicht ausreichend gewährleistet an. Dazu gehörten Sachsen-Anhalt und das Saarland. Beide Regierungsparteien verkündeten, dass sie die Regeln als nicht streng genug ansähen. Am Ende entschied man sich aber dennoch, die Übergangslösung in Kraft treten zu lassen. Bislang verbotene Online-Spiele wurden auf diese Weise legalisiert, aber mit Einschränkungen. Sicher hatten die Regierungen Angst, dass die Diskussionen erneut bis zur Unendlichkeit weitergeführt werden könnten – ohne, dass je etwas passierte. Denn so war es in den letzten Jahren. Immer wieder hörte man, dass dem Online-Glücksspiel Einhalt geboten werden müsse, Taten folgten aber nicht. Es war mühsam gewesen, einen Entwurf zu erarbeiten. Mittlerweile scheinen sich alle Länder mit den neuen Gesetzen anfreunden zu können. Das war höchste Zeit, denn zuvor konnten Casino-Anbieter in Deutschland schalten und walten, wie sie wollten.

 

Was passiert mit bislang illegalen Anbietern?

Wer sich nicht an die neuen Regeln hält, wird von der deutschen Behörde künftig als unseriöser Anbieter eingestuft. Für Seiten, die zwar in den letzten Jahren ohne Beschränkungen ihre Dienste angeboten haben, sicher aber nun an neue Regeln halten, gilt das Amnesie-Prinzip: Die letzten Jahre gelten als weggewischt, die Dienste dürfen nun legal angeboten werden.

 

Ob diese Taktik eine sinnvoll ist, bleibt umstritten. Hier diskutieren die einzelnen Länder wieder hitzig. Man warnt zum Beispiel vor Geldwäsche-Gefahren und beklagt den weiterhin mangelhaften Spielerschutz. Denn so gibt es in internationalen Casinos beispielsweise keine zentrale Sperrdatei, über die alle Spieler erfasst werden können. Außerdem haben einige Regierungen wenig Vertrauen in die Branche, die sich seit Jahren gegen verschärfte Spielerschutzmaßnahmen wehrt. Es ist also umso wichtiger, nicht nur die deutschen Casinos im Blick zu behalten, sondern vor allem auch die internationalen Casinos. Dazu gehören dann eben auch die illegalen Anbieter, die ihre Einzahlungsregeln oder Spiellimits nicht anpassen möchten. Wie mit diesen umgegangen werden soll, ist bislang nicht geklärt. Bis jetzt gibt es keine Behörde, die sich diesen Anbietern annehmen wird. Außerdem ist es schwierig, zu erkennen, wer vielleicht noch Maßnahmen ergreifen wird und wer nicht. Doch wer sich seit Jahren nicht um illegales Glücksspiel schert, wird dies vermutlich auch in Zukunft nicht.

 

Um gegen illegale Anbieter vorzugehen, wird versucht, Werbung und Zahlungen zu unterbinden. Die Anbieter wiederum beharren darauf, legale Dienstleistungen anzubieten. Die Fronten bleiben also verhärtet und das neue Glücksspielgesetz kann bis jetzt noch nicht die Erfolge feiern, auf die man gehofft hatte. Der Glücksspielmarkt bleibt undurchsichtig, EU-Gesetze erschweren die Kontrolle. Zudem zeigen sich einige Anbieter wenig kooperativ und werden wohl versuchen, so lange ungehindert weiterzumachen, bis Deutschland einschreitet. Erfahrungsgemäß dauert das lange, war es doch ein Akt von mehreren Jahren, überhaupt eine neue Glücksspielstaatsverordnung zu verabschieden. Deutsche Spieler sind in Casinos mit deutscher Lizenz besser geschützt als auf internationalen Seiten. Doch bekanntlich findet der Süchtige immer einen Weg – und Casinos ohne Einschränkungen sind noch immer nur wenige Klicks entfernt.


[metaslider id=20815]

More From Author

+ There are no comments

Add yours