Bis zum Jahr 2020 sollen fünf Prozent der Wälder in Deutschland aus der Nutzung genommen werden. Um das zu erreichen, besteht noch viel Handlungsbedarf. Dabei sind Naturwälder von unschätzbarem Wert: Für die biologische Vielfalt und als Beitrag zum Klimaschutz.
Mit dem Fünf-Prozent-Ziel hat sich die Bundesregierung bereits im Jahr 2007 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Im Rahmen der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt sollen fünf Prozent der Wälder in Deutschland bis zum Jahr 2020 aus der forstlichen Nutzung genommen werden. Doch im April 2019 – weniger als ein Jahr vor Ende dieser Frist – liegt der Anteil von Naturwäldern in Deutschland erst bei 2,8 Prozent. Das ist das ernüchternde Ergebnis einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz.
Gerade diese Naturwälder haben jedoch einen hohen Nutzen für den Naturschutz. Hier dürfen die Bäume ungestört alt werden und auch in abgestorbenem Zustand im Wald bleiben. So entstehen jede Menge verschiedene Lebensräume von denen seltene und von alten Wäldern abhängige Arten wie Mittelspecht, Grauschnäpper oder Bechsteinfledermaus profitieren.
Ungefähr 97 Prozent des deutschen Waldes werden mehr oder weniger intensiv bewirtschaftet. Zusätzlich zu den Naturwäldern, die dauerhaft geschützt sind, ist es daher ebenso notwendig, den gesamten Wirtschaftswald mittel- und langfristig so naturnah wie möglich umzubauen.
Bessere Anpassung bei Dürre und Hitze
Besonders gegenüber klimatischen Veränderungen sind naturnahe Wälder anpassungsfähiger. Wesentliche Merkmale naturnaher Wälder sind viele alte und dicke Laubbäume wie Buchen und Eichen, ein geschlossenes Blätterdach und große Mengen von lebendem und abgestorbenen Holz. Durch Verdunstung von Wasser, das sowohl im lebenden wie im abgestorbenen Holz vorhanden ist, schafft sich der Wald ein eigenes Klima, extreme Hitze wird so abgepuffert. Naturnahe Wälder können so besonders Dürre und Hitzeperioden unbeschadeter überstehen.
Hier liegen die Naturwälder klar im Vorteil: „Der Dürre-Sommer 2018 hat gezeigt, wie anfällig unsere Wirtschaftswälder gegenüber sich ändernden Umweltbedingungen sind“, erklärt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Dass es auch den Wünschen der Deutschen entspricht, das Fünf-Prozent-Ziel durchzusetzen, bestätigt eine Umfrage des Thünen-Instituts aus dem Jahr 2018: Mehr als die Hälfte der privaten Waldbesitzerinnen und -besitzer (60 Prozent) und 79 Prozent der Bevölkerung befürworteten eine Zunahme von Naturschutzmaßnahmen im Wald und akzeptieren dafür eine reduzierte Holznutzung.
Bundesregierung muss handeln
Aus diesen Gründen fordert der NABU die Bundesregierung auf, die selbst gesteckten Ziele zum Waldnaturschutz in Deutschland nicht aus den Augen zu verlieren und in öffentlichen Wäldern mehr unbewirtschaftete Flächen auszuweisen. Außerdem müssen in Wirtschaftswäldern mehr naturnahe Strukturen gefördert werden.
Um die Umsetzung der Ziele zu unterstützen, hat der NABU vor mehr als zwei Jahren das Projekt SpeicherWald gestartet. „Ziel ist es, Menschen über Naturwälder zu informieren und dafür zu begeistern“, so NABU-Projektleiter Stefan Adler.
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