Hessen gliedert junge Flüchtlinge erfolgreich ins Berufsleben ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine fachliche Bewertung (Evaluierung) des seit April 2016 laufenden Programms „Wirtschaft Integriert“ für junge Menschen unter 27 Jahren, die nur Grundkenntnisse in Deutsch haben und deshalb eine Ausbildung nicht ohne Hilfe bewältigen können.
„Rund 1.600 junge Menschen aus Asylherkunftsländern haben 2017 in Hessen eine Ausbildung begonnen. 2017 war seit langem das erste Jahr, in dem wieder mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden als im Jahr davor. Dazu haben die jungen Leute beigetragen, die nach Hessen geflüchtet sind, und dazu hat “Wirtschaft integriert” viel beigetragen“, sagte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir am Freitag. „Hessen hat eine im Ländervergleich einzigartige Initiative gestartet. Ich danke allen Partnern des Programms für ihr beharrliches Engagement.“
Wichtigstes Merkmal von „Wirtschaft Integriert“ ist die durchgehende Förderkette. Teilnehmer beginnen mit einer Berufsorientierung. Wer von dort nicht gleich in eine Ausbildung wechseln kann und mehr Vorbereitung benötigt, kann als Einstiegsqualifizierung ein 6 bis 12 Monate dauerndes Praktikum im späteren Ausbildungsberuf leisten. Parallel erhalten die Teilnehmer Sprach- und Stützunterricht sowie sozialpädagogische Begleitung, die sich während der Ausbildung fortsetzen.
Ideal für die Zielgruppe
Teilnehmen können schon länger hier lebende Menschen mit Migrationshintergrund, anerkannte Flüchtlinge, Asylbewerber mit Bleibeperspektive, geduldete junge Menschen ohne Arbeitsverbot, aber auch Deutsche mit Sprachförderbedarf. Für Mütter liegt die Altersgrenze bei 32 Jahren. Projektpartner sind die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, der Hessische Handwerkstag, die Arbeitsgemeinschaft der hessischen Industrie- und Handelskammern und das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. Das Wirtschaftsministerium investiert dafür im Jahr rund elf Mio. Euro.
Ein Team der Hessen Agentur hat das erste Programmjahr (April 2016 bis März 2017) eingehend untersucht, Statistiken ausgewertet, Teilnehmer sowie Netzwerkpartner interviewt und Lehrkräfte, Ausbilder und Sozialpädagogen befragt. Das Zeugnis fällt durchweg gut aus: Es attestiert dem Programm eine „durchdachte konzeptionelle Weichenstellung“ und eine „strukturierte und anpassungsfähige Programmumsetzung“.
Die Netzwerkpartner äußern sich überwiegend sehr zufrieden, die befragten Mitarbeiter werteten es als nahezu ideal für die Zielgruppe. Als besondere Stärken heben sie die bedarfsgerechte Förderkette und die Praxisnähe hervor.
Konzept der Förderkette findet Bestätigung
„Mit dem Konzept der Förderkette haben wir Neuland betreten“, sagte Minister Al-Wazir. „Deshalb freut uns die Bestätigung besonders. Der Bericht gibt uns jedoch auch wertvolle Hinweise zur Weiterentwicklung und Verbesserung des Programms. Das betrifft vor allem eine intensivere Förderung in der Berufsorientierung und eine intensivere Sprachförderung.“
Von den bislang gut 1.600 Teilnehmern der Berufsorientierungs-Phase konnte jeder Dritte in die Einstiegsqualifizierung (431) oder direkt in eine Ausbildung (100) überwechseln. Von den 389 Absolventen der Einstiegsqualifizierung wiederum schafften es 214 (55 Prozent) in die anschließende Ausbildung. Für diejenigen, denen dies nicht gelingt, gibt es weitere Unterstützungsangebote.
„Das Geld ist gut angelegt“
„Das Programm wird gut nachgefragt, das Geld ist gut angelegt“, sagte Al-Wazir. „Wir investieren nicht nur in die Integration, sondern gleichzeitig in unseren Standort. Denn der Fachkräftemangel entwickelt sich immer mehr zum Wachstumshemmer. Viele Betriebe, vor allem im Handwerk, suchen händeringend Auszubildende.“
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