Kastanie in Waldau kann erhalten werden

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Die über hundert Jahre alte Kastanie auf dem Grundstück der evangelischen Kirchengemeinde Waldau ist noch ausreichend standsicher und kann erhalten werden. In einigen Jahren muss die Standsicherheit allerdings erneut geprüft werden. Stadt Kassel/Umwelt- und Gartenamt

Die über hundert Jahre alte Kastanie auf dem Grundstück der evangelischen Kirchengemeinde Waldau kann erhalten werden. Weil die Wurzeln des Baumes durch einen massiven Pilzbefall beschädigt sind und die Standsicherheit nicht mehr gegeben schien, sollte er eigentlich gefällt werden. Ein Zweitgutachten ergab jetzt, dass er noch ausreichend standsicher ist. In etwa fünf Jahren soll er erneut begutachtet werden.
Die Kastanie prägt seit vielen Jahrzehnten den Blick entlang der alten Steinmauer auf dem Kirchengrundstück. Ihre Blütenpracht im Frühjahr und die Blätterfärbung im Herbst sind für viele Waldauer ein vertrauter Anblick und Spiegel der Jahreszeiten. Wegen ihrer stattlichen Größe und gestalterischen Wirkung steht die Kastanie unter Naturschutz und wird von Seiten der Stadt Kassel gepflegt und jährlich kontrolliert.

Bei der Kontrolle im Sommer 2020 hat ein Gutachterbüro einen massiven Pilzbefall im Wurzelbereich des Baumes festgestellt. Der Pilz ist von außen schwer zu erkennen, da der Baum vital erscheint, wodurch das tatsächliche Ausmaß der Wurzelschäden über eine visuelle Baumkontrolle schwer einzuschätzen ist. Aus diesem Grund wurde ein vertiefendes Gutachten in Auftrag gegeben, um mittels einer sogenannten „Bohrwiderstandmessung“ genauere Ergebnisse zu erhalten.

Diese punktuellen Messungen ergaben, dass die Wurzeln teilweise bereits erheblich zersetzt sind und die Verkehrssicherheit des Baumes somit nicht mehr gewährleistet schien. Aus diesem Grund hatte die Untere Naturschutzbehörde der Stadt zunächst entschieden, dass der Schutzstatus der Kastanie aufgehoben werden muss und der Baum gefällt werden kann.

Aufgrund der Intervention der evangelischen Kirchengemeinde als Eigentümerin des Baumes wurde ein Zweitgutachten in Auftrag gegeben. Mit Hilfe eines Zugversuchs, einem aufwendigen und technisch anspruchsvollen Verfahren, wurde die Bruch- und Standsicherheit des Baumes ermittelt. Dafür wurden am 18. Dezember vergangenen Jahres Sensoren und Seile am Baum angebracht und eine geringe und für den Baum unschädliche Wind-Ersatzlast simuliert.

Die Auswertung der ermittelten Daten ergab, dass die Kastanie trotz der festgestellten Wurzelschädigungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch mit ausreichend hoher Wahrscheinlichkeit standsicher ist. Das Gutachten empfiehlt jedoch, die Prüfung in spätestens in vier bis fünf Jahren zu wiederholen, um das Voranschreiten der festgestellten Wurzelschäden und deren Auswirkungen auf die Standsicherheit bewerten zu können.

Jede der an der Kastanie durchgeführten Standsicherheitsprüfungen kann nur ein Anhaltspunkt für die Entscheidung der Fachleute sein, ob eine Fällung erforderlich ist oder nicht. Der Sachverhalt zeigt, wie schwierig es selbst für erfahrene Gutachter ist, die Auswirkung vorhandener Schäden an Bäumen im Hinblick auf die möglicherweise von einem Baum ausgehende Gefahr zu bewerten. Nach wie vor sind daher vertieftes Wissen, Erfahrung und ein aufmerksames Auge die wichtigsten Instrumente für die Baumkontrolle, da nicht für jeden Baum kostenintensive Zugversuche durchgeführt werden können. Bei besonders prägenden und erhaltenswerten Bäumen mit einer hohen Sicherheitserwartung ist der Einsatz dieses Diagnoseverfahrens allerdings gerechtfertigt, um mit auf Grundlage der größtmöglichen Kenntnis eine Entscheidung zum Baumerhalt treffen zu können.

documenta-Stadt Kassel


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