P R E M I E R E Samstag 8. Juni 2019 TIF
Futurenothing
9 Stücke ,120 Minuten, jede Menge aufsteigende Nebelschwaden oder sich über die Bühne mäandernder Rauch und 25 Minuten Pause zum Atem oder Getränke holen.
Wie immer zum nahenden Ende der Spielzeit selbstentwickelte Stücke von Menschen des Tanzensembles vor ausverkauftem Hause. Im Mittelpunkt angesiedelt der Höhepunkt der Darbietungen – Elefantin. Eine Homage an Frau Barbie und das im wahrsten Sinne des Wortes gleich in doppelter Ausgabe., Alessia Ruffolo und Cree Barnett Williams (auch Inszenierung) haben das „Püppchen“ in Front der Leinwand mit der Barbiearmee tanzen lassen. Stildeko der 50er Jahre und Badeoutfit an Fotografien von. F.C. Gundlach erinnernd. Jede die sich mal versuchen will, seine am Boden liegende, zusammengeklappte Brille mit aneinanderliegenden gestreckten Fingern aufzusetzen, wird schnell merken, das dieses bei allem Klamauk gar nicht so einfach ist. Slapstickbewegungen und ein nicht zu überhörendes Amüsement aus den Publikumsreihen direkt vor der Pause. Ganz hohe Schule.
Begonnen hat das Spektakel mit der Inszenierung und gleichzeitigen Darbietung von Shafiki Sseggay irgendwo in der (Stein-) Wüste mit dem Stück Omutambuze (Nomad). Ließ uns wissen, dass letztlich irgendwo ein jeder Ausländer ist. Beim Wandern.
No self – Inszeniert von Lucca Ghedini und dargeboten von Christina Mertzani und Dafni Krazoudi stellt sich bei aller hypothetischer Person, hypothetischem Körper, hypothetischer emotionaler Sphäre, hypothetischer Gehirnreise, hypothetischer Realität und sonstigem hypothetischem die (Zuschauer) Frage ob es genau das nicht ist. Perhaps not hypothetical.
„Mad Fax“ – In der Inszenierung von Victor Rottier zelebriert Alison Monique Adnet eine Performance, umgeben von schwarzgekleideten Motorradhelm tragenden Statisten und Statistinnen. Nichtssagend, mit heruntergeklappten Visieren, wie schwarze Löcher.
Süchtig nach dem Nervenkitzel, nicht wissend was (hinter der nächsten Biegung (?) kommt, aber immer wissend auf was man sich eingelassen hat.
In der Choreo von Juan Jose Tirado Pulida -Vertigo – performen/transportieren Victor Rottier, Luca Ghedini und Sebastian Zuber ein Gefühl der Unausgeglichenheit der Wahrnehmung, inclusive der Augen und inneren Ohren oder der Art der Signale, wie sie vom Gehirn interpretiert werden. Schwindelgefühle, Instabilität und gefühlte Rotation bewegen sich durch Raum und Zeit.
Im Anschluß an die Pause „Hyphen“ von Alison Monique Adnet aufgeführt in der Inszenierung von Morgan Bobrow-Williams. Kühlschrank, Couch, Badewanne auf der Bühne. Alison Monique Ganzkörperanzug tragend mit durchsichtigen Gummistiefeln und einsichtigem Mantel mit Einstecktaschen für allerlei Krimskrams rundum, wie bei einem Wesen nicht von dieser Welt alles und nichts seiend. Ähnlich der „Bewegungsapperat“ der Positionen , Verrenkungen zeigt die nicht zwingend alltäglich sind und doch eine ganz eigene Ästhetik haben.
Why so serious ? Fragt Sebastian Zuber in dem von ihm selbst in Szenne GESETZtem Stück nicht nur, sondern liefert auch gleich Antwort an der Seite von Alessia Ruffolo. Ineinander, miteinander, auseinander und immer mal in Versuchung geraten an der aufgebahrten Torte naschend. Zum Ende hin sich mit selbst umgebundenem „Saberlätzchen“ daniederknieend vor der Torte. Mit der Handkante die Torte vierteilend und voller Hingabe einverleibend. Der Mund des Publikum ging auf, wie der Mond und sämtliche Seriösität wurde mit aufgegessen.
Beyond illusion – In Szene gesetzt und dargeboten von Christina Mertzani mit Engelshaar und metallenen Flügeln inspiriert vom Leben eines Engels wundernd und staunend des Tages eines Engels. Es kann ihr Engel sein, aber genauso gut deiner.
„Was wäre, wenn ich dir sagen würde das ich auch Emotionen habe, was wäre, wenn du wüßtest, dass ich manchmal von deinen Handlungen genervt bin. Was wäre, wenn du mich sehen würdest, mein wahres ich. Ich bin deine Reflexion, deine Fantasien, ich bin das was du tun willst und was du bedauerst zu tun. Ich bin deine Leidenschaft und Illusion. Ich bin die beste Version von dir. Siehst du das nicht?“
Zum Abschluß nach Choreografie von Sebastian Zuber von ihm selbst und Luca Ghedini peformt, der bewegenden Frage nachgehend – Have we gone too far?
Zweite und letzte Performance von alldem heute Samstag den 15. Juni im TIF. Unbedingt sich vorab schlau machen, ob überhaupt noch Karten vorrätig.
Zu wünschen wäre ein Raum der mehr Publikum als das TIF aufnehmen kann, aber in der die Nähe zur Bühne und den Akteuren sich nicht so verliert wie in einem halbvollem Schauspielhaus.
Spannend wäre sicherlich auch mal wieder ein Sommertheater irgendwo im Kasseler DRAUSSEN, wie einst.
Ganz großen Dank meinem Freund Patrice, ohne den die englische Textbeilage eine Beilage ohne Wert gewesen wäre.
/Peter Brauer
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